Seit 50 Jahren vorbildlich verhalten

Im Straßenverkehr: Verkehrswacht ehrt Hans-Hermann Grumbrecht und Harald Schlesier

50 Jahre unfallfreies Fahren – dafür wurden jetzt Harald Schlesier aus Einbeck und Hans-Hermann Grumbrecht aus Dassel von der Verkehrswacht mit dem Goldenen Lorbeerblatt, Urkunde und Nadel ausgezeichnet. Der Vorsitzende der Einbecker Verkehrswacht, Andreas Huchthausen, sowie Geschäftsführer Burghard Jablonski verbanden mit der Auszeichnung den Wunsch auf weitere vorbildliche Verkehrsteilnahme.

Einbeck. Die Ehrung nahm Huchthausen zum Anlass auf die Entwicklung der Verkehrssicherheit in einem halben Jahrhundert zurück zu blicken. Vor 50 Jahren, stellte er fest, sei es um die Verkehrssicherheit nicht gut bestellt gewesen. Das zeige die erschreckende Zahl von über 16.000 Verkehrstoten. Obwohl damals nur sieben Millionen Kraftfahrzeuge unterwegs waren – heute sind es 52 Millionen – war die Zahl der Verkehrstoten damals um ein Vielfaches höher als heute.

Eine der wesentlichen Ursachen der Unfalltoten waren betrunkene Fahrer, denn strafrechtliche Folgen drohten erst ab 1,5 Promille. Mit dem Ziel, dies zu ändern, wurde die Deutsche Akademie für Verkehrswissenschaften gegründet, die den Verkehrsgerichtstag ins Leben rief.

Ebenfalls um 1960 begann man, neue Konzepte im Straßenbau umzusetzen. Autobahnen erhielten Leitplanken auf dem Mittelstreifen, und die gesamte Infrastruktur des Straßenverkehrs wurde unter Sicherheitsgesichtspunkten optimiert.  So waren hinten angeschlagene, so genannte Selbstmördertüren, ab Mitte 1963 an Neufahrzeugen nicht mehr zulässig. 1964 erhielten Fußgänger Vorrang an den seit 1952 massenhaft verbreiteten Zebrastreifen. Umgehend begann der Rückbau der Zebrastreifen, sie wurden zunehmend durch Ampelanlagen ersetzt. Im Fernsehen thematisierte »Der siebte Sinn« Aspekte der Verkehrssicherheit.1968 wurde die Typprüfung von Sicherheitsgurten vorgeschrieben. Seit Mai 1968 müssen Pkw und Lkw ein Warndreieck mitführen. Auch die Situation des Rettungswesens Ende der 60er Jahre war katastrophal, es gab beispielsweise nur in einzelnen Großstädten Notrufnummern. Im Juni 1969 wurde der Deutsche Verkehrssicherheitsrat gegründet, der eine Langzeitkampagne  für partnerschaftliches Verhalten startete »Hallo Partner – danke schön« wird Einigen noch in Erinnerung sein.

Langsam erkannte man, dass Kinder je nach Alter nur begrenzt in der Lage sind, sich autogerecht und damit verkehrssicher zu verhalten. Dreipunktgurte wurden ab April 1974 für Neufahrzeuge vorgeschrieben, die Anschnallpflicht gilt seit 1976. Nach 1985 wurden Autositz, Sicherheitsgurt, Gurtstraffer und Airbag zu einem integrierten fahrzeugspezifischen Rückhaltesystem weiter entwickelt. Moderne Fahrzeuge sind heute mit bis zu zehn Airbags ausgestattet. Und nach dem ABS wurde eine Vielzahl weiterer Fahrassistenzsysteme als Systeme zur Fahrunterstützung, Unfallvermeidung oder zur Minderung der Unfallfolgen entwickelt. Dazu gehören unter anderem Fahrdynamiksysteme oder Einparkhilfen.

1996 wurde eine Gesellschaft europäischer Verkehrsministerien gegründet, die einheitliche Crashtests an Neufahrzeugen durchführt und danach deren Sicherheit bewertet. Seit April 2001 drohen schon bei 0,5 Promille Alkohol Fahrverbote. Absolut fahruntüchtig ist man heute mit 1,1 Promille. Die Sicherheit für Fahrzeuginsassen endet auch bei modernsten Serienfahrzeugen beim Aufprall mit Tempo 80 auf ein festes Hindernis, die Sicherheit der Fußgänger bei Tempo 30. 2010 erreichte die Zahl der Verkehrstoten mit 3.648 einen historischen Tiefststand, 2011 stieg sie allerdings wieder an. sts