»Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen«

Große Verdi-Gala mit berühmten Liedern des italienischen Komponisten begeisterte das Publikum

Als Statistin im Gefangenchor wirkte Andrea Schlüter bei der Aufführung und traf auch Oldrich Kriz, der »Nabucco« spielte.

Einbeck. Besondere Arrangements von »Aida«, »Nabucco«,»Rigoletto«, »La Traviata«, »Der Troubadour« oder »Don Carlos«ermöglichten es, bei der große Verdi-Gala tauchte das Publikum in der fast ausverkauften PS.Halle in die Meisterstücke des italienischen Komponisten ein. Bekannte und beliebte Gestalten aus den berühmtesten Werken von Giuseppe Verdi traten in neuer Konstellation auf.

Charaktere und Schicksale wurden zu zwei eigenständigen Handlungen verwoben. Etwas Besonderes war die Aufführung auch für Andrea Schlüter, sie war als Statistin Teil des Chores der gefangenen Hebräer. Nachdem vor zwei Jahren »Nabucco« ein großer Erfolg war, kam jetzt »Die große Verdi-Gala« nach Einbeck. Wegen schlechter Wettervorhersagen in die PS.Halle verlegt, erlebte das Publikum einen unvergesslichen Abend.

Die Festspieloper Prag und die Tschechischen Symphoniker Prag unter Leitung von Martin Doubravsky gastierten mit einer Auswahl der bekanntesten Verdi-Stücke. Mit brillanten Stimmen entführen Solisten und Chor in die zauberhafte Welt der Romantik. Unter der Regie von Oldrich Kriz, der auch die Idee für den originellen Mix hatte, entstand ein besonderer Opernabend. Giuseppe Fortunio Francesco Verdi gilt als der größte italienische Komponist der Romantik und neben Richard Wagner als der bedeutendste Opernkomponist.

28 Opern stammen aus seiner Feder, wobei »Nabucco« sein erster großer war. Er schrieb auch geistliche Musik, Kantaten und kammermusikalische Werke - meist in der Pause zwischen zwei Opernkompositionen. Vor »Nabucco« hatte Verdi sich auf einem Tiefpunkt gefunden. Das Textbuch brachte die Begeisterung für seine Passion zurück. Die Oper wurde der erste große Erfolg des noch jungen Verdi.

1842 an der Mailänder Scala uraufgeführt, war »Nabucco« so erfolgreich, dass die Oper in der darauffolgenden Spielzeit 57 Mal wiederholt wurde. Der Gala-Abend in Einbeck startete mit »Aida«. Die Geschichte der Oper spielt in Memphis und Theben zur Zeit der Pharaonenherrschaft um 1550 vor Christus. Zu den Höhepunkten zählt der Jubelchor »Gloria all’Egitto« (Gepriesen sei Ägypten) für Radames und seine Truppen, der Triumphmarsch zum Finale.

Aus »Il trovatore« (Der Troubadour) erklangen das Duett »Mira, di acerbe lagrime« sowie »Vedi! Le fosche notturne spoglie de’cieli« und »Di quella pira«. Uraufgeführt 1853 in Rom wurde die melodienreiche Oper schnell sehr populär - auch in Deutschland. »Merce, dilette amiche« stammte aus »I vespri siciliani« (Die siziliansiche Vesper) folgte. Bei der Arie singt Herzogin Elean, die auch Widerstandskämpferin ist, über ihre anstehende Hochzeit und über den bevorstehenden sizilianischen Aufstand. Uraufgeführt wurde »Don Carlo« 1867 in Paris.

In dem Duett »Un Dio che nell’alma infondere« erfährt Don Carlo von dem Marquis de Posa von den unhaltbaren Zuständen in Flandern, und er beichtet ihm von seiner unglücklichen Liebe zu Elisabeth, seiner Schwiegermutter. Großer Beliebtheit erfreut sich »La forza del Destino« (Die Macht des Schicksals). Bei »Rataplan« versucht die junge Zigeunerin Peziosilla italienische Soldaten von gefährlichen Streitereien abzulenken, indem sie ein Loblied auf das Soldatenleben singt. Kernstück des Gala-Abends war »Nabucco«.

Nach der Ouvertüre, sanft beginnend und dann voluminöser werdend, folgte »Sapressan gl’instanti d’un ira fatale« (Es nahen die Augenblicke der schicksalhaften Wut). Der Hohepriester Zacharia sagt das bevorstehende Ende Babylons bevor. Als Fenena zur Hinrichtung geführt wird, unterwirft sich Nabucco (Oldrich Kriz) Jahwe, dem Gott der Hebräer, und bittet ihn um Beistand mit »Dio di Giuda« (Gott, der Juden«).

Der beeindruckende »Gefangenenchor« mit »Va, pensiero, sull’ali dorate« (»Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen«) galt seinerzeit als heimliche Nationalhymne der Italiener, die sich besonders mit dem Thema der Freiheit identifizierte. Viele Zuschauer nahmen den Appell auf, sie ließen ihre Gedanke fliegen, genossen den besonderen Abend und tauchten in die faszinierenden Welt von Verdi ein.

Beim Gefangenchor wirkte mit großer Freude und in passender Verkleidung Andrea Schlüter mit, die bei der Verlosung von der Einbecker Morgenpost und vom Veranstaltungsbüro Paulis aus Braunschweig eine Statistenrolle gewann. Es war für sie etwas Besonderes, Fotos mit Oldrich Kriz zu erstellen und vor rund 600 Zuschauern mit auf der Bühne zu stehen. Aus der Oper »Rigoletto«, die mit »La Traviata« und »Il travatore« zur populären Trilogie während des Höhepunkts der Schaffenszeit Verdis zählt, ertönte zuerst »Questo o quella«, gesungen vom Herzog und vom Ensemble.

Die Hauptlieder habe eine volkstümliche, eingängige Melodik und wurden schnell populär. Nach »Cora nome, che il mio cor« und dem vom Chor präsentierten »Zitti, zitti« trafen bei »Bella figlia dell’amore« vier unterschiedliche Stimmen aufeinander. Bei dem Quartett versuchte der Herzog erneut ein Mädchen zum Umgarnen.

Bekannt ist die Arie »La donna è mobile« (Oh, wie so trügerisch). Selber ein Schürzenjäger, beklagt sich der Herzog über die Untreue und Flatterhaftigkeit des weiblichen Geschlechts. Nach dem Roman »Die Kameliendame« von Alexandre Dumas entstand »La Traviata«. Der Titel leitet sich von »traviare« (vom Weg abkommen) ab.

Verdi stellte eine von der Gesellschaft geächtete und abgelehnte Person, eine Kurtisane, ins Zentrum des Geschehens. Bekannt ist der schwungvolle »Trinkspruch« aus dem ersten Akt »Libiamo ne’ lieti calici« (Auf Freunde, schlürfet in durstigen Zügen). Zudem waren vom Chor »Noi siamo zingarelle« sowie »Un di, felice, eterea«, »Di provenza, il mar, il suol« sowie das Finale aus dem zweiten Akt zu hören.

Für die imposanten Darbietungen der großen Verdi-Gala erhielten Darsteller und Musiker viel Beifall. Außergewöhnlich war das Arrangement bekannter und beliebter Gestalten in speziellen Konstellationen. Als Zugabe ertönte zum Abschluss noch einmal der berühmte Gefangenenchor, bei dem zahlreiche Personen mitklatschen. Angetan war das Publikum von dem originellen Galaabend mit den berühmtesten Opern von Giuseppe Verdi.mru