Viel Beifall und stehende Ovationen

Jubiläumskonzert des Einbecker Mandolinenorchesters | Buntes Programm nach zweijähriger Pause

Im Rheinischen Hof hat das Einbecker Mandolinenorchester vor vollem Haus sein – nachgeholtes – Jubiläumskonzert zum 100-jährigen Bestehen gegeben.

Einbeck. Zwei Jahre mussten die Spielerinnen und Spieler und das Publikum auf diesen Tag warten – jetzt war es endlich soweit: Das Einbecker Mandolinenorchester gab im Rheinischen Hof sein lang erwartetes Jubiläumskonzert zum 100-jährigen Bestehen. Eigentlich war der Einbecker Mandolinen-Club im Jahr 2020 bereits 100 Jahre alt geworden, die Pandemie verhinderte aber ein großes Konzert in den vergangenen zwei Jahren. Dementsprechend groß war die Vorfreude bei allen Beteiligten und den Freunden der gepflegten Zupfmusik auf dieses Live-Ereignis. Und sie sollten nicht enttäuscht werden: Das Publikum erlebte eineinhalb Stunden schönster Mandolinenmusik, humorvoller Unterhaltung und eingängiger Melodien.

Bernhard Puschs Arbeit als künstlerischer Leiter

Die Geschäftsführerin des Vereins, Heike Sachse, begrüßte das Publikum im vollbesetzen Rheinischen Hof und sorgte für die ersten emotionalen Höhepunkte des Nachmittags. Sie nahm die Anwesenden mit auf eine gedankliche Reise ins Jahr 1920, als der Einbecker Mandolinen-Club von 17 Musikfreunden gegründet wurde, und sie hob die Tugenden hervor, die diesen Verein seitdem groß und erfolgreich gemacht und geprägt haben: Disziplin, Kontinuität und Ausdauer. Neben diesen Eigenschaften waren es aber auch die musikalischen Leiter, die diesem Orchester ein Gesicht gegeben haben. Besonders hervor hob Heike Sachse an dieser Stelle Bernhard Pusch, der das charakteristische Klangbild des Orchesters über Jahrzehnte hinweg als Dirigent und musikalischer Leiter geprägt und sein Auftreten bis Anfang der 2000er Jahre maßgeblich geformt hat. Noch heute werden seine Bearbeitungen und Kompositionen im Orchester gespielt. Das Publikum applaudierte im Anschluss an diese Laudatio anhaltend für den im Publikum anwesenden Bernhard Pusch, und die Spielerinnen und Spieler erhoben sich zum Dank für seinen jahrzehntelangen Einsatz und sein Engagement von ihren Plätzen und gaben ihrem ehemaligen musikalischen Leiter stehende Ovationen von der Bühne aus.

Mandolinen-Musiker aus Lautenthal dabei

Moderator Stephan Pusch führte gewohnt souverän und humorvoll durch das Programm und versprach zu Beginn: »Wir haben einen kleinen Urlaub für Sie vorbereitet und nehmen Sie mit auf eine musikalische Reise.« Gleichzeitig »warnte« er das Publikum eindringlich vor Ohrwürmern. Schon ab dem zweiten Stück des Nachmittags war klar: Das Publikum hatte sich ebenso wie die Spielerinnen und Spieler bestens auf diesen Nachmittag vorbereitet und präsentierte sich textsicher und hervorragend gelaunt. Beliebte und immer wieder gern gehörte Melodien, wie die Fahrtenlieder-Potpourris »Auf froher Fahrt« und »Frei wie der Wind«, die Evergreens »Rot sind die Rosen« und »Griechischer Wein«, aber auch die Medleys beliebter Melodien »Klingendes Wien« und »Unter südlicher Sonne« animierten zum Mitsingen und Mitsummen, und die Gäste hielten sich nicht zurück. Eine schöne Geste des Orchesters war es auch, ins Konzertprogramm wieder selbst komponierte Stücke der drei Orchester-Dirigenten Walter Müller, Bernhard Pusch und Hans Voges mit aufzunehmen.
Unterstützt bei ihrem Auftritt wurden die Spielerinnen und Spieler des Einbecker Mandolinenorchesters beim Jubiläumskonzert übrigens von Musikerinnen des Mandolinen-Clubs Lautenthal von 1920, mit dem man eine langjährige musikalische Freundschaft und einen regelmäßigen Austausch pflegt.

Eine schöne Tradition ist es auch, dass sich immer wieder Solisten im Programm einfügen, die sich entweder mit einem alternativen Instrument oder mit einem zusätzlichen Stück aufs Konzertprogramm vorbereiten. Diesmal präsentierten Conny Bänsch an der Gitarre, Heike Sachse am Akkordeon und Hans-Georg Kühn am Bass als Trio den beliebten Klassiker »Es wird in 100 Jahren wieder so ein Frühling sein«, den schon so bekannte Künstler wie Rudolf Schock oder Willy Schneider gesungen haben. Spätestens jetzt war klar, dass Moderator Stephan Pusch mit seiner »Warnung« vor Ohrwürmern Recht behalten sollte. Dass auch hier vom Publikum natürlich laut mitgesungen wurde, versteht sich von selbst.

Am Ende des eineinhalbstündigen Konzertprogramms gab es lautstarke Bravo-Rufe, minutenlangen Applaus und stehende Ovationen für die Musiker, die sich dankbar und bewegt zeigten. Es war ihnen anzumerken, wie sehr ihnen der Zuspruch durch das Publikum in den vergangenen beiden Jahren der Pandemie gefehlt hat. Erst nach drei Zugaben wurden sie schließlich von ihrem Publikum von der Bühne entlassen – ein schöner Abschluss eines rundum gelungenen Jubiläumskonzerts.

Eines der kulturellen Flaggschiffe

Und auch wenn sicherlich alle Spielerinnen und Spieler in den vergangenen 25 Jahren ein wenig älter geworden sind und die Reihen auf der Bühne lichter – eines stand nach diesem besonderen Nachmittag fest: Dieses Zupforchester mit seinen 15 aktiven Spielerinnen und Spielern versteht es, sein Publikum zu begeistern und zu unterhalten. Damit gehört es noch immer zu den kulturellen Flaggschiffen in Südniedersachsen. Einbeck kann stolz auf darauf sein, Heimat dieses einmaligen Orchesters mit seiner langen Tradition zu sein.oh