Ungewöhnliche Erfahrungen abseits des Schulalltags

BBS-Projektwoche »Welcome Diversity« setzt auf vielfältige Weise auf Förderung von Toleranz / Bunte, lebendige, offene Schule

Eine besondere Projektwoche haben Schüler der Berufsbildenden Schulen jetzt erlebt. »Welcome Diversity« hat auf die Unterschiedlichkeit von Menschen aufmerksam gemacht und um Toleranz geworben. Mit einer aufwändigen Präsentation haben die Schüler ihre Überlegungen zu diesem Thema dargestellt.

Einbeck. Von einer »besonderen Woche« sprach Schulleiter Renatus Döring. Sie sei so brillant gelaufen, wie man es nicht erwartet habe. Die Schüler hätten ungewöhnliche Erfahrungen abseits des Schulalltags sammeln können. Die Projektwoche habe für Toleranz geworben, das bedeute Duldsamkeit. Die Jugendlichen sollten aber nicht erdulden lernen, sondern die Inhalte beschäftigten sich mit Toleranz im besten Sinne. Das englische Motto »Welcome Diversity«, »Willkommen, Verschiedenheit«, drücke das gut aus. Wenn jemand anders sei, sei er nicht besser oder schlechter, sondern eben anders.

Die Schüler hätten in den Projekten sehr unterschiedliche Personen kennengelernt, etwa den Punker Kalle Emter oder Pfarrer Klaus Reichmuth als Zeitzeugen und Überlebenden des Nazi-Regimes. Die Unterschiedlichkeit, die geboten wurde, sei großartig, wertvoll und gewinnbringend. »Sie sehen hier einen glücklichen Schulleiter«, lachte er. Auch er habe großartige Erfahrungen mitgenommen, und gemeinsam könne man das Resümee ziehen: »Toleranz ist bunt.« Unterschiedlichkeit sei erlaubt, und Intoleranz könne man denen gegenüber zeigen, die selbst intolerant seien, etwa Rechtsextremen. Die BBS wollten eine bunte, lebendige und offene Schule sein, und die Projektwoche habe einen wichtigen Beitrag dazu geleistet. Das sollte man unbedingt wiederholen. Die Kompetenzschmiede Südniedersachsen habe die Schule dabei ebenso unterstützt wie der Förderverein, die Kreishandwerkerschaft und viele weitere Beteiligte. Das Projekt habe Dynamik in der Schule entfaltet, erkannte Döring an. Beeindruckend seien Exponate, die geschaffen wurden und die in jeder Kunsthalle stehen könnten. Er richtet seinen Dank an die Schüler, die die Woche engagiert und leidenschaftlich getragen hätten.

Das Projekt habe man ein knappes Jahr lang entwickelt, berichtete Britta Olowson, Geschäftsführer der Kompetenzschmiede Südniedersachsen. Den Schulpartner habe man richtig gewählt, hier habe man offene Aufnahme gefunden. Mit Hauke Bodusch wurde zudem der passende externe Partner gefunden: »Es ist super gelaufen, ich bin begeistert«, stellte sie fest. Sie warnte die Schüler vor den »neuen Rechten«: Man müsse die Augen offen halten, Toleranz sein und Andersartigkeit akzeptieren. Die Projekten zeigten eindrucksvoll, was die Schüler zu diesem Thema denken. Gern würde sie auch eine neue Runde 2013 begleiten. Landrat Michael Wickmann betonte, Rechtsextremismus mache sich nicht mehr offensichtlich an Bomberjacke und Springerstiefeln fest, sondern die Menschenfänger hätten ihre Aktivitäten auf andere Gebiete verlegt. Sie seien darauf aus, die Köpfe zu verdrehen, und so komme es darauf an, mit Aufklärung rechtzeitig und umsichtig zu beginnen. Wer wegschaue, signalisiere indirekte Zustimmung. »Wir sind überall Ausländer - außer in unserem Heimatland«, machte Wickmann deutlich. Er hoffe, dass von solchen Aktionen eine Signalwirkung ausgehe für die, die noch zauderten. Die Schüler könnten mit Recht behaupten, sie könnten über alles reden, ein Ergebnis finden und auf ihre Toleranz stolz sein.

Bei allen Beteiligten, die vielfältig mitgewirkt haben, bedankte sich Hauke Bodusch als Projektleiter vor Ort. Der Bogen, der inhaltlich gespannt wurde, war enorm, erläuterte er gemeinsam mit Vertretern der einzelnen Work-shops: So ging es um heutige Symbole des Rechtsextremismus, um die »EU für Einsteiger« oder um Lebensmittelkennzeichnung. Als Zeitzeuge berichtete Klaus Reichmuth unter dem Motto »Ich musste es miterleben« über seine Zeit im Konzentrationslager Sachsenhausen. Das Handwerk stellte sich mit Friseur-Obermeister Hans-Jürgen Erkert als Ausbildungspartner dar, der auf Herkunft keinen Wert legt: »Bei uns zählen andere Tugenden, etwa Pünktlichkeit«, betonte er die Ausbildungsbereitschaft. Die Schüler haben den Film »Kriegerin« angesehen und analysiert, in einer Kreativwerkstatt haben sie das Motto »Toleranz ist bunt« bildlich dargestellt, und mit einem selbstgebauten »Bogen der Toleranz« machten sie deutlich, dass viele unterschiedliche Steine und Materialien zu einem Bauwerk gehören – vom Mörtel der Toleranz zusammengehalten. Eingeschlossen war auch der Bereich Heilerziehungspflege.

Leckereien zum Thema luden ein zum Probieren. Viele internationale Rezepte wurden von Schüler aus ihren Heimatländern mitgebracht. Daraus ist nicht nur ein ansehnliches Büffet entstanden, sondern auch ein Rezeptbuch.

Die im Rahmen der Projektwoche gesetzten Signale gegen Gewalt und für Vielfalt, Toleranz und Fairness sollen im Rahmen einer Wanderausstellung im Landkreis weitergetragen werden, kündigte die stellvertretende BBS-Schulleiterin Dörte Kirst-Bode an. Die Projektwoche wurde über das Programm »Toleranz fördern, Kompetenz Stärken« des Bundesfamilienministeriums gefördert.ek

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