Vielfalt erhalten und Qualität der Schulen sichern

CDU-Stadtverband Einbeck diskutiert mit Kai Seefried, CDU-Landtagsfraktion, über neues Schulgesetz

»Ist unsere Schule noch zu retten?«, mit dieser provokanten Frage hatte der CDU-Stadtverband Einbeck zu einem Vortrags- und Diskussionsabend zur Schulpolitik eingeladen. Die Landesregierung plant eine Novellierung des Schutzgesetzes. Praktisch sämtliche Schulformen wären davon betroffen, meint die CDU. Welche Auswirkungen das in Einbeck haben und wie man gegensteuern könnte, dazu berichteten Teilnehmer einer Podiumsdiskussion;?zuvor umriss Kai Seefried, schulpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, welche Ziele das neue Schulgesetz hat.

Einbeck. Das Gesetzespaket sei dick und kaum zu durchschauen, sagte der CDU-Vorsitzende Dirk Ebrecht zur aktuellen Situation. Entsprechend umfangreich wolle man den thematischen Bogen des Abends aber auch spannen, kündigte er an. Mit Kai Seefried habe man dazu einen ausgewiesenen Experten. Der Referent sah 2015 als spannendes Jahr, gerade mit Blick auf die Schulpolitik. In einer Idealvorstellung unternahm er eine gedankliche Zeitreise ins Jahr 2030: Gute Bildung schafft Chancen für alle, das sah er als Motto über seinem Wunschtraum. Wie die Menschen verschieden seien, brauche man auch verschiedene Schulen: viel- statt einfältiges Bildungsangebot. Die Lehrkräfte seien der Schlüssel zum Erfolg. Man müsse auf Verlässlichkeit setzen, stattdessen diskutiere man immer wieder über Strukturen. Seefried machte sich stark für eine Debatte über Qualität und Inhalte.

Die Bürger, das habe gerade eben eine Umfrage ermittelt, seien unzufrieden mit der Bildungspolitik in Niedersachsen. Die Schulgsetzänderung sei sehr umfangreich mit Themen wie G9-Abitur, Inklusion, eingeschränkte Wahlfreiheit, Schließung der Förderschulen, geänderte Schülerbeförderung oder Wegfall der Laufbahnempfehlung – ob das die Zufriedenheit verbessere, hielt der Politiker für fraglich. Nach der inhaltlichen Beratung im Landtag könne das Gesetz frühestens im Juni in Kraft treten, vermutlich aber erst im Juli – in jedem Fall zu spät, um es bis August vernünftig umsetzen zu können. Wesentlich, so Seefried, sei, dass die Gesamtschule nicht mehr »ergänzende« Schulform sei, sondern »ersetzend« werde. Das habe Konsequenzen für die Vielfalt der Bildungslandschaft, und man müsse ehrlich sein: Auch das Gymnasium könne betroffen sein. Dabei brauche man aber Vielfalt im Bildungssystem, ebenso wie Laufbahnempfehlung und Noten. Bei der Inklusion sollte man Wahlfreiheit für die Eltern ermöglichen – nicht alle wollten auf die Förderschule für ihre Kinder verzichten. Mit den derzeitigen Planungen seien alle Beteiligten überfordert.Der Erfolg eines Bildungssystem lasse sich nicht an der Zahl der Abiturienten messen: »Der Mensch beginnt nicht erst beim Abitur.« Wichtiger seien Vielfalt und Wertigkeit der Abschlüsse, da gebe es Nachholbedarf. Insbesondere das duale Bildungssystem habe in Deutschland einen guten Ruf, ein Erfolgsmodell, von dem man sich nicht zu weit entfernen sollte.

Gibt es das Einbecker Gymnasium im Jahr 2020 noch – und wie sieht die Schullandschaft hier aus, dieser und weiteren Fragen von Moderator Frank Bertram stellten sich Georg Folttmann und Pär Fasterling als Vertreter von Einbecker Unternehmen, Hartmut Bertram und Siegfried Pinkepank für Einbecker Schulen sowie Marion Villmar-Doebeling, Bianca Rohmeier und Petra Engelke als Elternvertreterinnen. Zunächst entwickelten alle Diskussionsteilnehmer eine ähnliche Perspektive: Für die nächsten Jahre werde die Goetheschule Bestand haben. Allerdings seien sinkende Schülerzahlen ein Problem, und eine weitere Schule könnte zu »Kannibalismus« führen, warnte Folttmann: »Irgendeine Schule wird weichen, vermutlich zuerst das Gymnasium Bad Gandersheim.« Mehr Kreativität wünschte sich Pär Fasterling; die Politik sollte ihre Spielräume stärker nutzen, um bewährte Schulformen zu erhalten. Weiterhin vierzügig sah Hartmut Bertram seine Schule, und diese Stärke sei auch wichtig, um ein gutes Kurssystem in der Oberstufe anbieten zu können. Allerdings biete Einbeck kein Potenzial mehr für eine weitere Oberstufe, und dass die Integrierte Gesamtschule (IGS) keine Oberstufe bekomme, sei versprochen worden. »Warum aber nicht gemeinsam?«, diese Frage stellte Siegfried Pinkepank. Mehr als 42 Prozent der Eltern würden sich für das Gymnasium entscheiden, es sei die beliebteste Schulform, gefolgt von der Oberschule mit 21 Prozent. Eine auch für die Eltern so wichtige Schulform wie das Gymnasium würden Politiker nicht schließen, so blöd seien sie nicht.

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