Vampirfledermäuse gibt es hier nicht

»Bat-Night«: Auf Exkursion mit dem NABU an Krähengraben und im Offiziersgarten | Quartiere

Sie sehen mit ihren Ohren, fliegen mit ihren Händen und rasen mit bis zu 880 Herzschlägen pro Minute durch die Dunkelheit: Die Welt der Fledermäuse konnten die Einbecker – im Gegensatz zu den Holzmindenern, wo die Exkursion wegen Regens abgesagt werden musste – am letzten Augustwochenende bei der international »BatNight« erleben.

Einbeck. Fledermäuse sind die »wahren Herrscher der Nacht«. In Deutschland sind vier Arten stark gefährdet, drei vom Aussterben bedroht. Hauptursache ist der Verlust von geeigneten Lebensräumen. Im Spätsommer suchten die meisten Fledermäuse nach geeigneten Quartieren, um in den kalten Monaten Schutz zu finden.

Karl-Eduard Schütz, Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Dassel-Einbeck, begrüßte die Teilnehmer, die am Abend zum Krähengraben gekommen waren, um die »Bat-Night« zu erleben. Schütz stellte die Arbeit der Gruppe vor, die zahlenmäßig eine der stärksten Gruppen der Region ist. Am kommenden Wochenende, 5. September, wird im Rahmen des Ferienpasses nochmals zu einer Fledermaus-Wanderung eingeladen. Start ist um 20.30 Uhr am Bäckerwall.

Diesmal konnte Thomas Steinbüchel den Besuchern wieder viel Interessantes von den Fledermäusen berichten. Steinbüchel ist Regionalbeauftragter für Fledermäuse im Landkreis Northeim. Der Spezialist erklärte, dass die Fledermaus das einzige fliegende Säugetier ist. Von Oktober bis März hält die Fledermaus Winterschlaf. Dafür zieht sie sich in Höhlen oder Spalten zurück. Ein Fledermausquartier findet sich beispielsweise im Alten Rathaus in Einbeck. Hier gibt es 125 bis 150 Tiere, ein weiteres Quartier ist in der Münsterkirche St. Alexandri. Während des Winterschlafs schaltet der Organismus des Tieres auf Sparflamme. Im April wachen die Tiere auf, im Mai gehen die Weibchen in die Wochenstube, wo sie sich auf die Geburt des Nachwuchses vorbereiten. Während sich die Weibchen um die Jungen kümmern, teilen die Männchen die Jagdgebiete auf. Fledermäuse orientieren sich in ihrer Umgebung per Ultraschall. Ihr Rufen sei mit 100 bis 130 Dezibel sehr laut. Hörbar gemacht werden können die Tiere mit dem Bat-Detektor. Und das Knacken der Detektoren konnten die Teilnehmer der »Bat-Night« gut hören.Weltweit gibt es rund 1.000 Fledermausarten, in Europa etwa 40. In Deutschland sind ausschließlich Insektenfresser heimisch. In Südamerika gibt es aber auch Vampirfledermäuse, die sich von Blut ernähren. Verletzte Fledermäuse sollte man nicht ohne Handschuhe anfassen. Die Wildtiere können zubeißen, erklärte der Experte.Zusammen mit seinem Team hatte Steinbüchel Netze gespannt, und dort verfing sich beispielsweise auch ein Großer Abendsegler. Nach der Befreiung aus dem Netz konnten sich die fast 30 Kinder samt Begleitpersonen das Tier, das später wieder freigelassen wurde, aus der Nähe ansehen. Die Laute der kurzzeitig gefangenen Fledermaus beeindruckten: »Das ist ja schrill«, stellte einer der jüngeren Teilnehmer fest.

Die ersten Tiere, die abends unterwegs sind, sind die Zwergfledermüse, erklärte Steinbüchel. Danach kommen die Abendsegler, die sehr hoch und auch schnell fliegen. Bei dem diesjährigen Rundgang konnten zudem Wasserfledermäuse ausgemacht werden. In jeder Nacht fressen die Tiere rund 5.000 Insekten. Für den Schutz der Fledermäuse kann man viel tun: Beispielsweise kann man bei Umbaumaßnahmen am Haus Einflugöffnungen für die Tiere schaffen. Je artenreicher der Garten ist, desto mehr Insekten tummeln sich dort. Besonders nachtblühende Stauden ziehen  Nachtfalter und damit auch Fledermäuse an. Auch alte Keller sind potentielle Winterquartiere für die Tiere.

Sie müssen im Winter frostfrei, aber kühl und feucht sein. Fledermäuse brauchen sichere Quartiere. Man kann ihnen Fledermausbretter oder Flachkästen an Giebelwänden anbieten. Fledermausnistkästen gehören in Bäume, an Streuobstwiesen oder Parks.

Die Fledermausnacht soll auf die Bedrohung der Tiere aufmerksam machen. Weltweit findet die »Batnight« in mehr als 30 Ländern statt.sts