Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau

Unterschiedliche Interessenlagen

Pflaster Fußgängerzone: Gastronomie braucht Außenflächen, Senioren wollen sicher gehen

Die einen brauchen die Fläche, um Tische und Stühle aufzubauen für eine Außengastronomie, die den Platz gerade in diesen schönen Sommertagen belebt. Für die anderen stellt das ein großes Hindernis dar, das Ausweichen vom »glatten« aufs »grobe « Pflaster von Marktplatz und Langer Brücke erscheint kaum zumutbar. Gefordert wird eine freizuhaltende »Gehweg«-Breite von 1,20 Metern. Wie man diesen Interessenskonflikt entschärfen kann, darüber hat der Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau bei seiner jüngsten Sitzung intensiv diskutiert.

Einbeck. Diejenigen Geschäftsleute, die die Flächen vor ihren Lokalen oder Läden nutzen, um beispielsweise Ständer mit Waren oder gerade auch Tische und Stühle aufzustellen, handeln nach dem Marktplatz-Nutzungskonzept von 1999. Darin ist festgelegt, dass die Anlieger die jeweiligen Parzellen nutzen dürfen, um den Marktplatz attraktiver zu gestalten. Die Sondernutzung, auch das ist Bestandteil der Vereinbarung, sollte für die Anlieger kostenlos sein. Inzwischen stören diese Nutzungen in einigen Bereichen. So hat der Seniorenrat im April die bessere Begehbarkeit entlang den Häuserfronten gefordert, durchgängig mindestens 1,20 Me-ter sollen als Fußweg freigehalten werden. Die FDP hat sich dem Vorstoß angeschlossen, ebenso der Behindertenbeauftragte der Stadt, Herbert Klein. Nicht nur für die Nordseite von Marktplatz und Langer Brücke soll die Forderung gelten, sondern auch für die Südseite. Vor allem im Bereich Lange Brücke und an der Ecke Marktplatz/Münsterstraße gibt es nach Ansicht der Antragsteller Probleme. Anderen dagegen sei es gelungen, Passagen freizuhalten. Die Sondernutzung, auch darauf machte die Verwaltung bei der Darstellung des Konflikts aufmerksam, sei wichtig für das Geschäft der Gastronomie – auf die zusätzlichen Plätze könne man kaum verzichten.

Andererseits hätten sich die Bedürfnisse seit 1999 geändert, es gebe mehr Bürger, die beispielsweise auf einen Rollator angewiesen seien, und von ihnen gebe es immer wieder Beschwerden über das schlechte Gehen auf dem Marktplatz-Pflaster, sagte Wolfgang Keunecke, Vertreter des Seniorenrates im Ausschuss. Die Ausweisung einer mindestens einen Meter breiten Lauffläche sei nicht als Wunsch, sondern als Antrag zu verstehen. Die FDP machte deutlich, dass sie die Belange der Älteren unterstütze. Die Anlieger seien natürlich wichtig, und man sei froh über die Gastronomie, die Tische und Stühle herausstelle, so Anne Trybuhl, FDP. Aber das Konzept müsse alle Beteiligten mitnehmen, und es sollte möglich sein, eine Lauffläche freizuhalten. Wenn die Gesellschaft sich verändere, gebe es solche Konfrontationen unterschiedlicher Interessenslagen, stellte Margrit Cludius-Brandt, SOD, fest. Eine Lösung könnte vielleicht sein, im Bereich Lange Brücke eine Querung mit glatterem Untergrund im Pflaster vorzusehen, damit wäre beiden Seiten geholfen.

Möglicherweise, so Carsten Pape, CDU, könne auch eine neue glattere Pflasterung in der Mitte helfen oder eine bessere Verfugung. Dabei müsse die Lösung, die auf eine punktuell verbesserte Fläche abziele, nicht nur denkbar, sondern auch finanzierbar sein, mahnte Gerald Strohmeier, Fachbereichsleiter Bauen, Planen, Umwelt. Am Inhalt des vom Seniorenrat vorgetragenen Antrags äußerte Peter Osterloh, GfE, Zweifel: Es sei richtig, auf das Problem hinzuweisen, aber ein Korridor von 1,20 Metern entspreche seiner Ansicht nach nicht der Praxis. Viele Fußgänger würden sich scheuen, in dieser Enge zwischen Tischen hindurch zu laufen. Eine Frage sei, ob größere Abstände das regeln könnten.

Für berechtigt aus der Sicht des Seniorenrates hielt Jörg Brödner, CDU, den Antrag. Allerdings sorge die Bestuhlung für Belebung auf dem Marktplatz und in der Langen Brücke. Zudem würden sich die Gastronomen eine wesentliche Einnahmequelle schaffen, auf die sie andernfalls verzichten müssten. Durch Verkleinerungen der Fläche nehme man ihnen Umsatz und Geschäft weg. Bedenken sollte man auch, dass beispielsweise der »Centrum«-Inhaber für die schöne Bepflanzung unter den Straßenleuchten verantwortlich zeichne; man sollte also keine Sachlage zeichnen, die ihm nicht entgegen komme.

Unterstützung signalisierte Heidrun Hoffmann-Taufall, CDU: Sicheres Gehen sei wichtig, aber ebenso eine gefüllte Gastronomie. Vielleicht schaffe man durch Querdenken eine Lösung, in diesem Fall etwa einen Extra-Weg in der Mitte.

Die Forderung, da war sich der Ausschuss einig, sei berechtigt und zu akzeptieren. Zunächst wurde die Verwaltung beauftragt, die Kosten für eine Verbesserung der Fugen zu ermitteln. Natürlich soll der Kontakt zu den Anliegern gehalten werden. Aus der Fülle von Anregungen heraus soll eine Lösung gesucht werden. Bei aller Unterstützung wurde vor einem Schnellschuss gewarnt, sondern die Sache sei detailliert zu betrachten.ek