Umweltschutz soll Herzensangelegenheit werden

Vertrag unterzeichnet: Löns-Realschule bekommt einen Schulwald | Zeichen gegen Klimawandel setzen

Verträge, Plakette und der Waldklimakoffer: Schulleiter Jörn Kretzschmar, Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und Stiftungsdirektor Franz Hüsing (von links) haben das jüngsten Schulwaldprojekt besiegelt.

Einbeck. 800 Büsche und 200 Sträucher sollen im Schulwald der Löns-Realschule in der kommenden Woche gepflanzt werden. Den Vertrag, der das möglich macht, haben die Stadt Einbeck als Eigentümerin des Grundstücks, Schulleiter Jan Kretzschmar und Franz Hüsing von der Stiftung Zukunft Wald jetzt unterzeichnet.

Die Schüler haben die Feierstunde im Wilhelm-Bendow-Theater mit einem themenorientierten Programm begleitet. Mit einer »Pflanzaktion« verschönerten die Klassen 5b und 6b die Bühne; eine Theaterszene zum Thema spielte die AG des Ganztagsangebot, und die Klassen 6b und 7a luden bei »He’s got the whole world« zum Mitsingen ein. Einen flotten Tanz zeigten 5b und 5c. Ein Schulwald sei mit dem Motto »Schulwälder gegen Klimawandel« ein Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekt, stellte Schulleiter Jörn Kretzschmar fest.

Es sei wunderbar, dass die Löns-Realschule Teil dieses Projekts sein dürfe. Er dankte der Stiftung, aber auch der Stadt Einbeck, die den Platz für die Bäume zur Verfügung stelle. So viele Bäume für 30 Jahre zu begleiten, das sei kein langer Entscheidungsprozess gewesen. Gert Habermann, Naturschutzbeauftragter des Landkreises, habe sich sehr dafür eingesetzt und auch ihn schnell überzeugt: »Das ist eine gute Sache.«

Auch bei einer Dienstbesprechung mit dem Kollegium habe er seine Begeisterung übertragen können. So einen außerschulischen Lernort sollte man sich nicht entgegen lassen. Auch Bedenken zum Hochwasserschutz konnten durch Habermanns Beharrlichkeit ausgeräumt werden. Ende Januar sei alles geregelt gewesen, nun stehe die Unterschrift unmittelbar bevor. Umwelt- und Naturschutz, seien in der Löns-Realschule fest verankert, stellte er fest.

Die Schüler sensibilisiere man für die Endlichkeit der Ressourcen beziehungsweise für Nachhaltigkeit. Ein Pflanztag, wie er am kommenden Dienstag stattfinde, sei ein handlungsorientierter Zugang zum Thema. Der Schulwald mache es möglich, in der Natur zu forschen, über die Grenzen der Fächer hinaus.

Positiv sei zudem, dass man den Schulwald innerhalb von 20 Minuten zu Fuß erreichen könne. Im Rahmen einer Doppelstunde bleibe genug Zeit zum Forschen. Der Wald wandele sich seit Jahrtausenden, stellte er fest. Längst sei die Zeit vorbei, in der Germanien komplett mit Wald bedeckt war. Inzwischen seien es noch rund 30 Prozent. Ein Bewusstsein für die Gefährdung sei gewachsen, auch mit Blick auf den Klimawandel. Bäume könnten CO2 binden, und die Pflanzung sein zwar nur ein kleiner Beitrag, aber das Problembewusstsein werde geschärft.

Aus Sicht der Schule sei der Wald ein Glücksfall. In gemeinsamer Pflege und Arbeit könne man die Natur bewusster wahrnehmen. »Wir brauchen Taten, damit Umweltschutz eine Herzensangelegenheit wird.« Schuldezernent Stefan Hetzer sagte in seinem Grußwort, er sehe sich als Botschafter für Wälder. Sie seien ein schöner Teil der Natur. Und anders als Kolumnistin Anne Weiß, die eine »Generation Doof« sehe, in der Tablets bekannter seien als Gartengeräte, sei er der Meinung, die Schüler engagierten sich sehr in ihrem künftigen Schulwald.

