Vom Doppelten, besser vom Dreifachen ausgehen

Gaspreise steigen zum 1. Oktober | Stadtwerke Einbeck empfehlen Kunden deutliche Erhöhung der Abschläge

Gas wird ab dem 1. Oktober deutlich teurer, auch für Kunden der Stadtwerke Einbeck. Geschäftsführer Bernd Cranen und Corinna Kummer, Leiterin Energiehandel, empfehlen deshalb dringend eine deutliche Erhöhung der monatlichen Abschläge, will man hohe Nachzahlungen nach der Jahresabrechnung vermeiden.

Einbeck. Die Briefe an die Kunden sind verschickt, und wenn mancher bislang vielleicht noch hoffte, es werde schon nicht so »dicke« kommen mit den Energiekosten, gibt es jetzt Klarheit. Trotz effizienten Wirtschaftens und einer vorausschauenden Einkaufsstrategie gehen auch an den Stadtwerken Einbeck die rasant steigenden Preise an den Energiemärkten nicht spurlos vorüber, und es wird zu einer deutlichen Erhöhung für die Kunden kommen. Energie ist aufgrund des Krieges in der Ukraine extrem teuer geworden. Für die Stadtwerke bedeute das, dass der Gaspreis zum 1. Oktober und der Preis für die Strom-Grundversorgung zum 1. November »deutlich angepasst« werden, kündigten Geschäftsführer Bernd Cranen und Corinna Kummer, Leiterin Energiehandel bei den Stadtwerken, an. Die Stadtwerke empfehlen ihren Kunden deshalb dringend, die entsprechenden Abschläge zu erhöhen, beim Gas mindestens zu verdoppeln, besser zu verdreifachen.

Die sonst nur zu Beginn eines Jahres üblichen Preisanpassungen seien inzwischen nicht mehr aus­reichend, führte der Geschäftsführer aus. Ziel sei es zwar, die künftig geltenden Tarife für das ganze Jahr 2023 zu halten – ob das gelinge, wisse man aber nicht. Vorerst gehe man von einer Gültigkeit von drei Monaten aus, zumal die Umlagen, etwa die Gas-Umlage in Höhe von 2,419 Cent pro Kilowattstunde, die mit eingepreist seien, sich alle drei Monate ändern könnten.

Preise enthalten viele Abgaben

Die Gas- und Strompreise enthalten neben den Kosten für Einkauf und Vertrieb der Energie die Netznutzungsentgelte, die Konzessionsabgabe und verschiedene gesetzliche Umlagen, Steuern und Abgaben – sie sind fester Bestandteil des Gas- und Strompreises. Zur Bewältigung der aktuellen Energiekrise wurden für den Gasbereich die Gas-Umlage und die Speicher-Umlage beschlossen. Auch die bereits bestehende Bilanzierungsumlage soll wieder erhoben werden; sie dient zum Ausgleich der Kosten, die durch den Einsatz von Regel- und Ausgleichsenergie im Gasnetz aufgrund der hohen Marktpreise nicht gedeckt werden.
Der Durchschnittsverbrauch in der Gas-Grundversorgung liegt bei 14.150 Kilowattstunden pro Jahr – in diesem Fall wird sich die Erhöhung auf 1.636,03 Euro brutto jährlich belaufen.

Kunden, die hohe Nachzahlungen bei den Jahresabrechnungen vermeiden möchten, sollten, so der dringende Rat der Stadtwerke, ihre Gas-Abschläge verdoppeln, besser noch aufs Dreifache anheben. Die Stadtwerke, das machten Bernd Cranen und Corinna Kummer deutlich, erhöhen die Abschläge nicht von sich aus, sondern der Kunde muss dabei aktiv werden. Dazu empfiehlt es sich, den Online-Service auf der Stadtwerke-Seite im Internet zu nutzen.

Strom-Grundversorgung

Auch für die Strom-Grundversorgung werden sich die Preise ändern: Der durchschnittliche Verbrauch beträgt 1.800 Kilowattstunden – das wäre dann eine Erhöhung von 415,53 Euro brutto pro Jahr. Auch hier sollte eine Erhöhung der Abschläge vorgenommen werden.

Der GasVerbrauch vom 1. Januar bis zum 30. September dieses Jahres beziehungsweise der Stromverbrauch bis zum 31. Oktober wird auf Basis der durchschnittlichen Verbrauchswerte und Heizgradtage abgegrenzt. Es ist aber auch möglich, die Zählerstände zum jeweiligen Stichtag über das Kundenportal auf der Internetseite mitzuteilen.

