Wirtschaftliche Entwicklung eng begleitet

Deutsche Bank in Einbeck vor 60 Jahren eröffnet | Erster Standort Altendorfer Straße | Neuer Markt: Signal

Einbeck. Nach dem Krieg wurde auf Anordnung der Besatzungsmächte der Großkonzern zerschlagen. Zehn Nachfolgeinstitute, in dieser Region die Nordwestbank, versuchten, nach den Zerstörungen des Krieges die Bankgeschäfte wieder in Gang zu bringen. Die Währungsreform am 20. Juni 1948 sorgte schlagartig für eine starke Belebung des Wirtschaftslebens in Deutschland. Mit dem »Geburtstag« der D-Mark begann der Aufbruch in die soziale Marktwirtschaft. 1952 entstanden als Ergebnis langwieriger Verhandlungen aus den zehn Regionalbanken drei Nachfolgeinstitute im Norden, Westen und Süden. Die Norddeutsche Bank öffnete im Juli eine selbstständige Filiale in Einbeck mit sieben Mitarbeitern.

Hier gab es eine Reihe von Industrieunternehmen, die seit Jahren bei der Hildesheimer Bank, einer Tochter der Deutschen-Bank-Gruppe, Kontoverbindungen unterhielten. Zu den ortsansässigen Betrieben gesellten sich nach dem Krieg Firmen aus dem Osten oder aus den zerbombten westdeutschen Städten, die in Einbeck dank weitschauender Kommunalpolitiker günstige Grundstücke für eine Neuansiedlung vorfanden. Arbeitskräfte gab es genügend, die Einwohnerzahl war nicht zuletzt durch Flüchtlinge und Vertriebene auf fast 18.000 angewachsen. Die Aufgabe der neu gegründeten Filiale der Deutschen Bank bestand vor allem darin, die Finanzierung der Industriebetriebe sicherzustellen und bei der Abwicklung der von Jahr zu Jahr steigenden Auslandsgeschäfte behilflich zu sein. Daneben spielte das Dienstleistungsangebot im Zahlungsverkehr und bei der Geldanlage eine immer größere Rolle.

1953 gab es in Einbeck die Landeszentralbank/Reichsbank in der Grimsehlstraße 1, der heutigen Polizei, die Genossenschaftsbank Einbeck, vorher Vereinsbank, später Volksbank, sowie die Kreis- und Stadtsparkasse. Die Reichsbanknebenstelle wurde 1954 geschlossen, weil die Einbecker Kreditinstitute ihre Bankgeschäfte mehr und mehr über die jeweiligen Zentralen abwickelten.Die neue Filiale in Einbeck firmierte nach der Vereinigung der drei Nachfolgeinstitute ab 1957 unter der Bezeichnung Deutsche Bank AG. Erster Leiter der Filiale war Bankdirektor Oscar Kehrer aus Memel, der schon 1956 verstarb. Nachfolger war Erwin Sauer aus Celle, der 1958 als Leiter zu seiner Heimatfiliale zurückkehrte. Im August 1958 wurde Franz Alfus mit der Leitung der Filiale Einbeck betreut.

Heute kann man sich kaum vorstellen, wie das wirtschaftliche Leben in den 1950er Jahren in Einbeck aussah. Mitten in der Stadt gab es beispielsweise einen landwirtschaftlichen Betrieb. Der Schäfer zog mit seiner Herde gemütlich über den Rosental zu den saftigen Ilmewiesen. Industrie- und Handwerksbetriebe hielten erfolgreich Schritt mit der einsetzenden technischen Entwicklung. Die Einbecker Unternehmen eroberten sich Dank anerkannter Qualitätsarbeit Märkte im Inland und in einigen Branchen zunehmend im Ausland. Die Technik hielt Einzug in den Banken, neue Produkte kamen auf den Markt.

