Schauspielerinnen können nett sein

KulturRing präsentiert »Das zweite Kapitel« mit Herbert Herrmann und Nora von Collande

Eine intelligente Komödie, die einen sensiblen Einblick in das Gefühlsleben zweier erwachsener Menschen gewährt, präsentierte der KulturRing Einbeck am vergangenen Wochenende im Bendow-Theater: Auf dem Spielplan stand die Boulevard-Komödie » Das zweite Kapitel« mit Herbert Herrmann und Nora von Collande, die bereits des öfteren in Einbeck das Publikum begeisterten. Und auch diesmal erhielten die Darsteller viel Applaus.

Einbeck. Das Drehbuch von »Das zweite Kapitel« stammt aus der Feder  von Neil Simon Er hat immer wieder seine eigene Biografie, sein persönliches Leben in seinen Stücken verarbeitet. Diesmal geht es um George, und der ist natürlich Schriftsteller. Er lebt in New York. Der Mann ist seit einem Jahr Witwer. Den Tod seiner Frau Barbara hat er nicht wirklich verkraftet. Gerade eben suchte er Distanz auf einer Europa-Reise. Jetzt ist er zurückgekehrt und igelt sich ein.

In einer Boulevard-Komödie kann das so nicht bleiben. Da betritt die Schauspielerin Jennie die Bühne, die wunderbarerweise gerade eine Scheidung hinter sich hat und ebenfalls alles andere als eine neue Bindung wünscht. Lieber will sie, wie sie gleich mehrfach sagt, wieder Jungfrau werden. An Stelle des Unterhalts wünscht sie sich die verlorenen Jahre zurück. Und nun kommen Georges Bruder Leo (Stefan Schneider) und Jennies Freundin Faye (Yuri Beckers) ins Spiel  – beide sind verheiratet und haben eine anstrengende Seitensprung-Affäre. Diese beiden guten Menschen bringen nun zusammen, sie verkuppeln die beiden einsamen Neu-Singles George und Jennie. Die verlieben sich auch prompt und heiraten überstürzt. Denn George weiß, dass »Schauspielerinnen auch nett« sein können. Aber es läuft nicht alles wie erhofft. Denn George kann seine erste Frau nicht vergessen. Wie in einer Boulevard-Komödie erwartet, gibt es aber ein gutes Ende - die beiden einsamen Herzen finden zueinander.

Das Stück nimmt das Leben von der lustigen, aber auch von der traurigen Seite in den Fokus. Und auch da gibt es noch Komisches zu entdecken. Regisseur Herbert Herrmann spielt auch gleich die Hauptrolle. Flott und mit leichten Pointen inszeniert er das Stück. Gekonnt stellt er George in seinen verschiedenen Gemütslagen dar – selbst einen Lachanfall weiß er geschickt einzubauen. An seiner Seite agiert seine Frau Nora von Collande als Jennie. Zickig, bisweilen witzig, elegant oder schlagfertig - von Collandes Spiel ist facettenreich. Jennie weiß, was sie will und nimmt das Ruder in die Hand. Zusammen agieren die beiden berühmten Schauspieler in gewohnt souveräner Weise auf der Bühne, was sicherlich auch den Erfolg des Stücks ausmacht.

Nebenher erfährt der Zuschauer auch vom Techtelmechtel von Bruderherz Leo mit Faye. Nur dass Leo die ganze Geschichte von Georges Trauerzeit erzählen muss, nimmt dem Stück etwas an Unterhaltsamkeit. Rasant agieren die vier Schauspieler, das geschickt arrangierte Bühnenbild und viele Kostümwechsel sorgen für Tempo. Im Vordergrund aber steht die Darstellungskunst des Ehepaares Herrmann/von Collande. Leichte Unterhaltungskost wurde auf gutem schaupielerischem Niveau serviert. Das Einbecker Publikum bedankte sich mit viel Applaus bei den Darstellern des »Zweiten Kapitels«.sts