»Zeit der Elektromobilität hat begonnen«

Vortrag beim Rotary Club Einbeck-Northeim: »Die Zukunft fährt elektrisch«

»Das ist nicht mehr die Zukunft, das ist die Gegenwart.« Autos mit Elektroantrieb werden die Straßen mehr und mehr erobern, davon ist Wolfgang Hermann überzeugt. Der Präsident des Rotary Clubs Einbeck-Northeim hatte die Mitglieder zu einem Vortrag zum Thema »Die Zukunft fährt elektrisch« eingeladen. Referent Reinhard Zirpel von Renault-Nissan erläuterte die Rahmenbedingungen.

Einbeck. Soeben wurde am Renault-Autohaus Hermann in Northeim die erste öffentliche Ladestation für Elektroautos in Niedersachsen in Betrieb genommen. Sie ist 24 Stunden pro Tag, 365 Tage im Jahr besetzt. Wolfgang Hermann sprach von einem »geschichtsträchtigen Tag«, wenngleich man aufgrund gesetzlicher Bedingungen Strom nicht verkaufen dürfe, sondern ihn »verschenke« – verkauft werde der Kaffee dazu, sagte er mit einem Augenzwinkern. Partner beim Strom seien die Stadtwerke Northeim – so finde Mittelstand zu Mittelstand. Das Zeitalter der Elektromobilität habe begonnen,  und Renault-Nissan sei dabei weit vorn. Der Einsatz von Elektroautos, fuhr Hermann fort, habe viele verschiedene Aspekte. So könnten Straßen, an denen es jetzt vor allem laut sei, zu begehrten Wohngegenden werden. »Die mobile Welt verändert sich«, war er überzeugt.

»Die Zukunft fährt elektrisch«, das steht für Roland Zirpel. Vorstand Kommunikation bei Renault Deutschland, außer Frage. Neben Elektrofahrzeugen zählten auch Hybridantrieb und Brennstoffzelle zu alternativen Antriebsformen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der CO2-Emissionen haben sich viele Länder entschlossen, den Zuwachs an CO2-Ausstoß zu stoppen. Ein Grund für das Umdenken sei aber auch die Tatsache begrenzter Ölreserven; man gehe davon aus, dass sie noch maximal 60 Jahre lang reichten – möglicherweise länger, aber deren Förderung sei unrentabel. Insgesamt, so Zirpel, müsse man davon ausgehen, dass das Umweltbewusstsein der Bevölkerung steige. Der CO2-Ausstoß von Fahrzeugen werde in gesetzlichen Regelungen festgelegt. Derzeit liege der Ausstoß bei durchschnittlich 146,3 Gramm CO2 pro Kilometer; Ziel sei es, bis zum Jahr 2020 unter 100 Gramm zu kommen. Fahrzeuge wie der Renault Fluence Z.E. lägen jetzt bei 74 oder 62 Gramm, abhängig vom jeweiligen Strommix, wobei im reinen Betrieb nichts anfalle, wohl aber in der Produktion.

2020, so schätzt der Kommunikations-Vorstand des Unternehmens. würden Elektrofahrzeuge zehn Prozent des gesamten Marktes ausmachen. Die Bundesregierung wolle 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf den Straßen haben. Das bedeute auch, dass dann immerhin noch 90 Prozent der Fahrzeuge thermisch betrieben seien. Die mangelnde Reichweite der Fahrzeuge von 160 oder 170 Kilometern pro Batterieladung sei mehr ein psychologisches als ein tatsächliches Problem, führte der Referent aus: 87 Prozent der Autofahrer legten weniger als 60 Kilometer pro Tag zurück, und mit mehr öffentlichen Ladesäulen werde auch das »Nachtanken« einfacher.

Die Standardladung dauert etwa sechs bis acht Stunden; eine Schnellladung, die bis zu 80 Prozent der Batteriekapazitäten füllt, ist in 20 bis 30 Minuten möglich. Ein kompletter Batterieaustausch dauert drei Minuten. Ganz wichtig sei, so Zirpel, dass die Fahrzeuge erschwinglich seien, und das gehe nur mit Massenproduktion. Der Preis der Fahrzeuge sollte mit denen von Dieselfahrzeugen vergleichbar sein, wobei es in Deutschland keine staatlichen Anreize zum Kauf gebe. Die rund 250 Kilogramm schwere Batterie, das ist eine Besonderheit, wird geleast. Im Falle eines Unfalls, erläuterte Zirpel auf Nachfrage, sei sie soweit gesichert, dass nichts passieren könne. In mehr als 100 Ländern weltweit gebe es inzwischen ein Abkommen zum Ausbau der Infrastruktur, um Elektromobilität zu erleichtern.

Entsprechend gehe man von einem großen Markt aus, betonte Zirpel. Wichtig sei es, Kaufanreize zu bieten, aber auch Parkplätze mit Lademöglichkeit seien ein Weg, diese Art der Fortbewegung voran zu bringen. Nachdenken könne man zudem über vergünstigte Parkgebühren.

Die Zielvorgaben für 2020 seien zwar ambitioniert; allein Renault bringe aber in der nächsten Zeit vier verschiedene Modelle heraus, und für die großen Automobilhersteller sei es auch eine Image-Frage, Teil dieses Marktes zu sein.ek