Im Schonraum »echt« entscheiden

Unternehmensplanspiel für angehende Industriekaufleute:?Praxis zum Üben

Mit guten Ergebnissen konnten angehende Industriekaufleute der BBS-Klasse Industrie-Unterstufe punkten, die im Rahmen eines Projekts an einem Planspiel teilgenommen haben.

Wie entwickeln sich die Rohstoffpreise, was wollen die Verbraucher, was macht der Markt, wie ist es um die Produktivität bestellt??Die Führung eines Unternehmens verlangt den Blick auf viele Details. Angehende Industriekaufleute aus verschiedenen Unternehmen der Region haben jetzt im Rahmen des Schulunterrichts an den Berufsbildenden Schulen Einbeck in Zusammenarbeit mit der KWS und dem Einbecker Brauhaus wieder ein Unternehmensplanspiel durchgeführt.

Einbeck. Im Rahmen einer Abschlusspräsentation haben die Gruppen ihre Herangehensweise an die gestellte Aufgabe und die Erfolge vorgestellt. Interessante Ergebnisse habe es gegeben, verriet Ulf Scupin, Abteilungsleiter Wirtschaft/Informatik an den BBS?Einbeck. Es sei gut, wenn die Schüler die Schule in diesem Rahmen verlassen könnten. Alle hätten engagiert gearbeitet, ihr »Spiel« ernst genommen und sich intensiv eingebracht.

Die Messlatte liege nach den Planspielen der vergangenen Jahre hoch, sagte Schulleiter Renatus Döring, aber auch dieser Jahrgang könne da mithalten. Er sei ein großer Fan von Planspielen, denn die Anforderungen seien »fast in echt«, aber es könne nichts kaputtgehen. Das sei so ähnlich wie ein Flugsimulator. »Sie werden gebraucht«, wandte er sich an die Schüler. Diese Generation habe goldene Aussichten, wenn sie die Ausbildung erfolgreich absolviert habe, und es wäre schön, wenn die künftigen Industriekaufleute auch in der Region bleiben würden. Das Planspiel ermögliche es, Zusammenhangswissen aufzubauen, das die Schüler in der bisher neun Monate dauernden Ausbildung in den Betrieben so noch nicht erworben hätten. »Easy Management« bietet die Chance, in einem Schonraum echte Entscheidungen zu treffen: »Learning business by doing business«. Die Schülergruppen schlüpften in die Rolle der Vallenberg Outdoor GmbH. Ihr Zelt »Expedit« sollte produziert und vermarktet werden. Der Jahresumsatz des Unternehmens lag bei einer Million Euro, erwirtschaftet von 9,5 Mitarbeitern. Entscheidungen waren in den Bereichen Vertrieb, Absatz, Einkauf, Lager, Forschung und Entwicklung, Personal, Produktion sowie Finanz- und Rechnungswesen zu treffen. Wie gut haben die Gruppen geplant, wie dicht gelangten sie an die Realität, das zeigten die Präsentationen. Faktoren wie Planungsqualität und Kundenzufriedenheit spielten ebenso eine Rolle wie Erfolgsaufwand und Eigenkapital. Unter sich verändernden Rahmenbedingungen hatten die Teams Entscheidungen zu treffen, wie es auch für echte Unternehmen erforderlich ist. Klappt die Strategie noch – oder muss man umdenken? Verschiedene Ansätze führten zu unterschiedlichen Erfolgen, aber abgesehen vom unternehmerischen Erfolg haben die Gruppen viel gelernt, beispielsweise zur Notwendigkeit, längerfristige Entscheidungen zu treffen, aber auch zum Umgang mit Fehlern und den Konsequenzen.

Hoch- oder Niedrigpreisstrategien, die Verhandlung mit Großabnehmern, der Blick auf die Lagerbestände, Investitionen in Werbung und Vertrieb, das Gegensteuern bei sinkender Nachfrage: Nicht immer zeigte der eingeschlagene Weg Erfolg, Auf der anderen Seite konnten die Gruppen gutes Teamwork erleben. Lieferschwierigkeiten machten ihnen ebenso zu schaffen wie die falsche Einschätzung von Kosten und Konkurrenz. Mitunter mussten schnelle Entscheidungen getroffen werden, da war gutes Zeitmanagement gefragt. Und schließlich, auch das war eine Erfahrung, sei es immer gut, einen Plan B zu haben.

Letztlich, bestätigte das BBS-Team den Schülern, sei nicht der Sieg wichtig, wobei alle im Ergebnis dicht beieinander lagen, sondern dass alle sich so reingekniet hätten ins Thema:?»Hier konnten Sie mehr mitnehmen als im theoretischen Unterricht.« Die Präsentation aller Gruppen fand das uneingeschränkte Lob:

»Wir haben vier Gewinner, denn alle haben gelernt, ihre Entscheidungen zu reflektieren«, sagte der Schulleiter. In jedem Unternehmen würden jeden Tag Fehler gemacht, auch mit diesen Unsicherheiten müsse man umgehen können. Er sei jedenfalls begeistert von den Leistungen, verbunden mit einem Dank an die Lehrer und an die weiteren Unterstützer des Projekts: Es sei ein großer Aufwand damit verbunden, »aber er trägt Früchte.«ek