Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung, sanierung

Wallanlagen bleiben für Radler tabu

»Fahrradfreundliche Stadt Einbeck« | Schutzstreifen kommen

Einbeck. Einen Antrag »Fahrradfreundliche Stadt Einbeck« hat die SPD-Fraktion im September 2012 gestellt. Darin wurden verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen, mit denen die Radfahrerfreundlichkeit der Stadt gestärkt werden soll. Beschlüsse dazu haben jetzt der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung und der Verwaltungsausschuss gefällt.

Ein Vorhaben war die Aufhebung der benutzungspflichtigen Radwege in der Benser Straße sowie der Bismarckstraße. Weiter wurde das Anlegen von Schutzstreifen in der Grimsehlstraße und im Hubeweg zwischen Teichenweg und Dr.-Friedrich-Ebert-Straße beantragt, und die Wallanlagen sollten für Radfahrer zeitlich begrenzt freigegeben werden, zunächst im Rahmen einer Versuchsphase.

Diese drei Vorschläge wurden von der Verwaltung und der Polizei mit Blick auf die Realisierbarkeit geprüft. Die benutzungspflichtigen Radwege können aufgehoben werden, das heißt, dass die Radfahrer sie weiter benutzen können, es aber nicht müssen. In der Grimsehlstraße lässt sich zwischen Barumstraße und Beverstraße ein einseitiger, 1,75 Meter breiter Schutzstreifen stadteinwärts anlegen. Stadtauswärts gibt es Mischverkehr, hier ist das Befahren des Gehweges durch Radfahrer zulässig. Auf dem Hubeweg sind Schutzstreifen in beiden Richtungen möglich, der Fahrbahnquerschnitt lässt das zu. Im Abschnitt zwischen Teichenweg und Rabbethgestraße darf am stadtauswärts führenden Fahrbahnrand künftig nicht mehr geparkt werden, acht Parkplätze fallen damit weg. Neben den verbleibenden Parkplätzen gegenüber muss der Schutzstreifen eine Breite von 1,75 Metern aufweisen, die anderen Abschnitte müssen nur 1,25 Meter breit sein. Die voraussichtlichen Kosten betragen in der Grimsehlstraße rund 10.000 Euro, ausgeführt durch eine Fachfirma, und am Hubeweg 3.300 Euro für die Erstmarkierung durch den Bauhof sowie 2.500 Euro für jährliche Nachmarkierungen. Wegen der schlechten Qualität des Straßenbelags sollte dort auf eine Dauermarkierung verzichtet werden, hieß es. Mit der Einrichtung von Schutzstreifen müsse eine intensive Öffentlichkeitsarbeit einher gehen, denn man beobachte immer wieder, dass sich viele Autofahrer nicht korrekt verhalten würden. Es sei nicht erlaubt, auf den Schutzstreifen zu parken, sie dürften nicht ohne Bedarf befahren werden, und beim Überholen von Radfahrern sei ein ausreichender Sicherheitsabstand einzuhalten. Schlimm sei es nämlich, wenn man Sicherheit vorgaukele, die nicht vorhanden sei.

Die Freigabe der Wallanlagen habe man »intensivst« geprüft, und man sei zum Ergebnis gekommen, dass das Befahren nicht zulässig sei, führte Fachbereichsleiter Gerald Strohmeier aus. Die erforderliche Breite für die gemeinschaftliche Nutzung durch Radfahrer und Fußgänger betrage 2,50 Meter, und die werde nicht erreicht. Der Fußweg sei gerade für Ältere eine wichtige Strecke, um zu den öffentlichen Grünflächen zu kommen. Wenn man Radfahrer über die Wälle schicken wolle, wäre ein Ausbau erforderlich, und der sei, auch wegen des Baumbestandes, nicht einfach.

Man wolle hinsichtlich der Wallanlagen kein Konfliktpotential mit Fußgängern aufbauen, sagte Rolf Hojnatzki, SPD. Es sei aber gut, dass Verwaltung und Polizei den anderen Vorschlägen gefolgt seien. Schutzstreifen vermittelten nicht nur ein Sicherheitsgefühl, sondern stellten es auch dar. Fehler, die aus Unwissenheit begangen würden, könne man durch begleitende Öffentlichkeitsarbeit verringern. Er beantragte deshalb einen runden Tisch beziehungsweise eine Arbeitsgruppe, womit unterschiedliche Nutzergruppen ebenso wie Behörden und Politik zusammengebracht werden sollen. Während man Radwege früher von der Straße getrennt habe, sei es jetzt umgekehrt. Eine innerörtliche Trennung halte er auch nicht für sinnvoll, vielmehr sei es richtig, im Tempo-30-Bereichen Radfahrer auf der Straße mitfahren zu lassen.

Er habe beobachtet, dass es in Einbeck nur wenig Radverkehr gebe, stellte Bernd Huwald, CDU, fest. Allerdings seien die Straßen nicht Fahrrad-geeignet. Auf den Wallanlagen komme es darauf an, die Fußgänger als Nutzer zu schützen.

Gerade der Radtourismus nehme aber Fahrt auf, betonte Alexander Kloss, SPD. Unter diesem Aspekt hätte er es begrüßt, wenn es eine gemeinsame Lösung, auch für die Wälle, gegeben hätte. Sie würden auf diese Weise sicher stärker genutzt.

Im Fall der Radwege sei er der Meinung der SPD, sagte Walter Schmalzried, CDU. Total überrascht sei er aber von der Idee, die Wallanlagen zu nutzen. Diese Wege sollte man nicht öffnen. Schon jetzt sei zu beobachten, dass diejenigen, die sie unerlaubterweise benutzten, kaum Rücksicht auf die Fußgänger nehmen würden. Diese müssten jedoch dort ihren Platz behalten.

Er danke dafür, dass das Nicht-Befahren der Wallanlagen auch künftig gelte, so der Behindertenbeauftragte Herbert Klein. Gerade auch die Nähe zu den Altenheimen mache die Strecken zu einem Bereich, in der es viele Nutzer gebe, die Rücksichtnahme brauchten.

Noch einmal über diesen Punkt nachzudenken, dafür sprach sich Dietmar Bartels, Grüne, aus, denn er wisse nicht, dass es schon zu gefährlichen Begegnungen gekommen sei. Es sei richtig, dass das Rad wieder in den Blick und auf die Straße komme.

Dem Wegfall der Benutzungspflicht der Radwege in der Benser- und der Bismarckstraße stimmten alle Ausschussmitglieder zu. Die Mehrheit war auch der Meinung, dass die Wallanlagen für Radler tabu bleiben sollten, lediglich Dietmar Bartels stimmte für eine Öffnung. Gegen die Einrichtung eines aufklärerisch tätigen runden Tisches war Dr. Reinhard Binder, FDP: Seiner Meinung nach gebe es schon »viel zu viele Arbeitskreise«. in dieser Stadt. Im Verwaltungsausschuss wurde das Paket inzwischen bestätigt.oh

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