Vortrag beim Geschichtsverein: Einbecker Stadtbefestigung

Einbeck. Dr. Stefan W. Teuber, (Archäologische Denkmalpflege der Stadt Einbeck) wird in dem Vortrag über die Einbecker Stadtbefestigung interessante Details über dieses bedeutende Einbecker Baudenkmal vorstellen. Monumentalstes Zeichen einer Stadt ist die Stadtmauer mit Stadttürmen und Stadttoren. Diese ist zusammen mit dem Stadtrecht und einer Selbstverwaltung sowie verschiedenen Marktprivilegien ein wesentlicher Teil der Definition als Stadt auch im rechtlichen Sinne. Die Stadtbefestigung ist zugleich Zeichen der Wehrhaftigkeit und des freien Willens der Stadtbürger. Die Einbecker Stadtmauer wird erstmals 1264 erwähnt, jedoch ging dieser Mauer als erste Umwehrung der entstehenden Stadt eine Wall-Grabenbefestigung voraus.

Diese schloss zunächst jeweils separat die späteren Stadtbereiche, zunächst den Stift St. Alexandri und auf der anderen Seite eines Bachlaufes eine Marktsiedlung ein. Mit Gründung der Neustadt um 1230/1240 wurde um 1250 eine Gesamtbefestigung aus Wall und Graben angelegt beziehungsweise die vorhandene Befestigung erweitert. Spätestens mit dem Bau der steinernen Mauer musste der Bachlauf um das Stadtareal herumgeleitet werden, um alle drei Stadtbereiche umschließen zu können. Insgesamt wurden mit der wohl 8,7 Meter hohen Stadtmauer fünf Stadttore und eine nicht sicher zu bestimmende Anzahl Stadttürme erbaut. Um oder kurz nach 1300 dürfte die Baumaßnahme abgeschlossen gewesen sein. Veränderungen der Kriegsführung und vor allem auch der Waffentechnik, 1365/1367 wurde erstmals in Deutschland bei der Belagerung der nahe gelegenen Heldenburg bei Salzderhelden ein Geschütz eingesetzt, bedingten auch neue Strategien der Stadtverteidigung.

Seit dem späten 14. Jahrhundert wurde die Stadtmauer mit weiteren vorgelagerten Wällen und Gräben ergänzt und die Stadttore mit Zwingern und Vortoren versehen. Später wurden die Stadttore noch einmal um sogenannte äußere Toranlagen mit Kanonenbollwerken erweitert. Während der ganzen Zeit des Befestigungsbaus stieg auch die Anzahl und Varianz der Stadttürme, so wurden an verschiedenen Stellen Pulvertürme erbaut. Der Endausbau der Einbecker Stadtbefestigung mit allen Bauwerken, den Mauern, Türmen, Toranlagen, Bollwerken, Wällen, Gräben und Hornwerken kann gut in historischen Stadtplänen nachvollzogen werden. Der älteste Plan der Stadtbefestigung wurde um 1650, vermutlich von dem holländischen Ingenieur Hendrik Ruse angefertigt. Ausführlicher sind die Pläne von Braun 1728 und 1738 sowie Hallensen 1750 und 1753. Wichtig bei der konstruktiven Beurteilung der Stadtbefestigung sind auch verschiedene Stadtansichten, so diejenigen von Johannes Letzner 1595 und Merian 1654.

Der Wert dieser Pläne, Ansichten und Beschreibungen ist insofern sehr hoch, weil große Teile der ehemaligen Bauwerke heute nicht mehr erhalten sind und andere Teile mehrfach überformt wurden. Eingeleitet wurde der schleichende Verfall und Abbau der Einbecker Stadtbefestigung im Jahr 1761. Die abziehenden Franzosen sprengten wichtige Teile, so dass Altendorfer Tor, um die Stadt Einbeck zur offenen Stadt zu machen. Dies sollte die spätere Wiederbesetzung ermöglichen. Neben den erhaltenen Resten der Stadtbefestigung sind es vor allem diese Pläne und archäologische Ausgrabungen, die ein Gesamtbild der ernormen städtischen Bauleistung und Belastung der Bürger über Jahrhunderte erkennen lassen. Der Vortrag von Dr. Stefan Teuber wird die Entwicklung der Einbecker Stadtbefestigung aufgrund aller verfügbaren Informationen darstellen. Hierfür werden archäologische Befunde mit historischen Ansichten und Plänen verglichen und wichtige Bauwerke im Detail erklärt. Zur optischen Darstellung des möglichen Anblickes der Stadt und verschiedener Stadttore werden auch bekannte und unbekannte Rekonstruktionen von Dr. Andreas Heege und Frank Weidlich dienen.

Die Veranstaltung findet am Montag, 16. Mai, ab 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek statt. Der Eintritt ist frei und der Einbecker Geschichtsverein freut sich auf zahlreiche Gäste.oh