Studenten der Universität Göttingen besuchen den Märchenwald

Einbeck. Dr. Hermann Hondong vom Naturschutzzentrum der Universität Göttingen und Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie, Abteilung Naturschutzbiologie, war jetzt mit zehn Studenten für einen Vormittag im Märchenwald der Stadt Einbeck. Alle Studenten befassen sich während ihres Naturschutz-Studiums unter anderem mit Naturschutzfragen im Wald. Zunächst wurde ein »normaler« Buchenwirtschaftswald aufgesucht. Ein etwa 80-jähriger Buchen-Eschen-Mischbestand in sehr guter Qualität war von Buchenunterwuchs in den verschiedenen Baumschichten geprägt.

Gute Wuchsformen und lange schlanke Baumschäfte versprechen eine wertvolle Stammnutzung in 40 bis 60 Jahren. Auffallend war der blühende Frühjahrsaspekt am Waldboden. Bei der Suche nach Habitatbäumen und Totholz wurden die Studenten allerdings nicht fündig. An einem zweiten Waldbild mit Fichten und Douglasien wurden die unterschiedlichen Wuchskräfte der beiden Nadelbaumarten vorgestellt. Die um etwa 30 Prozent höheren Zuwächse der Douglasie waren am unterschiedlichen Dickenwachstum sehr deutlich zu erkennen. Im Märchenwald präsentierte sich den Studenten ein komplett anderes Waldbild: Statt 80-jähriger Buchen wachsen dort 180-jährige, die auch in Wuchsform und Aussehen nicht mit den Buchen aus dem Wirtschaftswald vergleichbar sind. Auch die Strukturen der Einzelbäume mit großen Kronen, Stammdurchmessern von über einem Meter, abgebrochenen Starkästen, Groß- und Spechthöhlen weisen auf den deutlichen Unterschied zum Wirtschaftswald hin.

Liegendes und stehendes starkes Totholz wurde nach Zersetzungsstufen bewertet und an Beispielen berechnet. Es wurde diskutiert, wie wichtig die Nachhaltigkeit und dauerhafte Nachlieferung von starkem Totholz in dem urwaldartigen Märchenwald für das gesamte Artenspektrum aus Tier- und Pflanzenarten ist. Die vielfältigen Strukturen des Märchenwaldes, die uralten, über 260-jährigen Eichen, die große Menge Totholz, zurzeit 40 Kubikmeter pro Hektar, die Pflanzen- und Baumartenvielfalt sowie die zahlreichen seltenen Tier-und Pflanzenarten empfanden die Studenten als beeindruckend. Man war sich einig, dass solche Rückzugsgebiete, die der Natur weitestgehend selbst überlassen werden, aus Naturschutzsicht besonders wertvoll sind.

Vergleichbar seien nur wenige Gebiete wie der Urwald Sababurg, der Neuenburger Urwald, der Hasbruch im Norden Niedersachsens und der Hutewald im Solling oder die Lauenberger Huteeichen. Mit einem Hinweis des Diplombiologen Dr. Hermann Hondong, sich dieses Waldbild des Märchenwaldes gut einzuprägen und als beispielhaften Wald für den Artenschutz mit nach Hause zu nehmen, traten die Studenten die Rückreise an.oh