Spargelstängel und Spinatblätter

Bereits im 9. Jahrhundert fand der Mangold den Weg in die Klostergärten

Spargelstängel und Spinatblätter an einer Pflanze? Hat hier die Gentechnik nachgeholfen? Keineswegs, denn es handelt sich bei dieser Kombination um den Mangold, und diese Nutzpflanze ist bereits seit Jahrhunderten in aller Munde. Die ältesten Funde in Deutschland stammen aus römischen Militärlagern. Im 9. Jahrhundert fand der Mangold den Weg in die Klostergärten, später (um 1300) auch in die Bauerngärten. Sehr gebräuchlich war er sowohl als Acker- als auch als Gartenpflanze vom 16. Jahrhundert an.

Einbeck. Die Rippen wurden wie Spargel gekocht und die Blätter wie Spinat, daran hat sich bis heute nichts geändert. Dass auch die Northeimer schon früh diese Delikatesse zu schätzen wussten, geht auch Fruchtknäulen hervor, die man in einem Brunnen am Entenmarkt fand, der aus der Zeit der Reformation stammt.

Der Mangold ist eine Kulturform der Rübe (Beta vulgaris L.). Aus dieser Art sind drei weitere Nutzpflanzen entwickelt worden. die Rote Beete, die Runkelrübe und die Zuckerrübe. Von diesen enthält der Mangold zwar die geringsten Mengen an Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten, dafür ist er aber reich an Kalium und Calcium; Vitamin C und Carotin sind in mittleren Anteilen vorhanden.

Nicht nur mit seinen Inhaltsstoffen kann der Mangold punkten, sondern auch mit seinem Äußeren. Die krausen Blätter stehen auf kräftigen Stielen, die ihm als Speicherorgan dienen. Sorten mit gelben oder dunkelgrünen Blättern und weißen Stielen sind seit dem Mittelalter bekannt. Für einen Hingucker im spätsommerlichen Garten sorgt eine Neuzüchtung mit roten Blattrippen und roten Stielen. Mangoldpflanzen mit ihren knallgelben, leuchtend roten, weißen, hellgrünen oder rosafarbenen Stielen sind so attraktiv, dass sie mittlerweile auch eine Rolle im Ziergarten spielen. Ob man sie einzeln in Töpfe oder als Rabatte pflanzt, ist eine Frage des Geschmacks und des Platzangebots.

Üblicherweise erntet man von einer Mangoldpflanze im ersten Jahr nach der Aussaat mehrmals jeweils bis zu einem Drittel der Blattmasse. In milden Wintern überdauert die Pflanze und kommt im zweiten Jahr zur Blüte. Die unscheinbaren Blüten verraten dem Botaniker die Zugehörigkeit der Art zur Familie der Fuchsschwanzgewächse.Ungewöhnlich an dem Namen Mangold ist, dass er nicht, wie sonst üblich, auf einen lateinischen Namen oder auf eine Pflanzeneigenschaft zurückgeht. Einige Sprachforscher leiten ihn aus dem althochdeutschen Männernamen »Managolt« ab. Das bedeutet »Vielherrscher, Stärke, Kraft«.

Geschickt vermarktet als Kraft- und Stärkespender, könnte es dem Mangold endlich gelingen, sich aus dem Schatten seines nahen Verwandten, dem Spinat, zu lösen. An Schönheit ist er ihm allemal überlegen und über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.     Ingrid Mülleroh