1912: Sommerfrische auf der Hube

Einbeck. Alle Gäste blickten zur Kamera, als diese Aufnahme der Hubegaststätte im Jahr 1912 gemacht wurde. Die Gruppe im Vordergrund rechts scheint ein Großvater mit seinen vier Enkelinnen zu sein, dahinter stehen und sitzen sieben junge Männer. Der lächelnde Junge vor dem Schokoladenautomaten sitzt allein am Tisch.

Wahrscheinlich gehört er zum Fotografen. Alle tragen Sonntagskleidung. Viele Jahrhunderte war die Hube der nördliche Verteidigungspunkt der Einbecker Landwehr. Anfang des 18. Jahrhunderts verlor sie diese Funktion. Seit 1735 verpachtete die Stadt die Gebäude auf der Hube »mit der Berechtigung zur Wirthschaft«.

Der erste Pächter des Gasthauses war Johann Heinrich Berkenbusch. Er hatte den Gasthof von seinem Vater Hans Heinrich übernommen, der den Grenzkrug (hier stand der Landwehrturm, der die Grenze nach Norden sicherte) bereits seit längerem bewirtschaftete.

Damals lief hier die Hauptverkehrsstraße in Nord-Süd-Richtung vorbei. Wegen der extrem starken Steigung war die Hube in ganz Norddeutschland bekannt beziehungsweise berüchtigt. Wenn man als Durchreisender die Stadt durch das Ostertor verließ, führte die Straße mit einer Steigung von 1 zu 15,5 bis zum 314 Meter hohen Hubeberg hinauf.

So gut wie alle Kutschen und Fuhrwerke mussten am Gipfelpunkt halt machen, um die Pferde zu versorgen oder zu tauschen. Viele Reisende waren froh, dort oben eine Gaststätte zu finden und die »Hubewirtschaft« bot die entsprechenden gastronomischen Annehmlichkeiten. 1740 machte sogar der König auf der Hube Rast.

Sein Aufenthalt dauerte zwar nur eine gute Stunde, die Zeit reichte aber, dass sich viele Einbecker Bürger versammeln konnten und mit einer nicht unbeträchtlichen Menge an Weinflaschen ein spontanes Volksfest feierten. Nachdem die Regierung 1827 beschlossen hatte, den Berg zu umgehen und die Hauptstraße durch das Tal bei Kuventhal umzuleiten, war die Gastwirtschaft auf der Hube vom Reiseverkehr abgeschnitten.

Ab jetzt gab es auf der Hube nur noch das Ausflugslokal. Seit 1888 hielt auf der Bahn gegenüber der Kegelclub »Constantia« sein jährliches Hubekegeln ab. Der letzte Hube-Pächter war Albert Hase, der seine Gaststätte »Luftkurort zur Hube« nannte. Bei »Tante« Elfriede Hase und ihrem dreibeinigen Hund trafen sich regelmäßig Jung und Alt zum gemütlichen Beisammensein. Sie versorgte neben den Kegelbrüdern auch bis 1956 die Teilnehmer des Hubebergturnfestes.

Zum Abschluss dieser Sportveranstaltung strömten jedes Jahr Tausende Einbecker auf die Hube, um an der Siegerehrung teilzunehmen. Doch diese Zeiten sind lange vorbei - nur noch die älteren Einbecker können sich an die Hubegaststätte erinnern. In den 1960er Jahren stand die »Hube« einige Zeit leer. Niemand wollte den Betrieb weiterführen. Schließlich hatte Frau Hase das Wasser immer vom nahe gelegenen Brunnen holen müssen.

Die sanitären Anlagen waren, wie manches andere im Gebäude, einfach nicht mehr zeitgemäß: Es fand sich kein Pächter mehr. 1970 wurden die Gebäude bei einer Feuerwehrübung »warm abgerissen«. Heute steht an der Stelle der Gaststätte ein überdachter Grillplatz. Von der alten Befestigung und vom Hubeturm findet man zwischen dem Landwehr-Stein und der Linde nur Mauerreste und einzelne Steine.wk