Chancen für Landwirte:

Vom Acker in die Erdgasleitung

Tag der offenen Tür in der Bioerdgasanlage der e.on in der Hannoverschen Straße in Einbeck / Jahresbedarf: 50.000 Tonnen Silage

Zwei Megawatt Strom und sechs Megawatt Gas: Was etwa 75 Anbauer auf rund 800 Hektar in der gesamten Region an nachwachsenden Rohstoffen produzieren, wird in der Einbecker Bioerdgasanlage zum wichtigen Energieträger. Wie das funktioniert, darüber hat der Betreiber e.on jetzt beim Tag der offenen Tür in der Hannoverschen Straße zahlreiche Besucher informiert.

Einbeck. Der Jahresbedarf der Bioerdgasanlage liegt bei 50.000 Tonnen Silage, täglich werden 110 Tonnen von der Futterstation in die Fermenter transportiert, rund um die Uhr, jede Stunde einmal, 24mal am Tag. »Die Anlage läuft sogar besser als erwartet«, berichtete e.on-Mitarbeiter Hermann Deupmann den Besuchern. Verwertet wird zu 80 Prozent Mais, den Rest machen Getreide zur Ganzpflanzensilage (GPS) und Gras aus. Die Anbauer kommen aus einem Umkreis von bis zu 25 Kilometern.

Zuckerrüben seien ein hervorragender Energieträger und somit ebenfalls geeignet. Sie seien jedoch mit viel Schmutz behaftet, die Reinigung sei aufwändig und teuer, außerdem schwierig zu lagern, deshalb wolle man darauf nur in Ausnahmefällen zurückgreifen. Gülle wird ausdrücklich nicht genutzt.

Die Silage geht zunächst zur Vergärung in die Fermenter. Bei etwa 40 Grad Celsius werden hier die Bakterien aktiv, sie bilden Methan. Das Gas wird in den Hauben der Behälter abgespeichert.

Die beiden Fermentertürme haben ein Volumen von jeweils 4.000 Kubikmetern, es gibt einen Nachgärer mit ebenfalls 4.000 Kubikmetern sowie eine Gärrestanlage; in drei Behältern mit knapp 17.000 Kubikmetern Fassungsvermögen werden die Gärreste gelagert, die dann zurück an die Landwirtschaft gehen. »Das ist Platz für 180 Tage«, so Hermann Deupmann, denn die phosphor- und kalihaltigen Reste könnten nur in der Vegetationsperiode ausgebracht werden. Das Biogas enthält 52 Prozent Methan. Damit es als Erdgas genutzt werden kann, muss der Methangehalt auf 90 bis 98 Prozent gesteigert werden. Das geschieht mit der so genannten Aminwäsche, bei der das CO2 unter hohen Temperaturen aus dem Gas »herausgewaschen« wird. Anschließend hat das Gas eine Qualität, die ins Netz eingespeist werden kann. Die Einspeisestation gehört der e.on avacon, die das Gas ins Verteilnetz weitergibt. Das CO2 wird kontrolliert in die Luft abgegeben. Da die Menge genau der entspreche, die die Pflanze im Wachstum aufgenommen habe, könne man von einem neutralen Kreislauf sprechen. Seien die Gaswerte nicht in Ordnung, könne nicht eingespeist werden, in diesem Fall muss die Notfackel benutzt werden. Probleme der Anfangszeit, als sie gelegentlich zum Einsatz kommen musste, seien inzwischen ausgeräumt, versicherten die e.on-Mitarbeiter.

In der Steuerzentrale werden alle Prozesse per Computer gesteuert und überwacht, alle Parameter lassen sich jederzeit kontrollieren. Ab dem Füttern läuft die Anlage vollautomatisch. Damit die notwendige Prozesstemperatur erreicht werden kann, muss ab etwa Oktober/November geheizt werden. Man setze, erläuterte Hermann Deupmann, etwa 15 Prozent der gewonnenen Energie für die Anlage ein, das sei ein guter Wert. Rechne man die Aufwendungen der Landwirte hinzu, seien es 18 bis 20 Prozent. Gegenrechnen müsse man, dass beispielsweise kein Energieaufwand für Mineraldünger notwendig sei, weil die Substrate auf die Felder zurückkommen würden.

Am Standort Hannoversche Straße passe alles zusammen, betonte Bürgermeister Ulrich Minkner, der unter den ersten Besuchern des Tages war: Die Landwirte könnten die Anlage gut erreichen, viele hätten sich so ein wichtiges zusätzliches Standbein geschaffen, und auch die notwendige Nähe zur Gasleitung sei gegeben.

Neben dem Thema Bioerdgas stand die Landwirtschaft mit ihren unterschiedlichen Aspekten im Mittelpunkt: Unternehmen der unterschiedlichsten Agrar-Branchen präsentierten sich, bei den Landfrauen gab es Kaffee und Kuchen, und ein buntes Programm wurde auch für Kinder geboten.ek