Sonderpreis für eine schlechte Straße

Im Wettbewerb Straße Einbeck-Vardeilsen ausgezeichnet / Erste konkrete Erfolge

Niedersachsens schlechteste Landesstraßen liegen in den Landkreisen Hameln-Pyrmont und Northeim oder sie verbinden die Kreise Emsland und Grafschaft Bentheim. Das ist das Ergebnis des Wettbewerbs »Schlechteste Landesstraße 2010«, den die SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag veranstaltet hat.

Einbeck. Die Preisträger, also die Vertreter der betroffenen Kommunen, erhielten jeweils eine als Verkehrsschild gestaltete Urkunde. Allen Nominierten wurden symbolische Schecks über die jeweils be-nötigte Sanierungssumme überreicht, »einzulösen beim niedersächsischen Wirtschaftsminister«. »Unsere Aktion war ein großer Erfolg, weil es gelungen ist, mithilfe des Wettbewerbs die Landesregierung aufzurütteln und zum Handeln zu zwingen«, so der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Uwe Schwarz am Rande der Preisverleihung. Ende Oktober 2009 hatte die SPD-Landtagsfraktion den Wettbewerb gestartet. Über die SPD-Abgeordneten waren rund 50 Nominierungen aus ganz Niedersachen eingegangen.

»Allein diese Resonanz hat bereits dazu geführt, dass die Landesregierung sich in vielen Regionen Niedersachsens dem Problem der schlechten Straßen widmen musste. In einigen Bereichen ist sie nach jahrelangem Nichtstun endlich tätig geworden und lässt marode Fahrbahnen sanieren oder erneuern. Ziel des Wettbewerbs war es, den schlechten Zustand der niedersächsischen Landesstraßen zu dokumentieren und die Landesregierung zu einem verstärkten Mitteleinsatz zu zwingen, damit Landesvermögen gesichert wird«, machte Gerd Will, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, den Hintergrund der Aktion deutlich.

Wegen des strengen und lang anhaltenden Winters konnte die Jury aus unabhängigen Fachleuten des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, der IG BAU sowie der Automobilklubs AvD und ACE erst Ende März die zuvorausgewählten zehn Favoriten für den Titel »Schlechteste Landesstraße 2010« in Augenschein nehmen. An zwei Tagen tourte die Jury rund 800 Kilometer durch ganz Niedersachsen. Am 29. April kam die Jury letztmals zusammen, um die »Sieger« zu küren.

»Unser Wettbewerb zeigt erste, ganz konkrete Erfolge. So haben an einigen Landesstraßen in diesem Frühjahr bereits die Sanierungsarbeiten begonnen. Zudem wird in der nächsten Sitzung des Landtages im Juni ein Entschließungsantrag der SPD-Fraktion behandelt werden, in dem die Erkenntnisse des Wettbewerbs eingeflossen sind«, so Uwe Schwarz weiter.

Auch die ungewöhnliche Situation, von der die Ortsdurchfahrt in Einbeck-Vardeilsen betroffen ist, wurde von der Jury berücksichtigt. Die Planungen für eine neue Ortsdurchfahrt sind abgeschlossen. Dennoch ist der Baubefehl bis heute noch nicht eingegangen. Die mehrfachen Überschwemmungen, die wegen fehlender ausreichend dimensionierter Regenablaufrohre entstehen, haben vor diesem Hintergrund fast schon tragische Züge, so die Jury in der Begründung. Der Appell der Jury zum schnellen Handeln wurde mit dem Motto »Straße her- Hochwasser weg!« noch einmal bekräftigt und Vardeilsen mit einem Sonderpreis bedacht.

Der für den Bereich Einbeck zuständige Abgeordnete Uwe Schwarz dazu: »Ich werde weiter am Ball bleiben, bis die Landesregierung endlich auch diese dringend notwendigen Mittel für die Sanierung der Straße freigeben wird. Nicht nur der Zustand der Straße, sondern auch die Hochwassersituation in Vardeilsen sollte Grund genug sein, endlich zu handeln und die Betroffenen nicht länger zu vertrösten.«

Ortsbürgermeister Hermann Kahle, der den Preis in Hannover entgegengenommen hatte, freute sich einerseits über die Berücksichtigung seiner Landesstraße, hätte aber dennoch gerne darauf verzichtet und lieber schon den längst überfälligen Baubeginn, für den er sich schon seit Jahren stark macht, in seiner Ortschaft begleitet.oh