Stiftungen als Motor von Entwicklungen

Scheckübergabe an bonifizierte Stiftungen | Hannoversche Landeskirche fördert Menschen, die nach vorne schauen

Wilhelm Fricke und Ursula Paulmann für die Stiftung Kapellen - gemeinde Ellensen, Annedore Bolik und Michael Büchting für die Diakoniestiftung »Nächstenliebe in Einbeck «, Tabea Kröß für die Stiftung St. Alexandri und Thomas Borchert für die Faulhammer-Stiftung freuen sich, dass die Hannoversche Landeskirche eingeworbenes Geld aufstockt; mit auf dem Foto Stiftungsberater Martin Käthler und Superintendentin Stephanie von Lingen.

Einbeck. Insgesamt neun Stiftungen des Kirchenkreises Leine-Solling wurden durch die hannoversche Landeskirche mit insgesamt 114.670,49 Euro unterstützt. Auf die vier Stiftungen in der Region Einbeck-Dassel entfielen insgesamt 69.547,76 Euro. Jeder Euro, der in die Stiftungen eingezahlt wurde, wurde von der Landeskirche ergänzt – das bedeutet, dass für je drei Euro, die die Stiftungen einwarben, die Landeskirche einen Euro dazulegte. Finanziell gefördert wurden unter anderem die Stiftung Kapellengemeinde Ellensen mit 3.779,93 Euro, die Diakonie-Stiftung »Nächstenliebe in Einbeck« mit 28.069,14 Euro, die St. Alexandri Stiftung mit 24.365,36 Euro und die Unterstiftung Faulhammer mit 13.333,33 Euro.

Den Boni steht von den Stiftungen eingeworbenes Geld gegenüber: die Stiftung Kapellengemeinde Ellensen hat rund 11.340 Euro zusammengesammelt, die Diakonie-Stiftung rund 84.207 Euro, die St. Alexandri Stiftung 73.096 Euro und die Faulhammer-Stiftung 40.000 Euro. Die Stiftung Kapellengemeinde Ellensen wurde 2005 gegründet. Grundstock des Kapitals bildete der Erlös aus dem Verkauf des Pastorenhauses in Dassel. Zweck der Stiftung ist die Förderung und Unterstützung der Arbeit und Aufgaben der Kapellengemeinde durch Bereitstellung von Stiftungserträgen zur Finanzierung von Baumaßnahmen und Personalkosten. Dabei stehen die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, der Erhalt von Personalstellen, der Erhalt der kirchlichen Gebäude, des Wichernhauses, der St. Matthäus-Kirche und der St. Anna-Kapelle sowie die Förderung der Kirchenmusik im Vordergrund. Wilhelm Fricke und Ursula Paulmann berichteten, dass man mit Aktionen wie dem Public-viewing im Wichernhaus auch Menschen erreiche, die der Kirche ansonsten eher fern stehen. Gegründet im Jahre 2009 von den drei evangelisch- lutherischen Stadtgemeinden und dem Kirchenkreis Leine-Solling, hat sich das Kuratorium der Diakoniestiftung »Nächstenliebe in Einbeck« im Herbst 2012 neu aufgestellt.

Im Mittelpunkt der Arbeit stehe die diakonische Arbeit, also die Nothilfe. Seit 2014 finanziert die Diakoniestiftung –mit der Stiftung St. Alexandri – die Seelsorge im Bürgerspital. Im vergangenen Jahr wurde das Projekt »Neue Nachbarn« gestartet. Dabei werden Freiwillige, die sich für Flüchtlinge engagieren, vermittelt und begleitet. Die Koordinatorenstelle von Zsuzsanna Bényei-Büttner ist zunächst für drei Jahre gesichert und wird von der Diakoniestiftung finanziert. Im Einbecker Stadtgebiet kümmern sich rund 35 bis 50 Freiwillige um Flüchtlinge, im Kreienser Gebiet ist es eine ähnlich große Zahl. Unterstützt wird diese Arbeit durch das Unternehmen KWS, das Mitarbeiter, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, vier Stunden wöchentlich freistellt. Betrieben wird von der Diakoniestiftung ein Lager für Sachspenden, das nicht nur Flüchtlingen, sondern auch Sozialhilfeberechtigten offen steht. Außerdem hat die Diakoniestiftung den Besuchsdienst »Gemeinsam « aufgebaut. Unter der Leitung von Steffi Deichmann arbeiten hier rund 25 Ehrenamtliche. Zudem gibt es das Agape-Fest oder den Ableger- Markt, und es werden auf dem Weihnachtsmarkt »Diakonie-Kekse« angeboten, ergänzte Annedore Bolik. Das Gute sei, dass »alle für die Stiftung die Ärmel hochkrempeln«, sagte sie. Die St. Alexandri Stiftung Einbeck ist ein Angebot an Menschen, die das christliche Erbe weitertragen wollen.

