Wichtige Schnittstelle für vielfältige Beratungsangebote

Kinder- und Familienservicebüro: Ausgewogene Beratungs- und Angebotsstruktur im sozialen Bereich ist Standortfaktor

Austausch und Vernetzung sind heutzutage wichtige Aspekte – im Kinder- und Familienservicebüro werden sie umgesetzt. Zum Auftakt des Aktionstages am Sonntag, bei dem viele Aktionen auf dem Hallenplan und im Kindercafé angeboten wurden, gab es einen Sektempfang, bei dem diejenigen, die sich im Bereich Prävention und frühe Hilfen engagieren, Zeit und Raum für Gespräche fanden. Dass das Kinder- und Familienservicebüro auf finanziell stabile Beine gestellt werden muss, da waren sich Peter Traupe, Vorsitzender des Einbecker Bündnisses für Familie, und Bürgermeister Ulrich Minkner einig.

Einbeck. »Lokale Bündnisse für Familie sind Netzwerke von Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Die verschiedenen Partner finden sich vor Ort auf freiwilliger Basis zusammen, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Familien durch bedarfsorientierte Projekte zu verbessern«, stellte der Vorsitzende des Lokalen Bündnisses für Familie, Peter Traupe, fest. Dabei engagierten sich die Partner nach ihren eigenen Möglichkeiten und brächten ihr spezifisches Know-how ein.

Dieser Ansatz sei das Markenzeichen der Lokalen Bündnisse und begründe ihren Erfolg. Kernthemen seien Vereinbarkeit von Familie und Beruf, verlässliche Kinderbetreuung und unterstützende familienfreundliche Infrastruktur sowie zunehmend auch die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege. Unter den Akteuren seien Vertreter von Kommunen, Unternehmen, Kammern und Gewerkschaften, von Arbeitsagenturen, Verbänden, Stiftungen, Hochschulen, Krankenhäusern, Kirchen sowie den freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe. So oder so ähnlich stellen sich die inzwischen bundesweit über 640 Lokalen Bündnisse für Familie in der Regel vor - Standardformulierungen, die vom Bundesfamilienministerium vorgegeben sind, welches gemeinsam mit dem Europäischen Sozialfonds die Initiative trägt und mindestens kofinanziert. Anhand von vier Punkten hob Traupe heraus, was hier vor Ort geschieht:

Die Stadt als Träger regele die rechtlichen Dinge des Betriebes des Familienservicebüros und bringe ihre eigenen inhaltlichen Anforderungen ein. Das Bündnis bündele und formuliere ebenfalls inhaltliche Vorstellungen und trage außerdem durch die anerkannte Gemeinnützigkeit zur Finanzierung verschiedener Vorhaben bei. Die Einrichtung führe sowohl eigene Programme durch und seit daneben Plattform für vielfältige Beratungsangebote. »Diese Form der Einrichtung ist so im Landkreis Northeim einzigartig.« Außerdem arbeiteten die Mitglieder des Bündnisvorstandes ausschließlich ehrenamtlich.

Das Familienservicebüro werde zur Hälfte getragen durch das Landesprogramm »Familie mit Zukunft« und zu je einem Viertel durch den Landkreis Northeim und die Stadt Einbeck. Die Förderung durch das Landesprogramm läuft aus. Die Jugendstiftung hat für insgesamt 25 Monate beschlossen, die ausfallende Finanzierung aus Hannover zu kompensieren. Die weitere Perspektive sei allerdings unbekannt.

Die Einrichtung hat sich inzwischen zu einer Drehscheibe für Prävention und frühe Hilfen entwickelt und stelle einen Motor für den weiteren Ausbau der qualifizierten Kinderbetreuung dar, fuhr Traupe fort. »Die Schließung würde eine Lücke hinterlassen.«

Ein Projekt des Familienservicebüros ist die Stadtteilbetreuung »Mobilo«. Ursprünglich angelegt als flexible Einrichtung, um Kinder und Jugendliche durch sinnvolle Freizeitangebote zu binden, handele es sich inzwischen um ein anerkanntes Integrationsprojekt im Stadtteil »Lindeneck«. Strukturell aufgewertet durch die Mithilfe der EWG, werden die dort lebenden Familien eng betreut und begleitet bei den verschiedensten Angelegenheiten. Demographie lehre, dass die Kinder mit Migrationshintergrund von heute die Sachbearbeiter, Dienstleister und Steuerzahler von morgen seien. Das seien gute Gründe – neben der Mitmenschlichkeit –, dieses Angebot vorzuhalten, aufzuwerten und in weitere Stadtteile hinein zu tragen. Wer zurückdenke, werde feststellen, dass viele Dinge in der Bündnisarbeit innovativ seien, aber von der Wurzel der Aufgabe her früher bei den Kommunen angesiedelt waren. Traupe meinte, dass es im Jahr 2004 die Initiative zur Gründung Lokaler Familienbündnisse nicht gegeben hätte, wenn die öffentlichen Finanzen von der Kommune bis hinauf zum Bund in Ordnung gewesen wären. Hier sei ein Weg gesucht worden, auch im ewigen kommunalrechtlichen Spannungsfeld zwischen freiwilligen Leistungen und Pflichtaufgaben eine gangbare Lösung für die Bearbeitung anstehender sozialpolitischer Aufgaben und die Akquirierung von Geldern zu finden. Umso höherwertiger sei die inhaltliche Verantwortung dieser Arbeit zu sehen. »Neben einem ordentlichen Angebot beispielsweise an Arbeitsplätzen, Kultur, Waren, Bildung verschiedener Prägung,  Verkehrsanbindung und Naherholung gehört eine ausgewogenes Beratungs- und Angebotsstruktur im sozialen Bereich zu den wesentlichen sogenannten weichen Standortfaktoren einer Kommune.« Dass dieses Angebot im sozialpolitischen Bereich, für das Stadt und Bündnis gemeinsam stehen, aufrechterhalten werden kann, dafür bat Traupe alle Beteiligten in Einbeck und in der Region um ihr Engagement – besonders die Entscheider in Wirtschaft, Handel und Politik.

Dass das Kinder- und Familienservicebüro Probleme anfasse, stellte Bürgermeister Ulrich Minkner lobend heraus. Es sei eine gute Einrichtung und müsse langfristig auf finanziell stabile Beine gestellt werden. Er dankte dem Landkreis dabei für die bisherige Unterstützung.

Für das Catering sorgte an diesem Abend in gekonnter Weise das Kindercafé mit Spezialitäten wie Papageienkuchen oder auch griechischen Hot Dogs.sts