Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales

So stellen sich Jugendliche ihr neues Zentrum vor

Erste Ergebnisse der Online-Umfrage vorgestellt / Politiker beeindruckt von starker Beteiligung / Planung folgt auf »Phantasiephase«

Wie die Jugendlichen in Einbeck sich »ihr« neues Haus der Jugend vorstellen, darüber hat sich der Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales bei seiner jüngsten Sitzung informiert. Das Haus der Jugend am Tiedexer Tor muss weichen: Das Grundstück soll für ein 50-Zimmer-Hotel genutzt werden, das im Zusammenhang mit dem »PS.Speicher« am Tiedexer Tor gebaut werden soll. Zuvor soll es aber ein neues Haus der Jugend geben, an einem anderen Standort und möglichst mit besseren Bedingungen als bisher. Die Ergebnisse einer Umfrage, die die Jugendlichen dazu durchgeführt haben, sind jetzt vorgestellt worden.

Einbeck. Seit bekannt wurde, dass das Haus der Jugend für ein Hotel abgerissen werden soll, treffen sich Einbecker Jugendliche regelmäßig zu Diskussionsrunden – immer sonnabends um 15 Uhr. Sie »planten« ein neues Haus der Jugend im Rahmen einer Zukunftswerkstatt, führte Jugendpfleger Henrik Probst aus. Begonnen habe man dieses Beteiligungsverfahren mit einer Informations- und einer Kritikphase, in der es darum gegangen sei, was man besser machen und wie man Jugendliche einbeziehen könne. In der Phantasiephase konnten die Jugendlichen ohne Reglementierung zusammentragen, was ihnen wichtig wäre. Jetzt steht die Planungsphase an, in der es konkreter wird. Dann müssten, so Probst, auch Fakten kommen, nämlich dazu, wieviel Geld zur Verfügung steht und welcher Standort in Frage kommt. Der Prozess mache Spaß, viele Jugendliche würden dahinter stehen. In einzelnen Arbeitsgruppen wurde über die Nutzung für Musik, Sport, Offene-Tür-Arbeit, Kinder und Kreativgruppen gesprochen.

Weiter wurde eine Umfrage ins Internet gestellt, und Fragebogen wurden an alle Einbecker Schüler der Klassen 5 bis 12 verteilt. Im Internet haben sich bisher 281 Personen zwischen fünf und 68 Jahren an der Umfrage beteiligt. Über 1.000 Fragebögen sind ebenfalls ausgefüllt worden, sie sind aber noch nicht ausgewertet. Timo Ehlert und Benjamin Lange berichteten über die bisherigen Ergebnisse aus dem Internet. Der Altersdurchschnitt der Befragten lag bei 22,61 Jahren. 86 Prozent der Befragten waren für einen zentrumsnahen Standort. Wichtig waren unter anderem ein Café/Bistro, eine Disco, Küche, Tonstudio, Proberäume für Band und Besprechungsräume. 89 Prozent wünschten sich eine Mehrzweckhalle, beispielsweise für Ballsport, skaten, klettern oder BMX. Kickern, tanzen und kickboxen waren ebenfalls gewünscht. 75 Prozent waren dafür, Jugendzentrum und Mehrzweckhalle unter ein Dach zu bringen. Öffnungszeiten sollen werktags in der Zeit von 13 bis 21 Uhr und am Wochenende in der Zeit von 10 bis 14 Uhr sein, wobei 90 Prozent für die Wochenend- und 97 Prozent für Ferienöffnung stimmten. Ganz wichtig war vielen Befragten Hausaufgabenhilfe, aber auch Workshops, ein Snoozelenraum, ein Snack-Angebot, Berufsvorbereitung und Präventionsangebote.

