Vortrag: Geschichten vom Blau-machen

Dieses Jahr Jubiläum: 375 Jahre Einbecker Blaudruck / Ungebrochene Tradition

»Geschichten vom Blau-machen« hieß es im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Einbecker Geschichtsvereins. Dr. Elke Heege referierte zum Einbecker Blaudruck im Wandel der Zeit.

Einbeck. Färben ist seit der Steinzeit bekannt. Der Blaudruck als Reservetechnik sei weltweit mehrmals erfunden worden. Thematisch liegt der Ursprung in Indien, erklärte Dr. Heege. Nach Europa kam die Technik des Stoffdrucks Mitte des 17. Jahrhunderts durch armenische Händler aus dem Nahen Osten, beeinflusst von Indien.

Die blaue Farbe gewann man aus Färberwaid, das in der Zusammensetzung dem Indigo ähnelt, aber nicht eine solche Färbekraft hat. Im Thüringer Becken wurde diese Pflanze hauptsächlich für den Export angebaut, als Blattrosette geerntet und gemahlen in Waidmühlen. Thüringen und besonders die Erfurter Bürger wurden durch den Waidhandel sehr wohlhabend. Es gab einen Zunftzwang für Schön- und Schwarzfärber mit genauen Vorschriften zur Ausübung des Handwerks. Für Einbeck ist keine Färberzunft nachgewiesen.

Ostindienfahrer brachten ab 1600 wunderbare bunte Stoffe mit. Solches hatte man bis dahin in Europa nicht gesehen. Zunächst machten die Stoffe an den Fürstenhöfen Furore. Landesherren versuchten auch, durch hohe Einfuhrzölle den Import zum Schutz der heimischen Wirtschaft zu verhindern. »Aber der Markt setzte sich durch«, erklärte Dr. Heege. Trugen zunächst nur Damen wie zum Beispiel Madame Pompadour solch üppige Roben, wurde der Stoff nach und nach erschwinglicher. In europäischen Fabriken wurde das Geheimnis der Stoffe gelüftet und kopiert. Jetzt bekamen die Schwarzfärber Existenzsorgen. In Holland versuchte man zuerst, die bunten Stoffe in Blaudruck umzusetzen. Historisch überliefert sei, erzählte Dr. Heege, dass ein Augsburger Färbergeselle nach Holland geschickt wurde, mit dem Auftrag, das Geheimnis zu ergründen. Durch wandernde Handwerksgesellen wurde das Re-servedruckverfahren später überall verbreitet.

1638 wurde die Schwarzfärberei Wittram gegründet. In der Technik des Blaudrucks wurde vermutlich erst 100 Jahre später produziert. Eines der ältesten Blaudruckmodel aus Einbeck zeigt Josua und Kaleb, gekleidet wie zu Zeiten Friedrichs des Großen. Deshalb nimmt man an, dass der Blaudruck hier um 1730 begann. Der Farbansatz mit Färberwaid oder Indigo in der »Küpe« hat eine gelb-grünliche Farbe. Nach der Färbung werden die gedruckten Stoffe an der Luft getrocknet und entwickeln in einem Reoxidationsprozess die blaue Farbe. Mehrere Färbungen vertiefen den Farbton. Nach dem Ausspülen des Druckpapps tritt das Muster weiß hervor. Dann wird der Stoff gemangelt – bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dafür der von einem Pferdegöpel angetriebene Kalander benutzt. Obwohl heute chemische Farben statt des echten Indigo benutzt werden, sind die Arbeitsschritte immer noch den historischen vergleichbar. Ernst und Reinold Wittram seien die letzten gelernten Blaudrucker der Familie gewesen. Sie entwarfen eigene Modeln, darunter auch den Bauerntanz in den 20er Jahren.

»In Deutschland gibt es nur noch wenige Blaudruckereien, wohl keine, die wie in Einbeck eine ungebrochene Tradition hat. 2013 kann der Betrieb auf 375 Jahre des Bestehens zurückblicken«, schloss Dr. Heege.des