Wie der erste Pfingstgottesdienst

Vorbild und Muster für Späteres / Brausen und Zungen wie von Feuer / Darstellungen

Am zehnten Tag nach Jesu Himmelfahrt und am 50. nach Ostern, so berichtet es die Apostelgeschichte, seien die Jünger »alle an einem Ort beieinander« gewesen, und da habe ein »Brausen wie von einem gewaltigen Wind« das ganze Haus erfüllt; »Zungen, wie von Feuer« seien erschienen, und sie, die Jünger, seien von dem heiligen Geist erfüllt gewesen. Danach habe Petrus »seine Stimme erhoben« und gepredigt.

Einbeck. Diese Darstellung des allerersten Pfingstgottesdienstes kann wohl als die Urform aller Gottesdienste gesehen werden: Von der Orgel ertönt das »Brausen« der Apostelgeschichte – auch wenn nicht jedes Orgelvorspiel in kleinen Kirchen oder Kapellen klanggewaltig einherkommt wie großer Bach oder Reger oder eine Komposition eines Zeitgenossen, auf einem großen Instrument in einem Dom oder einer Kathedrale virtuos dargeboten. Daran schließt sich das gemeinsame Lied der Gemeinde an, und danach hat der Pastor das Wort, zunächst mit liturgischen Texten und dann mit der Predigt, wie damals Petrus in Jerusalem. Und wie Petrus damals den unterschiedlichsten Anwesenden verständlich war, so soll auch ein heutiger Prediger alle ansprechen, die einfache Frau und den einfachen Mann, Alt und Jung, die Besucher aus dem Seniorenheim und Gottesdienstbesucher, die einem akademischen Beruf nachgehen; und schließlich sollen sich auch die Konfirmanden angesprochen fühlen – eine eigentlich kaum zu lösende Aufgabe.

In einem der späten Entwürfe Hölderlins findet sich eine dichterische Gestaltung und ein Lobpreis dieses Beginns:…wenn hoch von der herrlichgestimmten, der Orgel / im heiligen Saal, / reinquillend aus den unerschöpflichen Röhren, / das Vorspiel, weckend des Morgens beginnt / und weitumher, von Halle zu Halle, / der erfrischende nun, der melodische Strom rinnt, / bis … das Haus / … erwacht ist, nun aufsteigend ihr, / der Sonne des Fests, antwortet / der Chor der Gemeinde, so kam / das Wort … (»Am Quell der Donau«)

Hölderlins Verse sind sicher ein nicht ganz einfach gebauter Text, der aber sein Thema, poetisch überhöht, eindrucksvoll gestaltet: Die Gemeinde nimmt die Klangfülle des Vorspieles auf, und das Wort kann im Anschluss daran folgen – ein schönes Bild des frommen Dichters.

Bildliche Darstellungen zum Pfingstereignis gibt es, wenn man etwa an Ostern oder Weihnachten denkt, nur wenige: Im Vergleich zu den Ereignissen in und um Bethlehem oder Jerusalem, wie sie das Neue Testament berichtet, bietet sich hier auch nicht viel. Ein Kreis bärtiger Männer, darüber dann die »Flammen«. Und dass der »Geist« oft als Taube dargestellt ist, geht wohl auf eine Stelle am Beginn des Markus-Evangeliums zurück, wo es bei der Taufe Jesu heißt (1, 10), er sei »wie eine Taube« herabgekommen. Und diesen Vergleich des Markus haben Maler und Bildhauer seit den frühesten Zeiten der Kirche aufgenommen, aus der Taufgeschichte in den Pfingstbericht übernommen und im Bild gestaltet.D.A.