Seniorenrat »erlebt« Einbeck neu

Stadtrundfahrt mit Linienbus / Begutachtung der Haltestellen und Problemzonen In Städten wie Hamburg, Berlin, Köln oder München müssen Interessierte viel Geld ausgeben, um bei einer Stadt-Rundfahrt die Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen. In Einbeck hingegen ist dies für nur 1,50 Euro möglich, da die »Stadt«-Linie 259 im Stunden-Takt viele Bereiche der Heimatstadt abfährt. »Mit-Reisende« können bei dieser Tour viele Ecken und Bereiche Einbecks sehen, die sie sonst kaum wahrnehmen. Zusammen mit Vertretern der Ilmebahn unternahmen Mitglieder des Einbecker Seniorenrates diese »Reise« und fühlten sich wie Touristen in einer fremden Stadt.

Einbeck. Das Ziel war, herauszufinden, an welchen Haltestellen Handlungsbedarf bestehe, wo es Engpässe gebe, welche Stationen am häufigsten frequentiert würden, wo es Probleme für Personen mit Mobilitätsbeeinträchtigtungen gebe und in welchen Stadtgebieten ein besonderer Bedarf bestehe, so die Ideengeber Wolfgang Keunecke und Ernst-August Lühmann. Um die erschwerten Bedingungen für ältere und kranke Menschen beim Ein- und Aussteigen zu verdeutlichen, hatte Ilka Dirnberger zusätzlich einen Rollstuhl und einen Rollator für die Besichtigungstour von der Deinerlinde ausgeliehen. Damit sollte demonstriert werden, wie beschwerlich das Überwinden von Stufen und Treppen sowie Lücken zwischen Bordsteinen und Trittbrettern sei. Besonderes Augenmerk lag bei der Fahrt auf den neuralgischen Punkten mit der höchsten Personenanzahl wie dem ZOB und dem Neustädter Kirchplatz sowie den Stellen mit den höchsten Gefahrenpotenzial wie dem Möncheplatz. Von der Ilmebahn waren Geschäftsführer Christian Gabriel und der Leiter des Fachgebiets Omnibus, Martin Schröder, bei der Rundfahrt anwesend, um Tipps und Tricks zu geben sowie Informationen zu liefern. Die »Reise« durch Einbeck begann und endete am Möncheplatz, wobei in den 55 Minuten die Haltestelle mehrfach als Startpunkt für drei unterschiedliche Schleifen angefahren wurde. Viele Mitglieder des Seniorenrates erblickten  unter anderen Gesichtspunkten ihre Heimatstadt, stellen aber ebenso Mängel fest. So hielten Busse, die den Möncheplatz anfahren, vor allem die ortsfremden Unternehmen, einen zu großen Abstand zum Bürgersteig. Dieses behindere und erschwere den Einstieg von älteren oder mobilitätsbeinträchtigten Personen, da sie ein Lücke von rund 50 Zentimetern überwinden müssten, wie Paul Traupe erklärte. Zusätzlich sei die gebogene Beschaffenheit der Haltestelle erschwerend.

Gabriel erklärte, dass zehn Omnibusse der Ilmebahn Niederflurwagen seien. Diese könnten an den Stationen geneigt werden, so dass das Ein- und Aussteigen erleichtert werde. Weiter haben viele Busse eine klappbare Rampe, die Personen mit Rollstühlen, Rollatoren und Kinderwagen das Betreten vereinfache. Zwar sollte der Busfahrer die Rampe bei Bedarf betätigen, doch dürften auch hilfsbereite Bürger diese bedienen, um anderen Passagieren zu helfen, so der Geschäftsführer. Er stellte dar, dass die Busfahrer viel zu beachten hätten und oft unter Druck stünden, da sie nur ein kleines Reservezeitfenster hätten. Die Fahrt durch enge Straßen, wie Weidenfeld, Görlitzer Straße oder Beethovenstraße koste jedoch viel Zeit, so dass der eingeplante Puffer von fünf Minuten, oft aufgebraucht werde. Ab 7.30 Uhr führen die Busse im Stundentakt, so dass die Bürger genau wüssten, wann die Verkehrsmittel des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) wo ankommen und abfahren. Die Mitglieder des Seniorenrates wollten ebenso wissen, ob es Möglichkeiten gebe, weitere Haltestellen zu realisieren, wie in der Nähe eines SB-Warenhauses oder im Bereich der Carl-Orff-Straße. Daraufhin erklärte Gabriel, dass mindestens zweimal im Jahr Evaluierungen des Fahrgastaufkommens stattfinden, um zu erfahren, welche Stationen wie oft frequentiert würden. Modifizierungen der Route seien mittelfristig möglich, wenn ein kontinuierlicher Bedarf bestehe und wenn dies im Rahmen der 60-Mintuten-Taktung möglich sei, so der Geschäftsführer.

In einer der nächsten Sitzung des Seniorenrates soll das Thema ÖPNV noch einmal mit der Ilmebahn besprochen werden. Alle Beteiligten wollen sich gemeinsam dafür stark machen, dass ein zukunftsorientiertes Konzept erstellt werde, bei dem die Belange von vielen Gruppen berücksichtigt werden sollten. Dieses soll nach Erstellung als Petition öffentlich an den Bürgermeister übergeben werden.

Abschließend betonten die Mitglieder des Seniorenrats, dass sie Gabriels Idee gut fänden, einen ausrangierten Bus zu einem Sightseeing-Gefährt mit Panorama-Dach umzubauen. Dieser könnte touristisch die Linie 258 bedienen, um Gästen und Bürgern interessante Stellen der Stadt zu zeigen.mru

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