Umbau für modernes, barrierearmes Wohnen

Sanierungsarbeiten am ehemaligen Waisenhaus, Baustraße 23, haben begonnen | Bauzeit gut ein Jahr

Am ehemaligen Waisenhaus, Baustraße 23, haben die Sanierungsarbeiten begonnen. Das Gebäude ist stark renovierungsbedürftig. Eigentümer sind die Hospitalstiftungen. Es entstehen zeitgemäße Wohnungen in unterschiedlichem Zuschnitt.

Vor kurzem haben die Bauarbeiten am ehemaligen Waisenhaus, Baustraße 23, begonnen. Hier entstehen moderne barrierearme Wohnungen – im Sinne der Einbecker Hospitalstiftungen, die Eigentümer des Gebäudes sind, für einkommensschwache Personen und für ältere Menschen.

Einbeck. Das Bauvorhaben liegt im Sanierungsgebiet »Neustadt-Möncheplatz«. Es gilt dort als eines der Schlüsselprojekte. Die Planungen waren unter anderem Thema beim Tag der Städtebauförderung Mitte Mai. Damals konnten die Teilnehmer des Stadtrundgangs das bereits komplett entmietete und leer geräumte Gebäude besichtigen, und Architekt Matthias Jung stellte das Sanierungsvorhaben »Ehemaliges Waisenhaus« vor.

Das Gebäude wurde 1712 als Waisen- und Werkhaus errichtet. Es steht unter Denkmalschutz. Einzigartig für Einbeck ist das sogenannte Leiterfachwerk an der Fassade zur Baustraße, das vermutlich von Handwerkern aus Hessen konstruiert wurde. Es ist stark sanierungsbedürftig, wie auch das Gebäude insgesamt. Die Wohnungen waren nicht mehr zeitgemäß, es gab viele gefangene Räume, und mangelnde Unterhaltung sowie Sanierungsstau haben sich in Baumängeln bemerkbar gemacht.

Die Sanierungsidee ist nun, viel zu erhalten, Schall- und Brandschutz zu verbessern und dabei eine vernünftige Erschließung zu ermöglichen. Zugleich soll der schöne Innenhof genutzt werden, unter anderem durch einen Garten für das gesamte Haus. Im Erdgeschoss sind zwei Zwei-Zimmer-Wohnungen und eine Ein-Zimmer-Wohnung vorgesehen, die vom Garten aus erschlossen werden.

Das erste Obergeschoss soll ohne Aufzug über ein Treppenhaus erschlossen werden; ein Laubengang wird als leichte Stahlkonstruktion vor das Gebäude gesetzt, damit erhalten die Wohnungen ihren Zugang; die Flächen können auch als Balkone genutzt werden. Hier ist eine Vier-Zimmer-Wohnung von fast 100 Quadratmetern geplant, außerdem eine Zwei- und eine Ein-Zimmer-Wohnung.

Eine Erschließung des Dachgeschosses mache, so der Architekt, baulich keinen Sinn; er soll nur zu Wartungszwecken begehbar bleiben. Die Dachgauben werden zurückgebaut.

Die Fassade wird im Wesentlichen erhalten. Der Treppenhaus-Anbau aus den 1930-er Jahren wird abgerissen. Im neuen zentralen Treppenhaus besteht die Möglichkeit, Rollstühle unterzubringen und Elektrorollstühle zu laden. Im Außenbereich ist eine Gemeinschaftsfläche zur Begegnung eingeplant. Die vorhandenen Schuppengebäude im Hof sind als Abstellräume vorgesehen.

Die jetzt erfolgte Freilegung des Giebels hat Erstaunliches ergeben: Fachbereichsleiter Frithjof Look berichtete von bemerkenswerten bauzeitlichen flächigen Farbbefunden in braun-rötlichem Ton, hervorragend erhalten. Da es sich allerdings um die Wetterseite handele, werde der Befund vermutlich nur gesichert und später erneut mit Ziegeln behängt. Er lobte das Vorhaben als gutes Projekt, auch in Bezug darauf, hier innenstadtnahes Wohnen zu ermöglichen.

Für die Arbeiten ist eine Bauzeit von gut einem Jahr vorgesehen – bis zum Sommer 2018. Die Kosten belaufen sich nach einer allerdings zwei Jahre alten Kalkulation auf 955.000 Euro. Förderzuschüsse können bis zu einer Höhe von 654.000 Euro fließen.ek