Sternsingen, damit Kinder in Nicaragua eine gesunde Mahlzeit bekommen

Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterstützen Ernährungs- und Bildungsprojekt in Nicaragua / Aktion startet mit Gottesdienst am kommenden Dienstag, 27. Dezember

Ab Dienstag nach Weihnachten sind sie wieder unterwegs, und ihr erster Einsatz führt sie ins Alte Rathaus: Die Sternsinger der Katholischen Pfarrgemeinde St. Josef werden ab 10 Uhr im Aussendungsgottesdienst in der Kirche gesegnet. Bis zum 6. Januar werden sie Familien und Einrichtungen besuchen und Geld sammeln für Kinder in Nicaragua. »Klopft an Türen, pocht auf Rechte« lautet das Motto der diesjährigen Sternsinger-Aktion.

Einbeck. Die Sternsinger wollen mit ihrem Einsatz und dem Leitwort »Klopft an Türen,  pocht auf Rechte« auf die vielfache Verletzung der Rechte von Kindern aufmerksam machen. Das schreibt der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle in seinem Geleitwort für das Dreikönigssingen 2011/2012. »Kinder müssen vor Ausbeutung und Missbrauch geschützt werden«, betont er, »sie haben ein Recht auf Bildung und Gesundheitsvorsorge ... und ein Anrecht darauf, einfach Kind sein zu dürfen.«

Am Beispielland Nicaragua will die Aktion Dreikönigssingen Missstände konkret benennen, und sie will zeigen, wie Kindern wirksam geholfen werden kann. »Das Engagement der Sternsinger trägt dazu bei, dass Kinder überall in der Welt eine gute Kindheit haben«, so Trelle weiter. Die Sternsinger würden mit ihrem Tun an Türen klopfen und die Herzen für die Not von Kindern öffnen – gemeinsam sollten die Türen geöffnet werden für eine bessere Zukunft der Kinder dieser Welt.

Das Beispielland Nicaragua liegt in Mittel-amerika. Die Sternsinger aus Einbeck und Dassel haben dort ein gemeinsames Projekt übernommen: »Vorschule und eine Mahlzeit in der Ciudadela San Martin« in Tipitapa. Seit dem Hurrikan, der Ende Oktober 1998 über Mittel-amerika hinwegfegte, ist im Land nichts mehr wie früher. Die Zerstörung nach einer der schlimmsten Naturkatastrophe ist noch immer groß, und Nicaragua war dabei das am zweitstärksten betroffene Land der Region. Ein Drittel des Landes war nach den Regenfällen überschwemmt, knapp 4.000 Menschen starben, über eine Million wurden obdachlos. Am schlimmsten traf es die arme Landbevölkerung, denn mehr als 50 Prozent der Ernte wurden vernichtet. Noch immer leben die Menschen in Tipitapa, 22 Kilometer von der Hauptstadt Managua entfernt, in provisorischen Sammelunterkünften, sie warten auf Hilfe, denn es fehlt an allem, und besonders für Kinder ist die Situation unerträglich. Unterernährung prägt das Leben der Menschen, die Familien sind in Sorge, denn immer häufiger sterben Kinder wegen der Mangelernährung an eigentlich leicht zu heilenden Krankheiten. Dass Rechte von Kindern missachtet werden, dass man sie nicht hört, nicht respektiert, sie benutzt als billige Arbeitskräfte, ihre Körper und Seelen misshandelt, daran scheint sich kaum jemand zu stören. Die brasilianische Schwesterngemeinschaft »Hermanitas de la Immaculada Conceptión«, die Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis, ist schon länger in Tipitapa tätig. Sie haben mit einem Ernährungsprogramm die Not vieler Familien ein bisschen lindern können. Außerdem kümmern sie sich um die Bildung: Für knapp 200 (Klein)Kinder haben sie eine Tageseinrichtung gegründet, die vormittags geöffnet ist. In »Santa Rosa de Lima« gibt es Grundschulunterricht und anschließend ein warmes Mittagessen. Anschließend machen die Kinder Platz für weitere Besucher, die in vier Schichten zum Mittagessen kommen. Für die jungen Besucher ist die Tageseinrichtung ein Lichtblick, und das Mittagessen dort ist oft die einzige Mahlzeit des Tages. Die Schwestern arbeiten daran, den Zustand der Kinder durch eine protein- und abwechslungsreiche und vor allem gesunde Mahlzeit zu verbessern. Einmal pro Woche treffen sich Mütter und andere Erwachsene in der Einrichtung. Dort lernen sie praktische Dinge wie Stricken und Handwerken, es gibt aber auch Unterricht in Hygiene und Gesundheitsvorsorge. Bildungs-, Aufklärungs- und Kochkurse werden ebenfalls gegeben. Ziel ist es, die Eltern anzuleiten, damit sie selbst in einer schwierigen finanziellen Situation in der Lage sind, ihren Kindern vollwertige Nahrung zu kochen und somit etwas für ihre Gesundheit zu tun. Die Sternsinger wollen mit dem Erlös ihrer Aktion beim Kauf von Lebensmitteln und bei der Durchführung der Kurse helfen.

Der Aussendungsgottesdienst wird am kommenden Dienstag, 27. Dezember, ab 10 Uhr in St. Josef in Einbeck gefeiert. Im Gottesdienst werden sie unter anderem die Sternsinger-Lieder vorstellen, die sie in den vergangenen Wochen mit Marcus Manig einstudiert haben. Wie Pfarrer Ewald Marschler verriet, gehört dazu diesmal auch ein Sternsinger-Rap. Anschließend ziehen die bunt gekleideten Sänger mit ihren Sternen und der geweihten Kreide zum Alten Rathaus, wo sie um 11.15 Uhr vom Bürgermeister empfangen werden. Traditionell werden sie hier ihren Segen an die Tür des Sitzungssaales schreiben. Danach stehen Hausbesuch in Stadt und Land auf dem Programm, die Besuchsrouten werden täglich in der Einbecker Morgenpost angegeben. Die letzten Termine sind für den Dreikönigstag, 6. Januar, geplant. Beim Dankgottesdienst wird am Sonnabend, 7. Januar, ab 18 Uhr die Rückkehr der Sternsinger gefeiert. Dann wird auch bekanntgegeben, welchen finanziellen Erfolg sie diesmal mit ihrer Aktion hatten. Zu einer Sternsinger-Dankmesse lädt das Bistum Hildesheim am 14. Januar ab 15 Uhr in die Basilika St. Godehard, Hildesheim, ein.ek