Tierische Trockenrasenpflege

Einbeck. Es wächst genug Grün im Naturschutzgebiet Altendorfer Berg. Gleichzeitig sind die rund 100 Hektar großen wertvollen Landschaftsflächen auch als FFH-Gebiet ausgewiesen. Nun ist Zeit für Tanja und Bernd Henne, ihre »Landschaftspfleger«  zum Altendorfer Berg zu bringen – zu Fuß. Also machten sich vom Lietgrund aus 85 Mutterschafe, 130 Lämmer und 25 Ziegen auf den Weg über Märchenwald, Köhlerhütte, Schwarze Hütte, Brockenblick und talwärts zu den Wiesen zwischen Negenborner Weg und Stadtrand.

Normalerweise bleiben die Lämmer vor dem Austrieb schon zu Hause. In diesem Jahr brauchen sie allerdings noch eine Weile ihre Mütter. Jeder kennt das: Wenn man mit Kindern oder Enkeln unterwegs ist, dauert alles etwas länger. So war es denn auch in diesem Fall, überall bleibt mal ein Lamm aus Neugier stehen, man entdeckt Neues und muss hier und da mal von den anderen Kräutern und Gewächsen am Wegesrand probieren. Inzwischen sind die Muttertiere schon ein gutes Stück weiter, und die gesamte Lämmer-Schar fängt an zu blöken, bis die richtigen Angehörigen zueinander gefunden haben.

Klaus Weinreis als zuständiger Revierleiter war informiert und hatte dankenswerter Weise gerne die Zustimmung zu diesem ungewohnten Waldausflug gegeben. Damit alles klappt, geht vorweg das »Leittier«, in diesem Fall Tanja Henne, und den Schluss bildeten Bernd Henne und Sohn. Vorbildlich bewegten sich alle auf den dafür vorgesehenen Waldwegen. Wer versuchte, abtrünnig zu werden, wurde sofort von den Begleitern wieder auf den rechten Weg gebracht. Mit einem Begleitfahrzeug fuhr Opa Henne hinterher, falls ein Lamm fußlahm geworden war oder sich verletzt hatte. Strategisch bestens organisiert, kam der Treck nach 1,5 Stunden am Zielort an.

Das Geblöke schallte schon von weitem durch den Wald. Es mussten bereits einige Mutterschafe im Vorjahr den Weg gegangen sein, denn zum Schluss, kurz vor Erreichen der Kräuterwiese, gab es kein Halten mehr. Das Tempo wurde immer schneller, und in breiter Front wurde die Wiese in Besitz genommen. Nun werden sie demnächst immer weiter bergauf in die Mitte des Naturschutzgebietes umgetrieben, um ihrer »Arbeit« nachzugehen.

Wiesenpflege, Landschaftspflege bedeuten dass die Trockenrasenbereiche und die sich zu stark ausbreitende Strauch-Flora zurückgedrängt werden. Damit wird gleichzeitig Raum für wenig konkurrenzfähige oft seltene Pflanzen frei gemacht – beispielsweise Lothringer Lein. Bei den Schafen und Ziegen handelt es sich um die vom Aussterben bedrohten Coburger Fuchsschafe und Thüringer Waldziegen. Tanja und Bernd Henne ist der Erhalt alter Rassen besonders wichtig.

Offiziell ist die Naturschutzbehörde beim Landkreis Northeim für den Einsatz verantwortlich.oh