Vergänglichkeit und Verherrlichung beeinflussen sich

Einbeck. »Jeder Mensch sollte die Geschichte der Vergangenheit lesen und lernen, dass er sie als eine Wahrnehmungstafel für seine Zukunft vor Augen hielte«. Gemäß dem Zitat von Adalbert Stifter beschäftigen sich auch Joachim Weiser und Dirk Börs-tinghaus mit der Verbundenheit von Historie, Gegenwart und Zukunft. Sie bedienen sich bewusst der Schwarz-Weiß-Fotografie, überwiegend analog, um Situationen, Gegenstände und Lebewesen klar, authentisch und zeitlos zu porträtieren.

Mit ihrer Darstellung von Gebäuden, Monumenten, Skulpturen, Naturimpressionen oder alltäglichen Gegenständen wie Telefonen, Zügen, Motorrädern oder Autos dokumentieren sie, wie Flüchtigkeit und Endlichkeit bildlich dargestellt werden können. Eine hölzerne Wagenkarosse inmitten von Brenn-nesseln, ein längst funktionsunfähiger Blechroboter oder eine nächtliche Straßenszene – solche Fotos laden im Einbecker Stadtmuseum zur Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit und nostalgischer Erinnerung ein. Bei der Ausstellungseröffnung freute sich Bürgermeister Ulrich Minkner, die literarisch-fotografischen Künstler Weiser und Börstinghaus zum zweiten Mal in Einbeck begrüßen zu können. Er betonte, dass die Schwarz-Weiß-Fotografie die Inhalte kontrastreich hervorhebe und die Bilder meistens länger erhalten blieben als die digitalen, die zu 80 Prozent gleich wieder gelöscht würden. Auch freute er sich auf die Schriftstücke bekannter Literaten. Dass die Eröffnung an einem passenden Datum, dem Tag der Deutschen Einheit sei, so Weiser, unterstreiche eindrucksvoll das Motto und das Ziel ihrer Arbeiten »Wider das Vergessen«.

Die Ausstellung bewege sich im Spannungsfeld zwischen Vergessen und Glorifizierung des Erlebten sowie mit der Auseinandersetzung der beiden Skala-Enden. Auf der einen Seite stehe die Verdrängung der Vergänglichkeit und auf der anderen Seite die »Verherrlichung der Vergangenheit«, so Weiser, der zusammen mit Börstinghaus zum Denken anregen will. Mit ihren Darstellung von Relikten, Spuren und Fragmenten gekoppelt mit passenden literarischen Schriftstücken bekannter Autoren wollen sie den faszinierenden Charme des Vergangenen hervorholen, die Erinnerung an alte Zeiten wecken und die Auseinadersetzung in Blick auf Gegenwart und Zukunft fördern.

Als Besonderheit könnten die literarischen Schriftstücke über ein altes Röhrenradio auch gehört werden, so Weiser, um weitere Sinne zu mobilisieren. Museumsleiterin Dr. Elke Heege betonte, dass jeder Mensch nur mit sich im Reinen sein könne, wenn er sowohl die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft betrachte. »Wider das Vergessen« passe gut in das Einbecker Stadtmuseum, so Heege, denn die Exponatensammlung fördere die Diskussion und die Auseinandersetzung mit dem Erlebten und mit dem Zukünftigen. Weiter informierte sie, dass die Ausstellung im Museum bis zum 6. Januar angeboten werde und dass Besucher sie sich von dienstags bis sonntags von 11 bis 16 Uhr anschauen könnten.oh