Starke Einsätze, aber für die Feuerwehren wird es schwerer

SPD-Projektsommer bei der Einbecker Feuerwehr / Rundgang / Stadtbrandmeister Lachstädter stellt Fahrzeuge vor und spricht Probleme an

Zum Abschluss ihres Projektsommers »Besser für Einbeck« hat die Kernstadt-SPD die Einbecker Feuerwehr besucht. Die Resonanz auf dieses Angebot war sehr groß, zeige dies doch, welchen Stellenwert die Feuerwehr in Einbeck genieße, so SPD-Abteilungsvorsitzender René Kopka. Vor wenigen Tagen erst musste die Feuerwehr beim Einsatz in der Altendorfer Straße ihre Professionalität unter Beweis stellen, und das war auch immer wieder Thema beim Rundgang über das Gelände.

Einbeck. Gemeinsam mit Stadtbrandmeister Lars Lachstädter besichtigten die Teilnehmer die Feuerwache in der Benser Straße. Hier führte er unter anderem die Fahrzeuge vor, beispielsweise das TLF, das 3.000 Liter Wasser an Bord hat. Ähnliche Fahrzeuge gibt es bei den Feuerwehren in Salzderhelden und Naensen. Aufgrund seiner großen Einsatzmöglichkeiten ist dies das Fahrzeug, das besonders häufig gefahren werde. Genutzt wird es wegen des Tanks gerade dann, wenn kein Unterflurhydrant oder kein offenes Gewässer verfügbar sind. Beim Einsatz mit der Drehleiter sei der Wassertank innerhalb von drei Minuten leer, erläuterte Lachstädter: 1.000 Liter pro Minute seien dann möglich. Beim Einsatz in der Altendorfer Straße wurden in der Spitze 8.000 Liter Wasser pro Minute auf die brennenden Häuser verteilt. 4.000 Liter habe man über eine 400 Meter lange Schlauchleitung aus dem Mühlenkanal geholt, die Wasserversorgung sei in dieser Nacht problemlos gewesen.

Für Brand- und Unfalleinsätze wird das HLF, das Hilfeleistungsfahrzeug, genutzt. Eine Besonderheit des Einbecker Geräts ist unter anderem ein Lichtmast, etwa zur Ausleuchtung von Unfallstellen. Außerdem sind zwei Haspeln für den Ein-Mann-Betrieb montiert, bestückt mit jeweils 120 Metern B-Schlauch. Durch die Ausstattung mit Schere und Spreitzer ist das Fahrzeug gefragt, wenn es gilt, Verletzte aus Unfallwagen herauszuschneiden. 1.000 Liter im bordeigenen Tank hat das Löschgruppenfahrzeug. Hier gibt es unter anderem eine zweite Tragkraftspritze.

Aus dem Jahr 1977 stammt die erste Drehleiter, damals nach einem Unglücksfall im Pfänderwinkel auf Initiative von Einbecker Bürgern beschafft. Sie tut nach wie vor ihren Dienst, eine Neubeschaffung ist jedoch schon in Aussicht. Etwa 750.000 Euro sind dafür zu zahlen. Das besondere sei dabei ein Knickarm, führte der Stadtbrandmeister aus, und wenn man sich für die teleskopierbare Variante entscheide, sei man für Einsätze in Einbecks enger Altstadt gut gerüstet: »Diese Möglichkeiten hätten uns beim letzten Brand sehr geholfen und auch beim Feuer in der Oleburg«, stellte er fest. Gerade in der engen Bebauung, bei der man häufig im Bereich der Hinterhäuser tätig sei, mache eine solche Leiter Sinn. Wenn man etwas beschaffen wolle, was die nächsten 30 Jahre Bestand habe, sollte man in diese Richtung gehen, so sein Wunsch. Wie dringend eine leistungsfähige Leiter benötigt werde, zeige sich auch unter anderem daran, dass sie allein in der vergangenen Woche dreimal für Einsätze für den Rettungsdienst benötigt wurde.

