Siegfried Sander hat ein Stück Agrarpolitik mitgestaltet

Beim Landvolktag im Einbecker Bendow-Theater: Verabschiedung des langjährigen Vorsitzenden / Auch Willi Teutsch geht

Eine Ära endet: Siegfried Sander aus Dassensen, seit Mitte der 80er Jahre an der Spitze des Landvolks in der Region, ist im Rahmen des Landvolktages in Einbeck offiziell verabschiedet worden. Nachfolger Hartmut Danne ist bereits vor einigen Monaten gewählt worden und ins Amt eingestiegen. Und zum Monatsende geht mit Geschäftsführer Willi Teutsch zudem ein langjähriger Weggefährte Sanders in den Ruhestand. Die Nachfolge tritt Gerhard Rudolph an.

Einbeck. Siegfried Sander sei durch den Wiegeskandal in den 80er Jahren in der früheren Northeimer Zuckerfabrik zur berufsständischen Arbeit gekommen, erinnerte der stellvertretende Vorsitzende des Niedersächsischen Landvolks, Helmut Meyer. Schnell sei Sander zum Vorsitzenden gewählt worden, sein Engagement für die Rübe habe er beibehalten. Beim Landvolk-Vorsitz in der Region beließ es Siegfried Sander nicht, er wurde auch Bezirksvorsitzender in Hildesheim, und er gehörte dem Landesvorstand an, wo er Vorsitzender des wichtigen Finanzausschusses war. »Siegfried Sander interessiert sich für die Region, aber er blickt auch über den Kirchturm hinaus«, bestätigte Meyer. Das Ehrenamt sei ihm neben der Zuckerrübe dabei immer das liebste Kind gewesen. Standfest, klar und deutlich, so habe er die Interessen des Berufsstandes intensiv vertreten. Nörgler habe er dorthin geschickt, wo sie hingehörten, schmunzelte Meyer.

Man habe sich gegenseitig den Rücken gestärkt, bestätigte Hartmut Danne, seit einigen Jahren Sanders Stellvertreter. Die Auseinandersetzungen seien mitunter hart, aber immer fair gewesen. In der gemeinsamen Amtszeit hätten sie eine gute menschliche Schiene gefunden, das sei wunderbar gewesen. Nur bei seiner ersten Wahl 1985 habe es eine Kampfabstimmung gegeben, anschließend sei Sander stets einstimmig gewählt worden. Unter seiner Führung wurden die Fusionen mit Northeim, Bad Gandersheim und Osterode vollzogen. 2003 wurde er mit der Goldenen Ehrennadel des Niedersächsischen Landvolks geehrt, bei seinem Ausscheiden wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Kreisverbandes.

Für große Politik, »von Brüssel aufwärts«, habe sich Sander stets interessiert, und er habe sich da mit hervorragendem Fach- und Sachverstand eingebracht. Aber politisches Engagement vor Ort in Dassensen zeige, dass er zugleich bodenständig geblieben sei. Er habe sich große Meriten erworben, betonte Danne, sei stets mit Spaß und Freude bei der Sache gewesen – und hinterlasse nun ein Riesenloch.

Neben seinem Ehrenamt sei seine Familie sein Hobby, sie stehe ganz oben, »auch wenn sie das nicht immer gemerkt hat.« Wie gut er mit 67 Jahren noch aussehe, das sei sei sicher der Pflege durch Familie und Kollegen zuzuschreiben. »Wir haben Siegfried Sander ganz viel zu verdanken«, so Dannes Bilanz.

»Alles hat seine Zeit«, zitierte Sander einen Bibelspruch, etwa die Freude. Er freue sich über viele Bekanntschaften, die er während seiner Amtszeit geschlossen habe. Er habe Weggefährten gefunden, aber auch mit Enttäuschungen fertigwerden müssen. Er habe sich selbst hinterfragt und sei Kompromisse eingegangen. »Ohne Pflichten gibt es keine Freiheiten«, betonte er, und ehrenamtliches Engagement sei die Basis für erfolgreiche Politik für den Berufsstand. Die Interessen von Berufskollegen habe er hartnäckig vertreten, und durch das Vertrauen der Mitglieder konnte er ein Stück Agrarpolitik mitgestalten. Dazu habe er auch Netzwerke zu Politik und Verwaltung geknüpft. Die erste Fusion habe er 1991 mitgemacht, die jüngste 2008 mit Osterode. Das Landvolk sei zukunftsfähig aufgestellt, so Sanders Botschaft.

Dank für die Unterstützung galt seiner Frau und seiner Familie, aber auch allen Wegbegleitern für die interessante Zeit. Sein Ziel sei die Verbesserung der Situation der Betriebe und der bäuerlichen Familien gewesen. Dabei sei er seinen Weg sehr gradlinig gegangen. Wenn das zuweilen als harsch angekommen sei, habe er das so nicht gemeint. In Zukunft, war er sicher, werde man neue Probleme diskutieren müssen. Er hoffe, dass der Verband seine Kompromiss-fähigkeit erhalte. Besonderen Dank sprach er dem langjährigen Geschäftsführer Willi Teutsch aus, der ein wichtiger Ratgeber sei, und allen Mitarbeitern. Mit Gerhard Rudolph habe man einen guten Nachfolger für die Geschäftsführung gefunden. Seinen eigenen Nachfolger lobte Sander als aktiven Mann, der mit Mut, Kreativität, und einer glücklichen Hand zum Wohl der Mitglieder wirken werde.

»Die Institution« des Landvolks, Willi Teutsch, geht Ende Februar nach 35 Jahren beim Landvolk-Kreisverband und 40-jährigem Wirken für den Berufsstand in den Ruhestand. Auch er dankte den Mitgliedern, die ihn über so viele Jahre getragen und sich ihm anvertraut hätten, und allen Vorstandsmitgliedern. Siegfried Sander sei ein Vorsitzender mit Ecken und Kanten gewesen, dabei aber geradeheraus und nicht nachtragend, betonte Teutsch. Bei seiner Arbeit mit Politik, Verwaltungen, Behörden und Institutionen habe er immer einen Weg zur Verständigung gefunden, blickte der Geschäftsführer zurück. Die Landwirtschaft sei ein starker Wirtschaftsfaktor, den es weiter zu stärken gelte.ek