Schaffung neuer Lebensräume an der Ilme

Engagement für Flora und Fauna | Errichtung wichtiger Nahrungs-, Brut- und Zufluchtsstätten

Entlang der Ilme wurden von Schülern, Studenten und Naturschützern auf 600 Metern Hecken gepflanzt. Foto rechts: Naturschutzbeauftragter Gert Habermann erklärte das richtige Vorgehen beim Einsetzen der Heckengehölze.

Einbeck. Schneeball, Holunder, Purpur-, Asch- und Uferweide, Hundsrose, Schwarze Johannisbeere, Faulbaum, Kreuzdorn, Mahonie, Liguster, Heckenkirsche, Stechpalme, Pfaffenhütchen, Weißdorn, Felsenbirne, Waldhasel, Strauchmispel, Kornelkirsche oder Berberitze, diese heimischen Heckengehölze wurden jetzt auf 600 Metern entlang der Ilme gepflanzt. Zukünftig bieten sie durch ihre Blütenpracht zahlreichen Insekten lebensnotwendigen Pollen und Nektar, aber auch für wandernde Vögel im Herbst und Winter nahrhafte Beerenfrüchte, erklärte Gert Habermann, Naturschutzbeauftragter des Landkreises Northeim.

Schüler des beruflichen Gymnasiums und der Berufseinstiegsschule der BBS Einbeck mit ihren Lehrerinnen Michelle Disep und Regina Wiedenbrügge sowie Dörte Kirst-Bode, stellvertretende Schulleiterin, Studenten der »Stiftung Zukunft Wald«, die BUND-Ortsgruppe »Bartshäuser Turm« und die Naturschutzgruppe »Einbeck Natürlich« nahmen an der Aktion teil, um rund 2.500 heimische Heckengehölze in den Boden zu bringen.

Die Studenten stellten Hohlspaten der »Stiftung Wald« zur Verfügung und erklärten die Pflanztechnik. In Umweltprojekten hatten die Schüler des beruflichen Gymnasiums bereits Erfahrung gesammelt, sie unterstützten als »Experten« die Berufseinstiegsschüler bei der Pflanzung und erklärten den Sinn der Maßnahme, insbesondere die große Bedeutung des Lebensraums Hecke.

Kirst-Bode sagte, dass eine bunte Mischung an Schülern an der Aktion teilnehme. Verschiedene Kulturen seien vertreten; wichtig sei, sie einzubinden und ihnen Flora und Fauna der Region näherzubringen. Praxisorientiert etwas für die Natur zu leisten, schärfe die Sinne, biete großen Wissenszuwachs und führe immer wieder zu neuen Erkenntnissen. Schön sei auch, über die Zeit Entwicklungsfortschritte zu beo-bachten.

Nur durch die Unterstützung von Friederike Kutz, Wasserbauingenieurin vom Leineverband, dem der Gewässerstreifen der Pflanzparzelle gehöre, und durch die Förderung des Landkreises Northeim, der im Rahmen des Projektes »Biotopverbund durch Wildkatzenkorridore« rund 6.500 Euro zur Verfügung stellte, wurde das Projekt erst möglich, erklärte Habermann. Einen neuen, artenreichen Lebensraum schaffe man an der Ilme. Er dankte zudem Martin Brünig, Fachbereichsleiter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Northeim, für das Engagement.

Auf einer Gewässerstrecke von rund 1,3 Kilometern erfolgte 2018 eine Renaturierung der Ilme, erklärte Kutz. Neben der streckenweisen Aufhebung der bisherigen Uferbefestigung wurde das Fließprofil auch aufgeweitet. Es entstand eine Auenlandschaft mit verbesserter Gewässerstruktur. Dank Habermanns Engagement werde das Areal weiterentwickelt. Auf 600 Metern erfolgten Heckenbepflanzungen mit Unterstützung von Schülern, Studenten und Naturschutzgruppen. Dafür bedankte sich Kutz.

Zu den Aufgaben als Naturschutzbeauftragter gehöre, nicht nur auf Missstände hinzuweisen, sondern sich nachhaltig für Arten- und Uweltschutz einzusetzen, so Habermann. Unter seiner Federführung entstanden schon elf Schulwälder im Landkreis, vier davon in Einbeck.

Hecken seien unentbehrliche Lebensräume für viele Feldbewohner, erklärte er. Sie bieten Schutz sowie Nahrung und stellen im Biotopverbund wichtige Verbindungselemente zu den einzelnen Lebensräumen dar. Weiter seien sie Nahrungs-, Brut-, Zufluchts- und Schlafstätten. In ihrem Schutz wandern zum Beispiel Wildkatzen durch die sonst ausgeräumte Feldflur. Hecken stellen stabilisierende, strukturverbessernde Elemente in der Landschaft dar, schaffen Windruhe und beugen der Austrocknung des Bodens vor. Bei starkem Niederschlag verhindern sie die Erosion des wertvollen, kaum zu ersetzenden Ackerbodens.
Hecken schützen das Fließgewässer und ihre Organismen vor abdriftenden Pflanzenschutzmitteln aus der angrenzenden Agrarfläche. Andererseits leben in ihnen Schlupfwespen, Schwebfliegen und viele andere Insekten. Diese seien dem Landwirt hilfreich bei der ökologischen Schädlingsbekämpfung, zum Beispiel bei der Reduzierung der an den Kulturpflanzen saugenden Läusen und Käfern.

Bei den weltweiten Umweltproblemen sei es wichtig, so Habermann, dass jungen Menschen durch solche Projekte Zuversicht vermittelt und Mut gemacht werde, selber tätig zu werden. Mit viel Eifer wurden von den Beteiligten heimische Heckengehölze an der Ilme gepflanzt, um gemeinsam etwas für Natur- und Artenschutz in der Region zu leisten.mru