Die St. Alexandri Stiftung will den christlichen Glauben lebendig darstellen, eine Gemeinschaft für die Menschen in Einbeck schaffen und insbesondere die Kirchenmusik als unmittelbaren Zugang zu Gott und seiner Gemeinde pflegen. Projekte der Stiftung tragen dazu bei, neues Leben in Stadt und Kirchengemeinde zu entfalten. Sie stärken Glauben und geben den Werten der christlichen Gemeinschaft ein stärkeres Gewicht im öffentlichen Leben. Besonderes Gewicht haben hierbei die Musik und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Tabea Kröß nannte zahlreiche Projekte, die die Stiftung unterstützt – wie die Mitfinanzierung der Kantorenstelle, das generationsübergreifende Singen, Gospelchorprojekte, den Einbecker Bürgerbrunch, die Seelsorger-Stelle im Bürgerspital oder das Müns-Theater und die Seelsorge im Bürgerspital. Jeder ist bei den Projekten willkommen, bekräftigte sie.

Die Faulhammer-Stiftung fördert die geistliche Arbeit und das seelsorgerische Leben in der Gemeinde, unterstrich Thomas Borchert. Menschen, die sich in Stiftungen engagierten, wollten aktiv gestalten, stellte er fest. Seit 2002, rechnete er, hätten die Stiftungen Projekte mit rund 150.000 Euro unterstützt. Stiftungen, so auch Stiftungsberater Martin Käthler, seien oft Motor für Entwicklungen. Superintendentin Stephanie von Lingen konnte feststellen, dass Geben seliger ist als Nehmen, selbst die Hirnforschung wisse, dass das glücklich mache. Stiftende könnten aktiv gestalten und dort wirken, wo staatliches, gesellschaftliches oder kirchliches Wirken nicht ausreiche.

Seit vielen Jahrhunderten gebe es kirchliche Stiftungen, in den vergangenen Jahren aber habe es einen Boom gegeben: 435 Stiftungen gibt es innerhalb der hannoverschen Landeskirche. »Sie leisten einen wichtigen Beitrag«. Das Gute sei, dass sich ihr finanzieller Grundstock niemals aufbrauche. Ein Wermutstropfen sei aber die zurzeit niedrige Zinspolitik. Für alle Stiftungen aber sei die Bonifizierung durch die Landeskirche hilfreich. Um Lücken durch zurückgehende Kirchensteuereinnahmen kompensieren zu können, hat die Landeskirche Hilfestellung beim Aufbau von Stiftungen gegeben und sie nun in der bereits vierten Bonifizierungsrunde unterstützt, erläuterte Stiftungsberater Martin Käthler.

Mit den Stiftungen werde heute Geld zusammengetragen, um in der Zukunft etwas zu bewirken, unterstrich er. Gab es im Jahr 2000 lediglich 90 Stiftungen innerhalb der Landeskirche, hat sich deren Zahl nun fast verfünfacht. Für den Zeitraum vom 1. Juli 2013 bis zum 30. Juni 2015 hat die hannoversche Landeskirche insgesamt 286 Stiftungen mit einer Summe von rund 3,7 Millionen Euro unterstützt. Die Stiftungen haben dafür mehr als 13 Millionen Euro eingeworben. Die Landessynode wird entscheiden, ob es eine weitere Bonifizierungsrunde geben wird.sts