Tarifwechsel

Kunden in der Gas-Grundversorgung können durch einen Tarifwechsel in den bisherigen Bestpreis – künftig heißt er mEINgas.home – jährlich 328,49 Euro brutto sparen. Beim Strom bringt ein Wechsel aus der Grundversorgung in den Bestpreis beziehungsweise den künftigen Tarif mEINstrom.home eine jährliche Brutto-Ersparnis von 97,46 Euro.

Die Kunden hätten als Reaktion auf die Schreiben in der Regel ihre Abschläge erhöht. Die von den Stadtwerken empfohlene Größenordnung, räumten Cranen und Kummer ein, sei erschreckend: Wer bislang 200 Euro monatlich zahle, liege künftig bei 600 Euro. Beim Strom empfehle man im Tarif Grundversorgung eine Anhebung des Abschlags um etwa 75 Prozent; eine Verdoppelung, so Corinna Kummer, sei nicht erforderlich, aber man sollte schon »gut etwas draufpacken«.
Diese Zahlen werden nicht wenige Kunden vor Probleme stellen. Hier raten die Stadtwerke, sich beizeiten zu melden, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Versorgungssicherheit

Zwar seien die Bürger zum Sparen aufgerufen, aber das russische Gas fehle, mahnte Bernd Cranen. Zudem sei die Versorgungssicherheit ein noch nicht gelöstes Problem. Ziel sei es, die Gasspeicher jetzt für den Winter zu befüllen – aktuell sei ein Wert von 75 Prozent erreicht, der »gar nicht so schlecht« sei. Mit überschaubaren Einschränkungen werde man vermutlich durch den kommenden Winter kommen. Danach seien die Speicher aber leer, und die Heizperiode 2023/24 werde deutlich schwieriger. Niemand kenne zudem die weitere Entwicklung.

Geschützte Kunden

Haushalte, betonte er, seien geschützte Kunden, ebenso wie beispielsweise Krankenhäuser und andere sogenannte systemrelevante Abnehmer. Nicht systemrele- vante Verbraucher würden dann, wenn es erforderlich sei, abgeschaltet – in welcher Reihenfolge das laufen werde, werde ein Krisenstab regeln. »Wir hoffen aber, dass es dazu nicht kommt.«

Die Gas-Umlage

Durch die verminderten Gasimporte aus Russland ist Gas am Markt extrem teuer geworden. Energieunternehmen wie etwa Uniper können die hohen Ersatzbeschaffungspreise nicht bezahlen und somit die Verträge nicht erfüllen. Es drohen finanzielle Schieflagen, die die ganze Lieferkette der Energiewirtschaft betreffen können bis zum Letztverbraucher. Gaskunden wären bei einer Preisanpassung unterschiedlich betroffen: Kunden von Gaslieferanten, die bisher viel Gas aus Russland bezogen haben und dies nun aus anderen Quellen zu hohen Preisen ersetzen müssen, würden mit sehr stark steigenden Gaspreisen konfrontiert; Kunden von Lieferanten, die weniger Gas aus Russland eingekauft haben, wären weniger von Preiserhöhungen betroffen. Über die Gas-Umlage erfolgt ein Ausgleich der höhere Gasbeschaffungspreise über alle Gaslieferanten, die Umlage von 2,419 Cent pro Kilowattstunde ist für alle Beteiligten gleich hoch.

Sie soll eine faire Verteilung der Lasten auf viele Schultern ermöglichen. Sie gilt ab dem 1. Oktober und läuft bis zum 30. September 2024. Eine Neuermittlung erfolgt alle drei Monate.

Die Speicher-Umlage

Der Trading Hub Europe GmbH als Marktgebietsverantwortlichem wird mit der Mitwirkung an der Versorgungssicherheit eine neue gesetzliche Aufgabe zugewiesen. Das macht die Einführung einer neuen Speicher-Umlage zur Deckung der mit dieser Aufgabe verbunden Kosten erforderlich. Ab dem 1. Oktober wird deshalb erstmals eine Speicher-Umlage zur Sicherung der Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen erhoben. Sie ist zum 31. März 2025 begrenzt. Auch hier erfolgt eine Neuermittlung alle drei Monate.ek/oh