Traditionelle Weihnachtsbräuche vom Mittelalter bis Heute

Tannenbäume sollen böse Geister vertreiben / Vielfältige kulinarische Spezialitäten / Harmonische Familienweihnachtsfeiern

Traditionell kommen Familien zu Weihnachten zusammen, um gemeinsam die Festtage in besinnlicher Atmosphäre zu feiern und unterhaltsame Stunden mit ihren Lieben zu verbringen. Der Genuss von speziellen kulinarischen Köstlichkeiten stellt eine Besonderheit dar, ebenso wie die vielfältige Möglichkeit, kostbare Zeit miteinander zu verbringen und dies schon seit vielen Jahrhunderten.

Einbeck. Wie die Menschen im Mittelalter Weihnachten feierten und was sie gegessen haben, dafür gibt es nur wenige Hinweise. So soll ab dem elften Jahrhundert in Süddeutschland die Weihnachtsgeschichte szenisch dargestellt worden sein. Dies erfolgte während Umzügen durch die Stadt oder als Krippenspiel auf der Bühne und wurde von der Kirche oder den Gemeinden organisiert.

Ein Zeichen für Hoffnung und neues Leben war schon im Mittelalter ein grüner Zweig. Aus diesem Grund wurden oft Mistel-, Tannen- oder Eibenzweige in der adventlichen Zeit aufgehängt, die auch böse Geister vertreiben sollten. Der erste Weihnachtsbaum, mit Äpfeln, Nüssen und Lebkuchen behängt, soll 1419 im Freiburger Heilig-Geist-Spital gestanden haben und durfte zu Neujahr »geplündert« werden. Viele dieser Bäume wurden, wie die Maibäume im Frühjahr, im Freien aufgestellt, weshalb sie auch »Weihnachtsmaien« genannt wurden. Ab 1800 stellten vermehrt Protestanten ihre Bäume im Wohnzimmer auf; für die katholischen Christen war die Krippe weiterhin das wichtigste Weihnachtsrequisit; jedoch hingen die Bäume zur damaligen Zeit von der Decke herab. Da das Wachs für Kerzen teuer war, brachten erst die Ersatzstoffe Stearin und Paraffin das Kerzenlicht ab dem 19. Jahrhundert in die Stuben.Während im Mittelalter des Fest der Geburt Christi meistens öffentlich gefeiert wurde, kamen mit den Tannenbäumen die gemeinsamen Familienweihnachtsfeiern auf. Als die öffentlichen Umzüge verboten wurden, da die Obrigkeit sie als Zeichen von Aberglauben ansah, verfolgten viele die weihnachtliche Tradition in heimischer Umgebung weiter. Das Zusammensein entwickelte sich zu einem geselligen Fest, an dem alle in Harmonie zusammen kommen sollten. Im Zentrum standen die Kinder, die nach Mahnung zum Wohlverhalten beschenkt wurden. Dieses spiegelt sich bis heute wider, denn nur wenn die Jungen und Mädchen brav und artig sind, bekommen sie vom Weihnachtsmann oder Christkind ihre Geschenke überreicht.

Das Hauptnahrungsmittel im Mittelalter war ungesäuertes und ungesalzenes Brot, das am Anfang vorwiegend aus Dinkel bestand. Es gab drei bis vier Mahlzeiten am Tag, die hauptsächlich aus Suppen, Gemüse, Kohl und Hülsenfrüchten bestanden. Fleisch wurde nur selten gereicht, da es teuer war. Während der strengen Fastenzeiten, wozu der Heiligabend gehört, verzichteten viele Menschen komplett auf tierische Produkte. Aus dieser Zeit stammt die Tradition des Weihnachtskarpfens, mit dem der Feiertag würdig und den Regeln nach gefeiert wurde. Dass die Wahl dabei auf den Karpfen fiel, könnte damit zu tun haben, dass viele Klöster die Fische schon damals gezüchtet haben. Erst ab dem 25. Dezember durfte geschlemmt werden, was in vielen Familien mit einem Schweinebraten geschah, der, als »Mettensau« bezeichnet, mit Klößen serviert wurde.

Aus Schlesien stammt die Tradition der weihnachtlichen Weißwürste. Da sie überwiegend aus teurem Kalbfleisch bestanden, wurden sie nur kurz vor den Festtagen hergestellt und verkauft. Als Beilage fungierten Kartoffeln und Sauerkraut, die mit der typischen »Tunke«, meist aus Honigkuchen, Rosinen und sogar Bier, ihre Verfeinerung erfuhren.

Der Brauch, zu Weihnachten eine Gans zu servieren, gelangte um 1600 aus Großbritannien nach Deutschland. Laut einer Sage soll im Jahr 1588 Elisabeth I. bei dem Verzehr dieses Gerichtes vom Sieg der englischen Flotte über die spanische Armada erfahren haben. Aus Freude über diese Information ließ sie die Gans zum unverzichtbaren Bestandteil des weihnachtlichen Festes erklären.

In der heutigen Zeit ist in Deutschland ein einfaches Gericht zu Heiligabend weit verbreitet: Kartoffelsalat mit Würstchen. Woher dieser Brauch ursprünglich kam, kann nicht genau festgestellt werden. Es liegt die Vermutung nahe, dass dieses Gericht zubereitet wird, weil es einfach und schnell geht und viele Menschen am 24. Dezember keine Zeit für ein aufwendiges Mahl haben.

Wie in Deutschland, so haben viele Länder spezifische Traditionen, was an den Festtagen kredenzt wird. In England gehören der gefüllte Truthan und der Plumpudding obligatorisch zum Weihnachtsessen, während es in Frankreich traditionell als Dessert »Buche de Noel« gibt, eine, wie ein Baumstamm aussehende, Süßspeise aus Esskastanien und Maronen. Panettone, ein schmackhafter Hefekuchen mit Rosinen, wird von Heiligabend bis Neujahr in Italien als Nachspeise serviert und mit einem Espresso oder Sekt genossen. Die Portugiesen lassen sich ebenfalls den Truthahn schmecken oder in ländlichen Gebieten den »Bacalhau«, einen Kabeljau-Stockfisch. Das Festessen »Wigilia« besteht aus zwölf Gerichten, in Anlehnung an die zwölf Apostel, es wird in Polen traditionell mit einer Rote-Bete-Suppe oder einer Pilzsuppe eröffnet. Bevor die Anwesenden mit dem Essen beginnen dürfen, teilen sie sich geweihte Oblaten und wünschen sich alles Gute und Gesundheit.

Traditionell wird das Weihnachtsfestessen im größeren Kreis eingenommen, ob zu Hause oder in einem Restaurant, und die Anwesenden lassen es sich mit ihrer Familie gut ergehen. Neben der Auswahl des passenden, vielleicht traditionellen Gerichts, spielt auf jeden Fall die Gesellschaft eine wichtige Rolle, denn nur so kann man die Festtage in harmonischer Atmosphäre genießen.mru