Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung

Zahl der Ausleihen in der Bibliothek sank um 62 Prozent

204 Neukunden, aber 74 weniger als vor einem Jahr / 361 aktive Leser weniger / Ziel bleibt Förderung der Lesekompetenz

Weit weniger Besucher als in den Vorjahren nutzten im vergangenen Jahr das Angebot der Einbecker Stadtbibliothek. Büchereileiterin Melanie Schade musste den Mitglieder des Ausschusses für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung von einem Rückgang der Ausleihen um 62,3 Prozent berichten.

Einbeck. Das vergangene Jahr sei für die Einbecker Stadtbibliothek »sehr turbulent« gewesen, stellte Bibliotheksleiterin Schade fest. Sie legte den Jahresbericht der Stadtbibliothek vor und berichtete, dass die Zahl der aktiven Leser mit 1.146 im Vergleich zum Vorjahr um 361 gesunken sei. Als Neukunden wurden 67 Erwachsene, 120 Kinder und Jugendliche, 13 Hartz-IV-Empfänger und vier Institutionen begrüßt. 2011 haben sich 74 Nutzer weniger in der Bibliothek angemeldet als im Vorjahr. Verbunden mit der Gebührenumstellung ist sicherlich der Rückgang der Ausleihen um 62,3 Prozent auf insgesamt 34.700.

Die Nutzer der Bibliothek können wählen zwischen 51.060 Medien. Am stärksten nachgefragt waren mit 27.375 Entleihungen die Printmedien, davon 4.237 Sachliteratur, 9.914 Belletristik, 10.415 Kinder- und Jugendliteratur und 2.809 Zeitschriftenhefte. 7.325mal wurde zu audiovisuellen Medien gegriffen. Um 62,3 Prozent sank die Zahl der Ausleihen, bei den Printmedien gab es einen Rückgang von 61,5 Prozent, bei den audio-visuellen Medien von 65,3 Prozent. Der allgemeine Zahlenrückgang in der Bibliothek macht sich in der Nutzung bemerkbar: Sämtliche angebotenen Dienstleistungen wurden weniger genutzt als im Vorjahr.

Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung wurde über Einsparungen in der Bücherei nachgedacht. Das erste Gebührenmodell, das Anfang 2011 in Kraft trat, führte zum Rückgang der Besucherzahlen. Mitte Juli wurde dann eine neue Gebührenstaffelung vorgenommen, die bei den Nutzern auf deutlich höhere Akzeptanz stieß. Unterstützt wurde die Bücherei durch verschiedene Spenden sowie durch den Förderverein.

Die Bibliothek ließ Praktikanten und Schüler in den Bibliotheksalltag blicken und beteiligte sich am Schreibwettbewerb der Goetheschule. Zur Einschulung wurden kostenlose Bibliotheksausweise an die Schulanfänger geschickt, leider wurden nur rund 50 eingelöst. Der Literaturtreff des Fördervereins traf sich monatlich, um über ausgewählte Bücher zu sprechen. Es gab Vorlese- und Bastelnachmittage. Ute Fürst gestaltete Vorlesestunden für Kinder, Gisela Germann für Erwachsene. Außerdem wurden noch verschiedene Veranstaltungen rund ums Buch organisiert.

2011 sei für das Team der Stadtbücherei ein schwieriges Jahr gewesen, meinte Alexander Kloss, SPD. Bei Gebührenerhöhungen, die viele Menschen treffen, aber wenig fürs Stadtsäckel bedeuten, müsse man behutsamer vorgehen, meinte er. Die »drastische« Abnahme der Ausleihzahlen wollte Dr Ewald Hein-Janke, Grüne, nicht allein auf die Gebührenanhebung zurückführen. Vielmehr vermutete er dahinter ein verändertes Leseverhalten, dass Printmedien an Anziehungskraft verlören. Dem pflichtete Dietmar Bartels, Grüne, bei. Er regte zudem an, über ein Jahr lang eine Statistik zu führen, um herauszufinden, zu welcher Zeit die Bücherei frequentiert werde. Diese Idee hielt Bürgermeister Ulrich Minkner für gut. Schließlich wolle man die Einrichtung möglichst wirtschaftlich betreiben. Er sei froh, dass die Korrektur der ersten Gebührenerhöhung bereits nach einem halben Jahr erfolgt sei, ansonsten wäre der Schaden noch größer gewesen. Dass sich das Leseverhalten verändert habe, stehe außer Frage. Ziel aber bleibe, die Lesekompetenz der Kinder und Jugendlichen zu fördern. So sei auch eine engere Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten sinnvoll.

Die Bücherei sei ein weicher Standortfaktor, der einen großen Stellenwert habe, stellte auch Helmut Gießel, fest. In einer Arbeitsgruppe habe man sich Gedanken gemacht, wie man die Attraktivität steigern könne. Büchereileiterin Schade kündigte an, dass man eine Jugendbuch-Abteilung aufbauen werde.

Im Zusammenhang mit der Fusion mit Kreiensen hätten die Kreienser die Bedeutung der Einbecker Bücherei herausgehoben, so Bürgermeister Ulrich Minkner. Eine Außenstelle in Kreiensen sei eher unwahrscheinlich. Da der Bestand allerdings im Internet abrufbar sei, sei eine Bestellung via Internet denkbar, die Medien könnten dann im Bürgerbüro in Kreiensen ausgehändigt werden. sts