Wassermarionetten luden ein zur Begegnung mit dem Seehasen

Einbeck. In eine ungewohnte Szenerie haben die Stadtwerke Einbeck im Vorfeld des Weltwassertages eingeladen, der in der Woche am 22. März begangen wird: Große und kleine Besucher konnten ein Unterwasserabenteuer erleben und auf dem Meeresgrund auf die Suche nach dem Seehasen gehen. Das Lübecker Wasser-Marionetten-Theater war mit diesem besonderen Stück zu Gast, für das Simone Frömming und Wolf Malten die Rathaushalle in den Grund der Ostsee verwandelt hatten.

Der Opa, berichteten sie dem Publikum vor der Reise in die rauschende, blaue Tiefe, sei ein berühmter Seehasenforscher gewesen, als Taucher habe er immer und immer wieder versucht, diesen Fisch zu fotografieren, aber nur ein einziges Foto sei etwas geworden. Dabei sei der Seehase ein außergewöhnlicher Fisch, ausgerüstet etwa mit einem Saugnapf am Bauch, damit er sich an Steinen und Felsen im Meer festsaugen kann, wo er wartet, bis etwas zu fressen vorbeikommt. Es sei nicht schlimm, wenn die Besucher nun für den Tauchgang ins Meer die Badesachen nicht dabei hätten, die Taucherbrille, den Schnorchel oder die Pressluftflasche: »Wir gehen ins Meer, ohne die Luft anzuhalten«, so das Versprechen der beiden Künstler, die das Stück selbst entwickelt, Musik komponiert, Figuren gebaut und natürlich auch selbst die Marionetten bewegt haben. Auf dem Meeresgrund beziehungsweise unter dunklen Zeltplanen nahmen die jeweils 70 Besucher Platz vor dem Wrack des Schiffes »Seehase«.

»Das Meer erzählt Geschichten, ihr müsst nur genau zuhören«, hielt Wolf Malten das Publikum an, allenfalls zu flüstern, um ja nichts zu verpassen. Und im 800-Liter-Theater-Aquarium hinter dem Fenster des Wracks tauchten ganz faszinierende Geschöpfe auf: Zu erleben waren unterschiedliche Fische und ein Einsiedlerkrebs auf der Suche nach einem neuen Zuhause, ein Kutter fuhr mit lautem Tuckern vorüber, ein Seewurm konnte vom Angelhaken gerettet und mit seinem Bruder vereint und ein kleiner Seehase aus einem Fischernetz befreit werden. Ein neugieriger, freundlicher Barsch rockte mit Kopfhörern zu flotter Musik, und auch ein Seeteufel gab sich begeistert der Musik hin. Eine Quallendressur, ein Aal, der Applaus einheimste, und die seltenen und scheuen Hornhechte, die sich herbeiflüstern ließen: Die Besucher lernten viele außergewöhnliche und sympathische Bewohner des Meeres kennen, ließen sich gefangen nehmen von der außergewöhnlichen Atmosphäre von Farben und Klängen.

Als Andenken an diese besondere Tauchfahrt durften alle zum Abschied eine Muschel mit nach Hause nehmen – und ganz trocken haben sie den Meeresboden schließlich doch nicht verlassen. Die Nachfrage nach den Aufführungen war riesig: An allen drei Tagen gab es jeweils drei Vormittags-Vorstellungen für Schulen, nachmittags dann ausverkaufte öffentliche Aufführungen. Wasser präsentierten die Stadtwerke zum Weltwassertag also einmal nicht als das wichtigste Lebensmittel, sondern als Stoff, der Raum bietet für Fantasie und Träumereien.oh