Die Lehrer ermunterte er, den Wald für Projektunterricht zu nutzen, viele Fächer und Themen würden sich dafür anbieten. Der Wald werde über die eigene Schulzeit hinaus interessant sein, denn, zitierte er Eugen Roth, ihn zu fällen, dauere eine halbe Stunde, ihn wachsen zu lassen, ein Jahrhundert.

»Den habe ich damals gepflanzt«, vielleicht könnten die Schüler den eigenen Kindern das einmal erklären. Anerkennung sprach er der Stadt Einbeck aus, denn nun hätten alle Schulen der Sekundarstufe I einen Schulwald. Wenn das in Niedersachsen überall so wäre, »hätten wir viel mehr grüne Lungen«. Sie sehe einen tollen Abschluss eines Projekts, das 2012 mit dem Schulwald der Goetheschule begonnen wurde, stellte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek fest. Ziel sei es gewesen, alle weiterführenden Schule entsprechen auszustatten.

Dank sagte sie Gert Habermann und Franz Hüsing, die Elan und Durchhaltevermögen gezeigt hätten. Mit Überzeugungskraft hätten sie vermittelt, wie wichtig ein Schulwald sei. Nun gehe es darum, ihn zu pflanzen, zu pflegen und als außerschulischen Lernort weiterzugeben. Ebenso bedankte sie sich bei Wilfried Kappei von der Verwaltung, denn mit seiner Hilfe habe es immer geklappt, die passenden Grundstücke zu finden und das vertraglich zu regeln - immerhin für 30 Jahre. »Ich wünsche euch, dass ihr im Schulwald viel Freude habt«, wandte sie sich an die Schüler.

Bäume und Schüler hätten viel gemeinsam: Wurzeln, einen Stamm, Äste und Blätter. Sie stünden für Stärke, Wachstum, verzweigte Interessen und Talente. »Wir sehen uns nächste Woche«, versprach sie, bei der Pflanzung dabei zu sein. Das Projekt bekomme eine Dimension, die er nie geahnt habe, gestand Franz Hüsing, Stiftungsdirektor der Stiftung Zukunft Wald. Vor wenigen Tagen habe er mit Jugendlichen aus der ganzen Welt 1.000 Flatterulmen gepflanzt.

Angesichts politischer Verwerfungen und Sorgen um das Klima sei das ein hervorragender Ansatz. Klimaveränderungen würden die Jungen stärker als seine Generation treffen. Man könne den Prozess nicht aufhalten, aber mildern. Einbeck, freute er sich, sei schnell dabei gewesen. Mit der Löns-Realschule pflanze man den 101.

Schulwald in Niedersachsen. Mehr als 60.000 Schüler seien landesweit dabei. Bäume pflanzen tue gut, und es sei schön, dass die Jugendlichen mit dem Herzen dabei seien. Gert Habermann und Dr. Sabine Michalek hätten in Einbeck Zeichen gesetzt: Die Stadt sei vorn in Niedersachsen. Die Projektidee von 2011, dem Internationalen Jahr der Wälder, habe sich hervorragend entwickelt.

Die Überlegung, was bis 2100 mit den Wäldern passiere, habe zu einer Vision geführt: »Pflanzt nicht Worte, sondern Bäume.« Ein Schulwald könne gegen den Klimawandel wirken, über Generationen. Beeindruckend sei die Fähigkeit, CO2 zu speichern: Der Schulwald sei 0,4 Hektar groß, er speichere vier Tonnen pro Jahr. Franz Hüsing überreichte der Schule nicht nur die Plakette »Schulwälder gegen Klimawandel«, sondern auch einen Waldklimakoffer, mit dem sich zahlreiche Möglichkeiten des schulischen Arbeitens im Wald bieten.ek