Waldtage mit der Goetheschule

Fünf elfte Klassen sollen den Wald in der Praxis mit allen Sinnen erspüren | Funktionen des Waldes

Schon frühmorgens war Treffpunkt am höchsten Punkt des Einbecker Stadtwaldes, dem Hube-Parkplatz. Fünf elfte Klassen der Goethe-Schule werden jeweils einen Vormittag lang versuchen, den Geheimnissen des Waldes auf die Spur zu kommen.

Einbeck. Der Leiter des Stadtwaldes Klaus Weinreis begrüßte die ersten beiden Klassen vor Ort. Er erläuterte, dass der Wald der Erholung diene, Naturschutzaufgaben zu erfüllen habe und Wirtschaftsfaktor gleichzeitig sei. Im Stadtwald wach-sen hauptsächlich Buchen-Mischwälder. Seit rund 300 Jahren ist der Wald durch Eingriffe des Menschen beeinflusst worden. Seit der gleichen Zeit werden Wälder meist nachhaltig bewirtschaftet, so dass nie mehr genutzt wird als wieder nachwächst. Bei den wichtigen Aufgaben wie Erholungsmöglichkeiten und Naturschutzaufgaben darf ein Wald auch mal Geld kosten. Denn diese Sozialaufgaben hat jeder Waldbesitzer im gewissen Umfang mit zu erfüllen.

Anhand einer Kiefernholz-Baumscheibe zeigte Weinreis den Weg vom Samenkorn zum Baum auf. Nährstoffe wie Kalium, Magnesium und Stickstoff sind für das Wachsen eines Baumes unabdingbar. Durch die Photosynthese wirkt der Wald wie eine große Chemiefabrik und produziert mit dem Licht der Sonne große Mengen Sauerstoff. An Hand der Dicke der Jahrringe an der Baumscheibe kann man nicht nur das Alter ablesen, sondern auch, ob das jeweilige Jahr günstig oder weniger günstig für das Jahrring-Wachstum war.

Neben den beiden Lehrkräften Janin Schatz-Anders und Tina Pontinus werden sie von der Biologin Dr. Monika Körner bei den Waldtagen unterstützt. Waldökologe Henning Städtler hatte mit Körner die Stationen vorher aufgesucht und thematisch eingeordnet. Schatz-Anders informierte über mitgebrachten Material-Boxen die als Hilfsmittel für die gestellten Aufgaben dienen sollen. Jede Schülergruppe koordiniert sich selbstständig.Körner stellte den Wald als komplexen Lebensraum vor, der bundesweit ungefähr 30 Prozent an Fläche einnimmt. Auf 95 Prozent der Bundesfläche würde ohne Zutun des Menschen Rotbuchenwald wachsen. Durch die Bewirtschaftung des Waldes nimmt aber die Fichte den Löwen-Anteil ein. Mit 313 Metern über NN an der Hube befindet man sich in der kollinen bis submontanen Höhenstufe. Die Betrachtung solcher Höhenstufen ist für das Wachstum der Baumarten von Bedeutung.

An fünf Stationen  mussten die Schüler, am ersten Tag zwei Klassen mit rund 50 Schülern, unterschiedliche Aufgaben erledigen. Zum Beispiel wurden die abiotischen Faktoren wie Lufttemperatur, Licht, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit, Bodentemperatur und der Boden-PH Wert gemessen. Weiterhin sollte die Laubstreu des Waldes hinsichtlich der Zersetzung bewertet und die Kleinstlebewesen gesammelt werden. Zusätzlich werden Boden-Tiere bestimmt, die sich in am Vortage im Boden eingelassenen Bechern gefangen hatten. Als weitere Aufgabe ist eine Vegetationsaufnahme auf einer Fläche von 15 mal 15 Metern auszuführen. Baum- und Strauchschicht sollen maßstabsgetreu abgebildet werden und die Kraut- und Moosschicht soll erfasst werden. Der Deckungsgrad der einzelnen Pflanzen wird eingeschätzt und tabellarisch niedergeschrieben. Bei den Bäumen soll das Alter geschätzt werden. Nach Ausheben eines Bodenprofils im Waldboden sollen die verschiedenen Bodenhorizonte in Zentimetern eingestuft werden. Wichtig ist auch die Durchwurzelung in den einzelnen Bodenhorizonten. An Hand der Farbe und der Körnigkeit des Bodens können der  Humusgehalt und die Bodenart bestimmt werden.

Im Märchenwald wird das Thema Totholz bearbeitet. Die verschiedenen Zersetzungsphasen bilden die Lebensgrundlage für Pilze und Käfer. Die Farbe des in Zersetzung befindlichen Holzen, die Festigkeit, Fraßspuren und gegebenenfalls Bewuchs geben Aufschluss, wie lange das Totholz schon im Wald steht oder liegt. Die Bedeutung von Totholz für eine Nachhaltige Waldbewirtschaftung soll diskutiert werden.Neben dem Märchenwald wurden zwei Buchen-Altbestände aufgesucht, ein Fichten-Douglasien-Altbestand und ein Waldrand. Durch den direkten Kontakt mit dem Biotop-Typ Wald, dem flächenmäßig zweitgrößten Lebensraum in Deutschland kann so der Wald in der Praxis mit allen Sinnen erspürt werden.hst