Die Deutsche Bank hat ihr Dienstleistungsangebot für die häusliche Geldwirtschaft ständig erweitert. Ende 1956 wurde der Fonds »Investa« aufgelegt, der von der Kundschaft als neue Anlageform angenommen wurde. Im Mai 1959 wurden mit der Einführung des Persönlichen Klein-Kredits als Barkredit bis zu 2.000 Mark neue Wege beschritten. Die anderen Großbanken folgten bald dieser Neuerung. Die Kundenstruktur in den Filialen änderte sich erheblich.

Der wirtschaftliche Aufschwung in Einbeck hatte zur Folge, dass die Arbeitnehmer nach jahrelangen Einschränkungen für ihre Familien eigenen Wohnraum suchten. So entstanden vorwiegend im Norden der Stadt und später im Süden Eigenheimsiedlungen, die mit öffentlichen Zuschüssen und Arbeitgeberdarlehen großzügig gefördert wurden. Ein weites Finanzierungsfeld für Banken und Sparkassen tat sich auf.

Immer mehr Unternehmen gingen zum bargeldlosen Zahlungsverkehr über, Lohn- und Gehaltskonten traten an die Stelle der Lohntüte. Mit einer starken Ausweitung des Firmenkundengeschäfts, der kräftigen Zunahme im Außenhandelsbereich, einer ständig steigenden Ausdehnung des Wertpapiergeschäfts und vor allem der außerordentlichen Steigerung im sogenannten Mengengeschäft in den 60er Jahren platzte die Deutsche Bank in der Altendorfer Straße räumlich aus allen Nähten, so dass die Entscheidung für einen Umzug an den Neuen Markt fiel. Nach zweijährigen Verhandlungen konnte ein landwirtschaftlicher Betrieb am Möncheplatz, der als Winterquartier vom Zirkus Barum genutzt wurde, übernommen werden. Nach umfangreichen Baumaßnahmen, die nicht immer den Beifall der Bevölkerung fanden, hatte die Bank einen idealen Platz gefunden. Insbesondere für die sogenannte Laufkundschaft war die Schnittstelle zwischen den Wohngebieten der Nordstadt und dem Zentrum vorteilhaft.

Nach dem Umzug 1970 beschäftigte die Deutsche Bank 27 Mitarbeiter. Ein großer Teil der Geschäftsvorfälle wurde nicht mehr personalaufwändig vor Ort, sondern über die EDV-Anlagen der Hauptfiliale abgewickelt. Nach 30 Jahren verantwortlicher Tätigkeit ging Franz Alfus Ende 1989 in Pension. Mit der Leitung der Filiale wurde Hans Kohlmorgen betraut, dem später Klaus Behrens folgte. Die positive Entwicklung der selbstständig bilanzierenden Filiale setzte sich kontinuierlich fort. Neue technische Errungenschaften im elektronischen Service-Angebot wurden von den Kunden in Anspruch genommen. Damit verbunden war zusätzlicher Platzbedarf, und Anfang der 90er Jahre wurden die Bankräume umgebaut und zur Straßenseite hin vergrößert.

Seit 15 Jahren ist Filialdirektor Rainer Schoschnik verantwortlicher Leiter der weiter aufstrebenden Einbecker Niederlassung. Im März dieses Jahres konnte er den begeisterten Kunden eine völlig neu gestaltete Bank vorstellen. Innerhalb von gut drei Monaten wurden Innenraum und Fassade komplett umgebaut. »Wir haben damit den Neuen Markt und auch den Eingangsbereich zur Fußgängerzone deutlich aufgewertet«, stellte Schoschnik damals fest. »Ich freue mich, dass wir mit dieser Investition ein klares Signal für den Standort Einbeck setzten konnten und auch ein Beispiel für die derzeitige Einbecker Aufbruchstimmung sind.« Die Deutsche Bank hat sich im Lauf der Jahre manch neue Struktur gegeben, und die Großwetterlage der Zentrale sieht anders aus als die Lage vor Ort – die Filiale Einbeck liegt mit einer kompetenten Mannschaft hervorragend im Rennen. oh