Ausschuss für Kernstadtfragen

Schicksal der Schnurbäume in der Bismarckstraße ungewiss

Maßnahmen gegen hochgedrückte Bürgersteige diskutiert / Pläne für Fällen von 19 Bäumen noch einmal prüfen / Sicherungspflicht

Ist der Zustand von Fußweg – und stückweise auch der Straße – schon so schlecht, dass die Schnurbäume an der Bismarckstraße gefällt werden müssen, oder ist eine andere Lösung möglich? Mit dieser Frage hat sich der neue Ausschuss für Kernstadtfragen in seiner ersten Sitzung beschäftigt. Zunächst informierten sich Ausschussmitglieder und Anlieger vor Ort, anschließend wurde im Alten Rathaus nach Wegen gesucht, denn die Baumfällung stößt auf Skepsis, gerade auch wegen der damit verbundenen Kosten.

Einbeck. Die Schnurbäume in der Bismarckstraße stellen seit einigen Jahren ein Ärgernis für die Anwohner und für Fußgänger dar: Die starken Wurzeln haben an vielen Stellen den Bürgersteig angehoben, so dass Stolperfallen entstanden sind. Auch ein Teil der Straßendecke ist bereits hochgedrückt. Die Wurzeln ziehen auch Mauern der Anliegergrundstücke in Mitleidenschaft, und durch die Kronen, die teilweise dicht an die Häuser reichen, werden die Wohnungen verschattet. Man habe, räumte Baudirektor Gerald Strohmeier bei der Besichtigung vor Ort ein, seinerzeit einen Fehler gemacht, als die Bäume an diese Stelle gepflanzt wurden. Wenn kein entsprechender Platz vorhanden sei, sollte man auch keinen solchen Baum setzen. Das gleiche gelte für verschiedene andere Pflanzungen, die überarbeitet werden müssten, aber wenn wenig Geld da sei, müsse man sich konzentrieren, was man tun wolle. Bäume, so betonte Strohmeier, sollten nur dort stehen, wo sie auch eine Chance zum Existieren hätten. Insgesamt stehen in der Bismarckstraße 31 dieser Schnurbäume. 19 sollen, so ein erster Vorschlag der Verwaltung, gefällt werden, zwölf könnten erhalten bleiben. »Die Säge wird ein Eingriff sein«, warnte Strohmeier. Während einige Anlieger die Vorschläge für gut hielten als eine Lösung, auf die sie schon lange gewartet hätten, hielten Bürger als Zuhörer im Ausschuss die Maßnahme für übertrieben. 47.000 Euro seien zu viel, um »ein bisschen Geholpere« zu beseitigen.

Es seien, hieß es bei der Besprechung der Besichtigung, zum Teil sehr enge Pflanzstand-orte gewählt worden. Die Bäume hätten keine Zukunft. Bei 19 Fällungen seien aber auch neun Nachpflanzungen mit jeweils neun Quadratmetern Pflanzfläche geplant – das sei mehr Platz, als dem einzelnen Baum jetzt zur Verfügung stehe, und dafür würde etwas Parkraum an der Straße wegfallen. Als Ersatz habe man sich den kleinkronigen Spitzahorn gedacht. Er entwickele sich langsam. Zudem sei er sparsam in der Pflege. Bereits 2010 habe der damals zuständige Ausschuss sein Einverständnis zu Maßnahmen gegeben, blickte Strohmeier zurück, allerdings mit der Vorgabe, Kosten zu sparen. Es gebe zudem durchaus Argumente für den Erhalt der Bäume, jeden Einzelfall sollte man sich genau angucken. Sollte man sich für die Beseitigung, also das Fällen und Ausfräsen des Baumstukens, entscheiden, könnte das im kommenden Winter geschehen. Im nächsten Jahr wäre dann Zeit für die Reparatur von Straße und Bürgersteig.

Auf die Schäden an den Grundstücken machte Hans-Dieter Loycke als Anlieger aufmerksam. Weiter hieß es, die Wurzeln seien teilweise bis zu den Versorgungsleitungen der Häuser vorgedrungen. Man habe »nichts gegen  Bäume«, aber die hier stehenden Exemplare seien nicht geeignet. Umso besser sei der Plan, mit dessen Umsetzung man nicht so lange warten dürfe, bis die Straße unter weiteren Folgeschäden leide. Er sei unentschlossen, gab Ausschussmitglied Alexander Kloss, SPD, zu. Zum einen schätze er den Alleecharakter der Straße, zum anderen sehe er, dass die hochgedrückten Gehwegbereiche ein Problem seien. Er finde es gut, wenn jeder einzelne Standort noch einmal überprüft werde. Zudem gebe es einen gut ausgebauten Fußweg auf der anderen Seite. In jedem Fall sollte man zusehen, dass man die Kosten senke und das Flair der Straße erhalte.

Die einmalige Atmosphäre der Straße wollte auch Dietmar Bartels, Grüne, erhalten wissen. Die Horrorszenarien mit gestürzten Fußgängern seien möglicherweise nur nachgeschobene Gründe, er könne die Gefahren nicht nachvollziehen.

Dass es sich um die falschen Bäume an dieser Stelle handele, sei klar, so Peter Osterloh, GfE. Zur Frage, ob das Meinungsbild der Anwohner umfassend sei, verwies Hans-Dieter Loycke auf eine Liste mit 60 Anliegerunterschriften. Osterloh sprach sich dafür aus, die Anwohner für Pflegepatenschaften zu gewinnen.

Man müsse entscheiden, was wertvoller sei: das Risiko, die Straßenseite zu wechseln, oder die Bäume für das Klima, so Heidrun Hoffmann-Taufall, CDU. Die Bäume hätten für sie Priorität. Auch sie war dafür, detailliert zu prüfen, wo gehandelt werden müsse.

Einstimmig sprach sich der Ausschuss dafür aus, den Plan kritisch zu überprüfen und in einer der nächsten Sitzungen erneut zu diskutieren. Man müsse sehen, ob hinsichtlich der Verkehrssicherungspflicht alles getan worden sei. Mit den Anwohnern sollen Gespräche geführt werden, ob sie bereit wären, auf ihren Grundstücken Bäume anzupflanzen. Im kommenden Jahr könnten die Maßnahmen für den Haushalt eingeplant beziehungsweise umgesetzt werden. Ausbaubeiträge werden nicht erhoben.ek

Mai-Ur-Bock-Anstich zum Brauhaus-Hoffest