Aber nicht die engen Straßen und dicht stehenden Häuser allein stellen die Feuerwehrleute vor Probleme, sondern auch Photovoltaikanlagen auf immer mehr Dächern. Die Mindestabstände für ein Strahlrohr dazu sollten zehn Meter betragen. Zudem sei es problematisch, dass die Anlagen sich nicht selbst abschalten würden, sondern ständig weiter Strom produzierten. Auch müsse man vorsichtig sein wegen der Befestigung – viele Unwägbarkeiten, mit denen die Feuerwehren im Einsatz immer stärker umgehen müssten. Alle vier Wochen wird intensive Fahrzeugpflege betrieben: »Sonst sähen die Fahrzeuge, die teilweise schon Jahrzehnte alt sind, wie etwa die erste Drehleiter, nicht so aus, wie wir sie jetzt präsentieren können«, betonte Lachstädter.

»Das ist eine Kostenfrage«, so seine Antwort auf den Hinweis nach einer Berufsfeuerwehr. Dafür brauche man etwa 40 Beschäftigte, und das sei finanziell einfach nicht zu leisten. In Einbeck sei man in der glücklichen Situation, dass sich elf Wohnungen direkt an der Feuerwache befinden, hier lebten Kameraden der Feuerwehr, und nicht zuletzt durch diese Nähe sei eine Ausrückzeit von drei bis fünf Minuten gewährleistet. Das sei mit die schnellste Zeit in Niedersachsen – »eine unglaubliche Leistung und das ehrenamtlich.« Für den Einsatz mit der Drehleiter gilt, dass nach fünf Minuten die erste Person gerettet werden muss.

Besichtigt wurden weiter die Schlauchpflege und das Schlauchlager für den Brandabschnitt Nord. Im Bereich der Pflege und Instandhaltung arbeiten insgesamt drei Mitarbeiter. Auffällig war, dass mehr und mehr gelbe Schläuche zu finden sind: Eine Sicherheitsmaßnahme, berichtete Lachstädter, sie sollen die bisherigen hellen Schläuche mehr und mehr ersetzen, weil sie besser zu sehen sind und sich so das Unfallrisiko, etwa durch stolpern, verringert. Beeindruckt waren die Besucher unter anderem vom rund 40 Meter hohen Trockenturm, aus dem die gewaschenen Schläuche der Länge nach herunterhängen.

Äußerste Sorgfalt ist im Umgang mit Atemschutzgeräten angezeigt: Nach jedem Einsatz werden sie gewaschen, getrocknet und geprüft, worüber genaue Protokolle angefertigt werden.

Die Kernstadt-Feuerwehr verfügt derzeit über 84 Aktive, laut Vorgabe muss sie 42 Aktive haben. Mit dem Parkplatz für Einsatzkräfte erfülle sich an den Wallanlagen derzeit ein großer Wunsch, so der Stadtbrandmeister. Bisher sei es für Einsatzkräfte immer schwierig, ihr Auto in der Nähe der Feuerwache abzustellen, und wenn dann noch, wie in der Altendorfer Straße, an einer Brandstelle abgesperrt werden müsse, werde es durch Umleitungsfahrten in diesem Bereich unübersichtlich. Mit den 30 geplanten Plätzen, die bis Oktober fertiggestellt sein sollen, werde dieses Problem aber gelöst.

Immer wieder sind es auch finanzielle Probleme, die die Feuerwehren drücken. So ist die Einsatzkleidung mit 250 Euro für die Hose und 300 Euro für die Jacke sehr teuer. Die erforderliche Bekleidung kann deshalb nur nach und nach angeschafft werden.

Weitere Sorgen macht die Einsatzstärke, vor allem tagsüber. Der jüngste Brand sei auch deshalb so gut abgearbeitet worden, weil es sowohl nachts als auch Urlaubszeit war – so habe man viele Kameraden schnell vor Ort gehabt. »Aber was wäre zwölf Stunden später gewesen?«, überlegte Lachstädter. Nur wenige Mitglieder arbeiteten noch vor Ort, das gelte sowohl für die Kernstadt als auch für die Dörfer. Die erste Fusion von Ortsfeuerwehren habe man soeben durchgeführt, über die zweite denke man bereits nach. Auch hätten die Feuerwehrleute mehr und mehr Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, wenn sie zu Einsätzen ausrücken müssten. Die Stadt, so seine Forderung, müsste als Arbeitgeber da mit gutem Beispiel voran gehen.

Durch die Fusion mit Kreiensen und das vergrößerte Stadtgebiet, kündigte der Stadtbrandmeister an, würden auf die Führungsspitze der Einbecker Feuerwehr viele weitere Aufgaben zukommen. Schon jetzt stoße das Ehrenamt da durchaus an seine Grenzen.ek