Sehr diszipliniert und ganz entspannt

Schüler der IGS nehmen Regeln für Schulbetrieb in Corona-Zeiten ernst | Arbeitsintensiver

In Kleingruppen werden die Abschlussjahrgänge an der IGS unterrichtet. Das Schulleben scheint derzeit sehr entspannt.

Einbeck. Auch beim Lernen gilt in diesen Zeiten: Abstand halten. Vor einigen Tagen sind die Abschlussjahrgänge der IGS Einbeck in ihre Schule zurückgekehrt. Jetzt bereiten sie sich in Kleingruppen mit ihren Lehrern auf die anstehenden Abschlussprüfungen ab 20. Mai vor. Schulleiterin Sandra Friedrich lobt ihre Schüler, die »sehr diszipliniert und ganz entspannt« mit den neuen Regeln umgehen.

Die jungen Leute haben sich regelrecht gefreut, wieder ihre Schule besuchen zu dürfen, die Mitschüler zu sehen, den Lehrern von Angesicht zu Angesicht »Hallo« zu sagen. Und doch: Es war auch ein komisches Gefühl, sich nah zu sein, um doch auf Abstand gehen zu müssen – Schule in Zeiten von Corona.

Die Sekretärin ist durch Spuckschutz geschützt, das Treppenhaus wird auf der einen Seite aufwärts, auf der anderen Seite abwärts genutzt, und auch in den Pausen muss Abstand gehalten werden. Überall hängen Hinweise zu den neuen Regeln, der Husten- und Nies-Etikette. Manche Schüler tragen Mundschutz – das ist über mehrere Stunden eine Herausforderung. Desinfektionsmittel steht bereit, für Toilettengang und das Händewaschen wurde ein personalisiertes System entwickelt. Überall kleben Markierungsstreifen, die auf die einzuhaltenden Abstände aufmerksam machen. Mundschutz wurde bestellt, denn Gesundheit gehe vor, sagt die Schulleiterin.

Die Busse seien ziemlich leer, einige Schüler seien aufs Fahrrad umgestiegen. Im Bus muss ein Mundschutz getragen werden, in der Schule nicht unbedingt. Manche tragen ihn freiwillig. Schüler, die zu einer Risikogruppe gehören, machen Homeschooling. Für sie die Abschlussprüfungen zu organisieren, bedeute einen noch höheren Personalaufwand.

Sprecherin Josy Stein sagt, der Alltag laufe fast wieder normal – auch wenn es in der Schule sehr still ist. Unterrichtet werden die Kleingruppen tageweise wechselnd in den Hauptfächern Mathe, Deutsch und Englisch in Doppelstunden, immer im gleichen Raum. Alle Türen stehen offen, in den Kleingruppen könne man wesentlich konzentrierter arbeiten, meint die Schülerin. Referate werden per Video abgeliefert, und das sei einfacher, als wenn man sie vor der Klassen halten müsse. Arbeitsmaterial wird den Schülern digital beispielsweise über IServ zur Verfügung gestellt. Mehr als 90 Prozent des Arbeitsmaterials werden bereits digital ausgegeben, so Friedrich. Falls Schüler über keine Endgeräte verfügen, könnten iPads bereit gestellt werden. »Die Digitalisierung hat einen Schub bekommen«, stellt die Gesamtschuldirektorin fest.

»Arbeitsintensiver« ist in Corona-Zeiten der Unterricht für Schüler und Lehrer, unterstreicht Lehrkraft Sina Halbfaß. Und auch die Schüler meinen, dass sie zurzeit viel Freizeit haben, weil die Freizeitaktivitäten weggefallen seien. Da bleibe nur noch die Schule, für die man nun mehr tue.

Die Pausenzeiten erfolgen zeitversetzt, die Mehrheit der Kleingruppe entscheidet, ob es nach draußen geht oder nicht. »Oft spielen wir Stadt-Land-Fluss«, sagt Josy Stein. Manchmal macht auch der Lehrer mit. Überhaupt findet sie, dass Lehrer und Schüler in diesen Zeiten noch enger zusammengerückt seien.

Die Arbeit der Schulleiterin hat sich auch verändert – weniger Unterricht und Termine, viel Logistik. Thema sind beispielsweise die Stornokosten bei den abgesagten Klassenfahrten. Friedrich, die im engen Austausch mit dem Schulelternrat steht, freut sich, dass es seitens der Eltern keine Kritik gebe, sondern eine »positiv-wertschätzende Haltung«.

Eingerichtet ist auch eine Notbetreuung, in der die Aufgaben erledigt werden. In der Gruppe gelinge das besser als zuhause, meint ein Schüler. Mit Schulsozialarbeiterin Simone Bertram wurden gerade Friedenssteine für den 8. Mai bemalt. Sie stellt fest, dass die Schüler ihr fehlen. Zwar halte sie Kontakt per Whats-App oder hat Elternbesuche unternommen, dennoch fehle der persönliche Kontakt.

Schade sei, dass man nun nicht mehr im gesamten Klassenverbund unterrichtet werde, sagt Josy Stein. Der Klassenrat trifft sich jetzt nur noch per Video. Und der Abschluss: Die Feier wird ausfallen, obwohl bereits schöne Kleider dafür ausgesucht waren. Vielleicht kann man die Zeugnisübergabe – die ja keine Übergabe sein wird – feierlich gestalten, wünscht sie sich. Dafür werde man eine Lösung finden, ist Schulleiterin Friedrich optimistisch.
Nach und nach sollen weitere Jahrgänge in die Schule zurückkehren. Dann sieht Schulleiterin Friedrich allerdings Probleme auf sich zukommen – räumlich und personelle.

Die Anmeldung der neuen Schüler wird in diesem Jahr anders sein – im Foyer stehen weit entfernt voneinander Tische, an denen die Erziehungsberechtigten die notwendigen Formulare ausfüllen können. Wenn sie eigene Stifte mitbringen, wäre das schön, meint die Schulleiterin - ansonsten wird auch hier – wie an so vielen Stellen – desinfiziert.sts