Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales

Wohnungen sind da - aber nicht die richtigen

Wohnraumversorgungskonzept vorgestellt | Es fehlen kleine und barrierefreie Wohnungen

Einbeck. Einen Antrag auf Förderung des sozialen Wohnungsbaus in Einbeck hat die SPD-Fraktion Ende des vergangenen Jahres gestellt. Das Büro akp Stadtplanung und Regionalentwicklung hat dazu im Auftrag der Verwaltung ein Wohnraumversorgungskonzept für die Stadt Einbeck erarbeitet mit dem rechnerischen Ergebnis, dass es ein Rückbaupotenzial gibt: 135 Wohnungen bis 2020, 250 Wohnungen bis 2025 und 350 Wohnungen bis 2035.

Erheblicher Bedarf besteht bei barrierefreien und -armen Wohnungen, und auch der Anteil der kleinen Wohnungen für Ein- bis Zwei-Personen-Haushalte sollte erheblich gesteigert werden.

In Niedersachsen ist die Vergabe von Fördermitteln für den sozialen Wohnungsbau an ein Wohnraumversorgungskonzept gebunden. Das Konzept bildet somit – formal – die Voraussetzung für eine mögliche Förderung durch das Land. Es soll aber auch eine mögliche abgestimmte, nachhaltige Vorgehensweise bei der Errichtung von bezahlbarem Wohnraum unterstützen.

Uwe Höger und Tim König von akp haben die Untersuchung im Ausschuss vorgestellt. Sie gingen zunächst auf die Bevölkerungentwicklung ein, die rückläufig sein werde. Es würden mehr Menschen sterben, als geboren würden, und die Zuwanderung könne das langfristig nicht ausgleichen; vielmehr gebe es ein Minus von 15 Prozent bis zum Jahr 2030 – und das bedeute, dass es keinen Zuwachs gebe, der Wohnraumbedarf nach sich ziehe.

Bedarf gebe es allerdings wegen der steigenden Zahl der – kleinen – Haushalte. Es komme zu einer Entflechtung, größere Haushalte würden geteilt. Das passiere vor allem bis 2020.

Gebaut würden fast ausschließlich große Wohnungen und Häuser. So standen 2015 den 6.387 Einpersonenhaushalten in Einbeck nur 2.650 Wohnungen mit einem bis drei Ra¨umen gegenüber.

Der Bestand im Stadtgebiet stamme zum ­großen Teil aus den 1960er Jahren oder sei Altbausubstanz vor 1919. Barrierefreiheit gebe es selten, und der Sanierungsbedarf sei hoch. Die Netto-Kaltmieten liegen aktuell bei 5,50 Euro.

In Einbeck gebe es knapp 110 Wohnungen mit Belegungsbindung, sie seien gut verteilt. Allerdings würden demnächst etliche Wohnungen aus der Bindungsfrist fallen, so dass ab 2020 nur noch etwa die Hälfte der belegungsgebundenen Wohnungen zur Verfügung stehe. Um das bestehende Niveau zu halten, müssten zehn bis 15 Wohnungen pro Jahr neu gebaut werden.

13,6 Prozent der Haushalte in Einbeck würden Transferleistungen erhalten, 5,5 Prozent hätten ein niedriges Einkommen. Also brauchten 19,1 Prozent preisgünstigen Wohnraum – das seien etwa 3.000 Haushalte.

Die Bedarfsprognose geht für die Gutachter allerdings nicht hin zu Neubaubedarf, sondern eher zu einem Rückbau. Qualitativ sie nicht das vorhanden, was man benötige, nämlich bedarfsgebundene Wohnungen, barrierefreier Wohnraum, kleine Wohnungen, die flexibel nutzbar seien. Das seien zugleich auch die Umsetzungsempfehlungen: Es gebe einen Mietwohnungsbedarf vor allem für jüngere Menschen und Senioren, einen Bedarf nach preis- und belegungsgebundenen neuen Wohnungen und nach barrierefreiem Wohnraum.

Neubaubedarf für Wohnraum sieht das Gutachterbüro nicht, Neubaugebiete sollte man behutsam entwickeln und stattdessen im Bestand umbauen beziehungsweise im älteren Bestand eine Sanierung mit Augenmaß sinnvoll vornehmen. Steigern sollte man den Anteil der Wohnungen für Ein- und Zwei-Personen-Haushalte. Warnen müsse man vor einen Donut-Effekt:?Im Außenbereich sei alles in Ordnung, aber innen gebe es Probleme. Deshalb sollte man in den vorhandenen Quartieren Leerstände vermeiden, um den Wert zu erhalten.

In Einbeck, stellte Fachbereichsleiter Look fest, sei man auf dem richtigen Weg, beispielsweise mit dem Umbauprojekt in der Baustraße, wo im ehemaligen Waisenhaus günstiger barrierearmer Wohnraum entstehe. Ähnliches sei außerdem in der Brandlücke in der Altendorfer Straße geplant.

Im Fazit der Verwaltung heißt es, die relativ hohe Anzahl von angebotenen Wohnungen sei ein Indiz für einen flexiblen und recht entspannten Wohnungsmarkt. 149 Wohnungsangeboten mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 5,47 Euro pro Quadratmeter – wobei die durchschnittliche Wohnfläche bei etwa 70 Quadratmetern lag – liegen noch unter der sich aus der sozialen Wohnraumförderung ergebenden, landesweit zulässigen Miete mit 5,60 beziehungsweise sieben Euro pro Quadratmeter. Ein akuter Handlungsbedarf, über die weitere Berücksichtigung des Themas hinaus, werde aufgrund der Mietsituation und dem Rückbaupotenzial nicht gesehen.ek