Wie eine Fruchtfliege das Leben ausgiebig genießen

Hennes Bender präsentierte ein Pointen-Feuerwerk im BBS-Forum | Überraschendes Finale

Verschmitzt und unterhaltsam nahm sich Hennes Bender im Einbecker BBS-Forum den großen und kleinen Problemen des Alltags an.

Einbeck. Ob Alexa, Siri, Thermomix und Staubsaugerroboter Fluch oder Segen seien, oder ob man nicht doch viele Dinge selber machen könnte mit seinen zwei Händen, das hinterfragte Hennes Bender im Einbecker BBS-Forum. Auf Einladung des Kulturrings trat er auf und präsentierte mit rasanter Geschwindigkeit unzählige Pointen, bei denen er Gesellschaft, Männer, Frauen oder auch sich selber auf den Arm nahm. Der 1,62 Meter große Bochumer wird gern von Torsten Sträter als »Ein Titan. Ein kleiner Titan, aber ein Titan« oder von Tobias Mann als »Comedyhobbit auf Speed« bezeichnet. Für Jochen Malmsheimer ist er das »Cornichon des deutschen Kabaretts«.

Über seinen ersten Auftritt in Einbeck freute er sich. Die Innenstadt komme ihm wie ein Playmobil-Schloss vor. Hier zu leben, sei sicherlich schön, das bestätigte das Publikum. Er wunderte sich über Ortsnamen wie Buensen oder Pinkler und fragte, ob dann nicht der Nachbarort Pullersen heißen müsste. Mit dem Zug angereist, wollte er nach dem Auftritt noch in die Stadt – oder müsste er noch weiterfahren nach Northeim oder wie das heiße. Dies wurde verneint.
In der aktuellen schwierigen Zeit sei er für die Impfpflicht, betonte er, besonders für eine bestimmte Gruppe, die der Ungeimpften. Passend dazu fiel ihm das Lied »You Can Get It If You Really Want« ein.

Im tristen November liegen die Nerven blank, viele Menschen drehen durch. Es mangele an Ambiguitätstoleranz, also andere Meinungen zu erdulden. Besonders sichtbar werde dies in Sozialen Medien. Krude Aussagen tätigen Personen wie Michael Wendler, der von Langzeittoten durch Impfungen spreche. Wie das gehen könnten, wisse er nicht. Ihm fiel dabei eigentlich nur die Serie »The Walking Dead« dazu ein.

Die persönliche Freiheit werde weder durch Masken noch Tempolimit eingeengt. Dafür gab es keine Zustimmung, jedoch für die Freigabe von Cannabis. Wer habe gedacht, dass man Christian Lindner wählen müsste, um gutes Gras legal zu bekommen, hinterfragte er schmunzelnd.
Noch nicht lange her, da existierte in Deutschland Mangel. Klopapier und Hefe wurden gehortet. Auf Toilette zu gehen und zu backen, schienen den Menschen überaus wichtig zu sein; bei den Franzosen waren es hingegen Rotwein und Kondome. Gemäß »Savoir-vivre« wüssten sie, das Leben zu genießen.

Als kleiner »Hobbit«, der schon schrumpfe – gepaart mit Wachstum von Ohren und Nasen sowie immer mehr Haaren an Füßen –, wolle er stetig am Puls der Zeit bleiben. Er kaufe sich weiter die Bravo oder konsultierte schon einen Unternehmensberater. Dieser meinte, dass Bender es langsamer angehen sollte; dem widersprach seine Frau. Oft frage sie ihn nach Hilfe, er habe aber nur zwei Hände und die stecken meist in den Hosentaschen.

Männer bräuchten auch immer Bestätigung für ihr Handeln. Mähen sie den Rasen oder bauen etwas, posten sie es gleich in Sozialen Medien. Realitätsferne und Dummheit liegen oft beieinander. Frauen machen viel mehr als ihre Partner, Männer denken oft, sie könnten alles aussitzen.

Siri und Alexa benötige er nicht, weil er schon eine Frau mit Multitasking zuhause habe, betonte er. Gleiches gelte für Saugroboter für Garten oder Heim, dies könne man doch selber machen mit seinen zwei Händen.

Bilder und Texte auf Zigarettenpackungen schrecken nicht ab, sie steigern eher den Sammeldrang. Viele fahren gern nach Holland, denn dort stehe auf den Packungen das niedliche »Roken is dodelijk«.

Sehe er Schottergärten, die er nicht mag, denke er immer, dass gleich Barney Geröllheimer erscheine und »Yabba Dabba Doo« rufe. Anleger von angeblichen buddhistischen Zen-Gärten seien wohl nur zu faul, ihren Rasen zu mähen. Als Kompensation hängen sie sich dann sogar noch Insektenhotels auf.
Manches Mal fühle er sich alt – nicht nur, wenn er seiner Patentochter mit CDs oder LPs imponieren wolle, die damit nichts anfangen könne. Frauen kommen in die Wechseljahre, Männer in die »Midlife-Crisis«. Ständig wechselnde Emotionen treffen auf Unsicherheit und Unzufriedenheit. Frauen benötigten immer schon Pflegeprodukte, Männer früher nur für Autos. Inzwischen versuchen sie, gewaltig aufzuholen.
In Deutschland werde oft auf ganz hohem Niveau gejammert, erklärte Bender. Man lebe in einem Wohlstandsland, den Menschen gehe es sehr gut. Fast alles

existiere im Übermaß, das sehe jede Person beim Einkaufen. Das Handy wurde nur erfunden, dass die Frauen den Männern in Supermärkten Anweisungen geben könnte, das richtige Produkt zu kaufen, vermutete er.

Mit seiner Größe sei er kein hochgewachsener Teutone, sondern eher ein südländischer Lover. Bei einer Reinkarnation würde er gern als Fruchtfliege wiedergeboren werden. Sie lebe im hier und jetzt sowie brauche sich keine Sorgen um Zukunft und Vergangenheit machen. Wie sie lud er dazu ein, täglich Spaß zu haben und das Dasein zu genießen.

Ihn wunderte, dass in Entenhausen alle eine Hose tragen bis auf Donald Duck, imitierte SpongeBob Schwammkopf und Herbert Grönemeyer nach, der ursprünglich nicht aus Bochum komme, sondern hier um die Ecke, aus Göttingen.

Mit vielen Worten in rasanter Geschwindigkeit befasste er sich mit zahlreichen Fragen des Alltags, der Gesellschaft und der Menschheit, sorgte aber auch immer wieder für Überraschungen. Beim fulminanten Finale intonierte er verkleidet als Arielle das Lied »Ein Mensch zu sein«. »Jeder kann Arielle sein«, betonte er, aber auch sich Träume verwirklichen und vermehrt wieder Menschlichkeit in die Gesellschaft bringen. Nach dem obligatorischen Feuerwerk erhielt Hennes Bender großen Beifall für sein unterhaltsames und witziges Programm.mru