Die neue Einrichtung sollte nicht nur das Haus der Jugend unterbringen, sondern sinnvollerweise auch Familienservicebüro, Kinder-Café und weitere Institutionen zusammenfassen. Es sollte komplett barrierefrei sein, zentrumsnah gelegen sein, zehn bis 15 Minuten von der Innenstadt entfernt und ein großzügiges Außengelände haben. Auf der Wunschliste standen Platz für Konzerte, für Blumen- und Gemüsebeete, für eine Feuerstelle, ein Beachvolleyballfeld, eine Halfpipe, eine Tischtennisplatte und Graffiti-Wände. Eine Sofa-Ecke war ebenso gefragt wie ein Bistro, Dart, Billard, Kicker, eine Großbildleinwand, ein Fitnessraum und Möglichkeiten für kreative Betätigung. Eine große Küche für Kochkurse, Werkstattbereich, Platz für Vereine sowie für Jugendring und Jugendpflege soll es geben. Die Multifunktionshalle sollte Möglichkeiten für verschiedenste Sportarten bieten, außerdem sollte eine Veranstaltungsbühne vorhanden sein.

Die Ausschussmitglieder waren beeindruckt, mit welcher Intensität die Jugendlichen das Thema angegangen sind. Lob gab es für die große Beteiligung. Jetzt müsse man sehen, was man daraus machen könne, so die Ausschussvorsitzende Margrit Cludius-Brandt, SPD. Man müsse dabei entscheiden, ob das Haus der Jugend so bleiben soll, wie man es kenne, oder ob mehr daraus werden sollte, so Rolf Hojnatzki, SPD. Ein verträgliches Umfeld, ein Außengelände und Entwicklungspotenzial sollte der neue Standort haben. Für eine innenstadtnahe Lösung plädierte Marc Hainski, GfE. Beim Standort Kohnser Weg/ehemaliges Flüchtlingswohnheim gebe es Vorbehalte wegen der Lage. Die Antworten zeigten den Bedarf, jetzt gelte es, den finanziellen Rahmen abzustecken. Kreativität und Aktivität lobte Ulrich Vollmer, CDU, der von den vorgeschlagenen Standorten die Turnhalle der ehemaligen August-Henze-Schule am Verkehrsamt favorisierte, aber auch die ehemalige Stadtgärtnerei sollte man prüfen. Wenn jetzt nicht der große Wurf gelinge, müsse man darauf achten, dass die Lösung ausbaufähig sei, gab Dietlind Ostermann, SPD, zu bedenken. Mit dem politischen Rahmen sollte man sich erst einmal zurückhalten und die Jugendlichen planen und wünschen lassen, schlug Anne Trybuhl, FDP, vor. Die starke Verbindung von Haupt- und Ehrenamt sah Heidrun Hoffman-Taufall, CDU, in dem Projekt. Gerade die Multifunktionshalle sei schon lange ein Thema, das jetzt endlich auf den Weg gebracht werden könnte. Allerdings warnte sie davor, Wünsche zu wecken und die Jugendlichen dann enttäuschen zu müssen, weil das Vorhaben nicht eins zu eins umgesetzt werden könne.

Möglicherweise müsse man noch in diesem Monat erneut zusammentreten, um einen Beschluss zu fassen, gab die Vorsitzende zu bedenken. Angesichts der Kommunalwahl, der Konstituierung des neuen Rates und der Bildung der Ausschüsse könne man sonst in Zeitnot kommen. Einen Abriss des Hauses der Jugend vor einer alternativen Lösung dürfe es nicht geben, betonte Henrik Probst. Das war auch einstimmige Meinung im Ausschuss, und das habe man auch in der ersten Gesprächsrunde der Jugendlichen schon deutlich gemacht, erinnerte Bürgermeister Ulrich Minkner. Die Sympathie für das Hotel-Projekt sei da, aber man brauche erst eine Lösung für das Jugendzentrum. »Eine solche Einrichtung ist ein Mega-Stein im Brett, wenn es darum geht, junge Fachkräfte nach Einbeck zu holen«, machte Benjamin Lange deutlich. Die Beteiligung zeige zudem den Bedarf. Die Einrichtung wäre nützlich für die ganze Stadt. Zum Standort berichtete Fachbereichsleiter Albert Deike, dass es mehrere Immobilien gebe, die in Frage kämen; allerdings seien viele in privater Hand, so dass darüber – noch – nicht gesprochen werden sollte.

Wenn sich die Jugendlichen am Sonnabend, 15. Dezember, wieder treffen, soll auch ein Vertreter des Bauamtes dabei sein und über Kosten informieren. Dann hat auch schon ein weiteres Gespräch mit der Kulturstiftung Kornhaus stattgefunden, bei dem über Finanzierung beraten wird.ek