Schlechtes Hören muss kein unabänderliches Schicksal sein

Einbecker Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte am Sonnabend, 8. Juni, ab 10 Uhr mit Infostand auf dem Einbecker Marktplatz

Schlechtes Hören muss kein unabänderliches Schicksal sein. Moderne Geräte- und Medizintechnik machen es möglich, dass selbst taube Menschen wieder hören können. Was machbar ist, darauf weist der CI-Tag hin, der Tag, den die Deutsche Cochlear Implantat Gesellschaft unter das Motto »CI – wie Musik in meinen Ohren« gestellt hat. Am Sonnabend, 8. Juni, präsentiert sich dazu auch die Einbecker Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte auf dem Marktplatz – bereit, Fragen von Betroffenen, Angehörigen und Interessierten zu beantworten.

Einbeck. Der CI-Tag beginnt um 10 Uhr an der Marktkirche. An der Südseite werden die Mitglieder der Einbecker Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte wieder einen Informationsstand aufbauen, sie sind bis 13 Uhr ansprechbar. Dabei greifen sie für Betroffene, Angehörige und Interessierte die Schwerpunktthemen Hören, Cochlea-Implantat (CI) und Selbsthilfe auf. Die Mitglieder stehen allen Ratsuchenenden mit Beratung, Hilfe und Begleitung zur Seite. Zum CI-Tag informiert Sascha Waldeyer, Hörgeräte Sattler, über die Vielfalt moderner Hörgeräte, und in einem Hör-Mobil ist ein Hörtest möglich.

Ein Cochlea-Implantat, eine Innenohr-Prothese, bedeutet für viele Menschen, dass sie wieder oder wieder besser hören können – häufig sogar erstmals. Das bringt in der Regel eine Steigerung von Lebensqualität, eben »Musik in den Ohren«. Das solle allerdings nicht heißen, dass es für jeden CI-Träger uneingeschränkt möglich sei, Musik zu genießen, erläuterte Franz Hermann, Präsident der CI-Gesellschaft. Die akustische Wahrnehmung von Musik über ein CI gelte noch immer als eine Herausforderung, größer als die des Verstehens von Sprache. Das Motto sei vielmehr ein Anspruch an die eigene Lebensqualität. Schirmherr des bundesweiten CI-Tages ist der Musiker Peter Maffay. Für viele Menschen sei es leider tägliche Realität, dass sie ohne Hörsinn zurecht kommen müssten, schreibt Maffay dazu: Sie könnten weder die Gespräche der Mitmenschen noch die Geräusche des Alltags oder der Natur hören. Es sei eine unglaubliche Herausforderung für Menschen mit Hörbehinderung, in einer Welt zurechtzukommen, die von Klängen und Geräuschen erfüllt sei – davor habe er Respekt. Die Peter Maffay Stiftung fördere ein Projekt, das es gehörlosen Kindern aus Osteuropa ermöglichst, ein Cochlea-Implantat zu erhalten. Sie können damit nicht nur hören, sondern auch sprechen lernen, und vielleicht entdecken sie ihre Liebe zur Musik. Er wünsche sich, so der Musiker weiter, dass der CI-Tag viele Menschen erreiche, die sich vielleicht noch nie Gedanken darüber gemacht hätten, welche Rolle das Hören in ihrem Leben spiele.

Ein CI wird eingesetzt, wenn herkömmliche Hörgeräte wenig oder gar keinen Nutzen mehr haben. Es wandelt Schall in elektrische Impulse um, durch die der Hörnerv im Innenohr stimuliert wird. So können Sprache und Geräusche wieder wahrgenommen werden. Ein Teil des Geräts wird operativ hinter dem Ohr eingesetzt, der Sprachprozessor mit Sendespule wird wie ein Hörgeräte hinter dem Ohr getragen. Mehr als 28.000 ertaubte Erwachsene und Eltern von gehörlos geborenen beziehungsweise hörgeschädigten Kindern haben sich seit 1984 für ein Cochlea-Implantat entschieden.

Ein Hörverlust entwickelt sich häufig schrittweise, die Symptome sind zunächst schwer zu erkennen. Häufig braucht es eine gewisse Zeit, bis die Betroffenen ihr Problem akzeptieren. Schwerhörigkeit ist häufig mit Vorurteilen verbunden, denen sich viele nicht aussetzen möchten. Ursachen von Hörverlust können die Alterung sein, aber auch genetische Defekte, ebenso Lärm. Bereits ab dem 30. oder 40. Lebensjahr büßt der Mensch sein gutes Gehör ein. Von den über 80-Jährigen ist jeder zweite schwerhörig. Die altersbedingte Schwerhörigkeit kann nicht geheilt werden, aber es gibt Hilfsmittel, mit denen man ein weitgehend normales Leben führen kann. Auch darüber wird der CI-Tag informieren.

Die Einbecker Selbsthilfegruppe gibt es seit einigen Jahren, Ansprechpartnerin ist Angelika-Lina Hübner in Wenzen. In Holzminden befindet sich eine Gruppe in Gründung. Sie wird sich bei einem Selbsthilfetag Mitte September präsentieren. Unterstützt wird die Gruppe dort durch die Selbsthilfeorganisation KIBIS. Nach dem CI-Tag geht es für die Einbecker Gruppe erst einmal in die Sommerpause. Die regelmäßigen monatlichen Gruppenteffen werden am 17. August fortgesetzt. Dann geht es um die Frage »Wie beantragt man einen Schwerbehindertenausweis?«. Der Nachmittag beginnt um 15 Uhr in der logopädischen Praxis Tesmar in Einbeck, Dr.-Friedrich-Uhde-Straße. Kontakt kann man zur Einbecker Selbsthilfegruppe auch über facebook aufnehmen.ek