Zehn Jahre: Die Partnerschaft hat sich bestens entwickelt

Verbindung der Landkreise Northeim und Czluchow lebt vom Kontakt »von unten nach oben« / Festakt zum Jubiläum

»Schlochau/Czluchow 692 km«, das steht auf dem Verkehrszeichen, das jetzt zum zehnjährigen Partnerschaftsjubiläum der Landkreise Northeim und Czluchow in Polen enthüllt wurde. In einem Festakt würdigten Vertreter beider Städte die Freundschaft, die im Wesentlichen von Jugend­lichen getragen wird.

Einbeck. Mit einem Film haben Schüler der Berufsbildenden Schulen Einbeck den neuesten Stand der Partnerschaft dokumentiert. Rund 80 Jugendliche waren eine Woche lang im Landkreis Northeim zu Gast, hatten Kontakt zu den Berufsbildenden Schulen Einbeck, zur Erich-Kästner-Schule in Northeim, zum Northeimer Segelclub und zur Jugend des Kreissportbundes. »Es war so schön, viele von Ihnen möchten vermutlich noch ‘ne Woche dranhängen«, war der Schulleiter der BBS, Renatus Döring, sicher.

Die Schulpartnerschaften der BBS zu den Schlochauer Schulen Zespól Szkól Agrobisnezu und Zespolem Szkól Techniczynch würden Früchte tragen, aber auch Förderschulen und Sportjugend würden profitieren. 2007 wurde der Partnerschaftsvertrag zwischen den drei Schulen unterzeichnet mit dem Ziel, sich gegenseitig kennenzulernen, ebenso Kultur und Schulleben. Das Erreichen der Ziele hänge von der inneren Haltung ab, so Döring, man brauche menschliche Begegnungen und offene Herzen. Beziehungen so zu gestalten, dass sie Früchte tragen könnten, sei besonders wichtig, und in diesem Sinne habe die Partnerschaft die Ziele erreicht. Beim »zarten Beginn« 2004 habe es große Vorbehalte gegeben, erinnerte er. Die polnische Provinz sei nicht das bevorzugte Ziel von Klassenfahrten gewesen. »Aber jetzt ist es ganz einfach, alle sind begeistert, wenn es nach Czluchow geht.« Die Polen seien großartige Gastgeber, die ein tolles Programm bieten würden. Man habe das Land kennengelernt, und die Freundschaft stehe im Mittelpunkt. Das führe immer wieder zu großartigen Begegnungen. Er wünsche sich, dass diese Partnerschaft lange fortbestehe. Die Schüler hätten sich in dieser Woche des Besuchs großartig eingebracht, dafür sagte er Dank; die Polen seien ganz wunderbare Gäste gewesen, und ein großes Lob ging an den Landkreis als Schulträger.

Einen Dank für diese Festveranstaltung stellte Landrat Michael Wickmann an den Beginn seiner Ansprache. Die Verständigung der Menschen beginne zwischen der Jugend, das sei ihm und seinem Freund, dem polnischen Landrat Aleksander Gappa, stets klar gewesen. Als Motor würdigte er Werner Panknin vom Heimatkreis. Die Freundschaft wurde im März 2003 in Uslar besiegelt. Dass die Umsetzung so gelingen werde, habe man damals nicht gedacht. Seit 1954 gebe es Kontakte über den Heimatkreis, und als 2001 die Landkreise in Polen neu gebildet wurden, habe sich sein Vorgänger, Ehrenlandrat Axel Endlein, dafür engagiert, Geld für die Ordensburg bereitzustellen. Das sei die Initialzündung für die Partnerschaft gewesen. Allen sei bewusst gewesen, dass sich die Zusammenarbeit von unten nach oben entwickeln müsse, Gruppen müssten sich treffen, und so habe die Begegnung der Jugend besondere Bedeutung. »Kritisch hin, begeistert zurück«, das habe man immer wieder erlebt. Seit 2004 habe es mehr als 20 Veranstaltungen mit deutschen und polnischen Jugendlichen gegeben. Das Geld dafür sei gut eingesetzt. Seit 2005 reisen Jugendliche aus Czluchow mit ins Zeltlager nach Schwangau, und ähnlich sei es beim Zeltlager der Jugendfeuerwehr. Die Aktivitäten liefen schon selbstständig. Wenn jungen Menschen miteinander reden, streiten und Spaß haben würden, könnten sie die Zukunft der Welt gemeinsam miteinander erfahren. Freundschaft und gute Nachbarschaft seien nicht selbstverständlich, man müsse etwas dafür tun, und alle Beteiligten hätten gezeigt, dass sie bereit dafür seien. Besonders dankte er Aleksander Gappa für seine verbindliche Art und die herzliche Zusammenarbeit, die sich entwickelt habe. Er hoffe, so Wickmann, auf weitere persönliche Freundschaften.

Von einer schönen Zeit für die Schüler und Einwohner der beiden Landkreise sprach Landrat Gappa. Er bedanke sich im Namen der Bürger von Czluchow für diese Partnerschaft. Auch hätte nicht gedacht, dass sich die Begegnungen so entwickeln würden, beispielsweise in die Bereiche Feuerwehr, Polizei oder Wirtschaft hinein. Er danke allen Freunden und Förderern, die sich in den vergangenen zehn Jahren so stark engagiert hätten, er wünsche sich noch viele weitere gegenseitige Besuche, und er versprach, dass Czluchow in fünf Jahren Gastgeber beim nächsten Jubiläum sei werde.

Wenig bis gar keine Zeit blieb leider für die Präsentation der Workshop-Ergebnisse der vergangenen Woche. Bei intensiven Begegnungen konnten die Jugendlichen viel Zeit miteinander verbringen. Vor der BBS wartete eine besondere Aktion: Während die Landräte einen Wegweiser nach Schlochau/Czluchow enthüllten, schickten die Schüler und die weiteren Gäste Luftballons in den Himmel, behängt mit Karten mit Wünschen für die weitere Zukunft der Partnerschaft.ek