Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung

Standorte Poser und Grimsehlstraße in der GMA-Bewertung

Positive Bewertung von Einzelvorhaben durch Marktgutachter / Entwicklung beider Flächen wird als kritisch für die Innenstadt gesehen

Welche Auswirkungen hätte die Ansiedlung von Einzelhandel auf dem Poser-Gelände und/oder auf der Fläche Grimsehlstraße/Saalfeldstraße für die Innenstadt? Diese Frage hat die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) untersucht. Jeder Standort für sich könnte, so das Ergebnis, umgesetzt werden, allerdings mit Einschränkungen. Die Entwicklung beider Standorte würde in der Innenstadt zu Verwerfungen führen, lautete die Prognose.

Einbeck. Zum geltenden Einzelhandelskonzept erklärte Baudirektor Gerald Strohmeier, dass es eine Steuerungsfunktion für die Bauleitplanung habe. Mit der Entwicklungsgesellschaft Wombat aus Sangerhausen und der part AG aus Bad Gandersheim seien zwei Unternehmen an die Stadt herangetreten, die sich für große Flächen interessierten: Wombat für das Gelände Globus/Raab-Karcher, wo ein SB-Warenhaus, ein Möbelmarkt und ein Elektrofachmarkt angesiedelt werden müssen, part AG für die ehemalige Gellermann-/Dresser-Fläche an der Grimsehlstraße, wo Lebensmittel-Discounter, Textilmarkt, Drogeriemarkt, Elektrofachmarkt sowie ein Dienstleistungsgebäude geplant sind. Beides, so Strohmeier, kollidiere mit dem Einzelhandelskonzept. Deshalb habe man eine Auwirkungsanalyse erstellt – für beide Standorte einzeln und auch gemeinsam.

Vorgestellt wurde die Analyse von Birgitt Wachs von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung. Auf dem Poser-Gelände sind ein Kaufland-Markt und ein Möbel-Boss-Markt mit jeweils 4.000 Quadratmetern vorgesehen, außerdem möchte Expert Medialand sich mit 1.400 Quadratmetern vom Butterberg hierher verlagern und vergrößern. Untersucht hat die Marktgutachterin, wie sich die Pläne in das Standortgefüge einpassen würden. Als positive Faktoren nannte sie die Erreichbarkeit, die Größe des Areal und die bessere Versorgung im Nord- und Westbereich der Stadt. Negativ sei unter anderem, dass es sich um einen Gewerbestandort handele, dass damit keine wohnortnahe Versorgung verbunden sei und dass die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr nicht gut sei.

Für die Grimsehlstraße sei ebenfalls die Medialand-Verlagerung mit 1.400 Quadratmetern vorgesehen, außerdem wünschen sich Aldi, Kik und Ihr Platz eine Verlagerung von der Otto-Hahn-Straße dorthin. Diese Ansiedlungen mit 900, 440 und 630 Quadratmetern Fläche habe man allerdings als Neuansiedlung geprüft, so Birgitt Wachs, weil das Baurecht auf der jetzigen Fläche bestehen bleibe, dort also eine Fortführung des Handels möglich wäre. Außerdem ist ein Dienstleistungszentrum mit fünf kleineren Geschäften vorgesehen. Die Umgebung hier weise bereits Einzelhandelsnutzung auf. Günstig für den Standort sei die Lage in einem etablierten Sonderstandort, der auch im Umland bekannt sei, hieß es. Die Anbindung sei gut, könne aber noch verbessert werden. Ungünstig sei, dass der nördliche Teil nicht ans Altendorfer Tor gebunden sei, außerdem gebe es keine Anbindung zur Innenstadt. Anhand detaillierter Daten führte die Referentin aus, welche Umverteilungen von den Ansiedlungen zu erwarten wären. Die Neuansiedlung von Kaufland werde erhebliche Wirkungen auf den Einbecker Einzelhandel haben. Die Umverteilungsquote bei Nahrungs- und Genussmitteln dürfte bei 19 bis 20 Prozent in der Innenstadt und 25 bis 26 Prozent in sonstigen Lagen liegen.

Die Vorhaben am Möncheplatz und die Erweiterung des Edeka-Marktes Ilsemann am Walkemühlenweg würden dadurch erschwert. Keine Umverteilungen seien vom Möbelmarkt zu erwarten, hier werde vielmehr eine Angebotslücke geschlossen, das sei uneingeschränkt positiv. Beim Elektromarkt handele es sich um eine Umsiedlung, die Erweiterung sei an diesem Standort vertretbar. Als Gutachter empfahl Birgitt Wachs, die Gesamtentwicklung des Poser-Geländes auf den Möbelmarkt und den Elektrofachmarkt zu beschränken; zusätzlich sei die Ansiedlung von nicht-innenstadtrelevanten Branchen denkbar, beispielsweise eines Baumarktes.

Von der Grimsehlstraße aus seien vor allem Umverteilungen im Bereich Drogerie/Parfümerie zu erwarten, aber auch bei Lebensmitteln, Textilien und im Bereich Elektro. Ein zusätzlicher Lebensmittelmarkt sei zur Verbesserung der Nahversorgung nicht erforderlich. Das Vorhaben stehe im Widerspruch zu den Zielen des Einzelhandelskonzepts. Die gleichzeitige Entwicklung beider Standorte könne sie »gar nicht empfehlen«, machte Birgitt Wachs deutlich. Sie lasse erhebliche Umverteilungsquoten im bestehenden Einzelhandel erwarten, sowohl im Bereich Nahrungs- und Genussmittel als auch im Drogerie-/Parfümeriesektor. Die Realisierung des Projekts am Möncheplatz werde bei Ansiedlung von nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimenten auf beiden Flächen als »kaum wahrscheinlich« eingeschätzt. Weitere Lebensmittelmärkte würden den Druck auf vorhandene Anbieter verstärken.

Das Kaufland-Sortiment überschneide sich mit kleineren Märkten, weshalb für diese Betriebe Umverteilungen in bestandsgefährdender Höhe möglich wären. Auch der Non-Food-Bereich werde negative Auswirkungen auf die Innenstadt haben. Für einen möglicherweise Kundenzuwachs, auch das machte sie deutlich, gebe es in und um Einbeck kein Potenzial, es sei weitgehend ausgeschöpft.ek