Zeitreise durchs abendliche Einbeck mit Blick hinter verschlossene Türen

Auf eine Zeitreise hat Gästeführer Alexander Kloss jetzt die Mädchen und Jungen des Einbecker Ferienpasses mitgenommen. Im Rahmen des Stadtrundgangs »Von Gaunern, Henkern und Folterknechten« konnten sie einmal an Orte gehen, die sonst verschlossen sind, und hinter Türen schauen, hinter die sie sonst nicht sehen dürfen.

Einbeck. Den Auftakt machte die Rathaushalle, wo sich die Kinder den Merian-Stich erklären ließen. Rund 300 Jahre ist er alt, er zeigt den Blick von der Hube auf das damalige Einbeck. Ebenfalls in der Halle zu sehen ist der Käfig, in dem Brandstifter Heinrich Diek, der 1540 die Stadt in Schutt und Asche gelegt haben soll, seinem Ende entgegen sah, mit Honig eingeschmiert und von Bienen gepeinigt. Dass der Bruder ihn, um ihn von den Qualen zu erlösen, gar nicht mit einem Schuss getötet haben kann, machte Alexander Kloss anhand der Spuren am Käfig deutlich: »So dicke Kugeln gab es damals noch gar nicht.« Immerhin wussten die Kinder schon, dass im Rathaus das Original hängt. Eine »gefälschte Kopie« konnten sie später am Diekturm anschauen.

Der Rathauskeller (Foto), das erfuhren die Rundgangs-Teilnehmer weiter, sei vielleicht einmal der Folterkeller der Stadt gewesen. Ohne elektrische Straßenbeleuchtung, vielleicht auch ohne Mondlicht: Da war es an der Ecke Marktstraße/Maschenstraße schaurig und finster. Nicht umsonst, erläuterte Alexander Kloss, sei dies das sogenannte »Nachtjackenviertel« gewesen, in dem sich gerade die herumdrückten, deren Tun nicht ans Licht gelangen sollte. Der Diekturm beeindruckte die Kinder vor allem durch seine fast drei Meter dicken Mauern, aber auch durch den Folterstuhl. Der habe, das erfuhren sie, gar nicht mal diesen Zweck gehabt, sondern er diente dazu, einen Mörder vor dem Selbstmord zu bewahren. Fast fünf Monate musste er darin verbringen, wobei er allerdings auch mit heißen Eisen gefoltert wurde, bevor er vor den Henker kam. Dieses Amt sei schwierig gewesen, betonte Alexander Kloss: Zum einen habe eine Stadt seine Dienste benötigt, zum anderen musste er am Rand leben, und begraben wurde er vor der Friedhofsmauer – auch vor St. Crucis, dem ältesten Friedhof Einbecks. »Wo ein Wasser über das andere fließt ...«, eines der Wahrzeichen lernten die Teilnehmer am Offiziersgarten/Krähengraben kennen, die anderen beiden, den Till-Eulenspiegel-Brunnen und das Alte Rathaus mit den drei Türmen, hatten sie zum Auftakt der Tür gesehen.

Dieser Ort, an dem sich Krummes Wasser und Mühlenkanal kreuzen, sei strategisch wichtig gewesen hieß es, verlief doch hier die Hauptwasserleitung der Stadt, die sowohl für die Versorgung der Bürger als auch für den Antrieb der Mühlen wichtig war. Zur Verteidigung diente der Diekturm.

Der hohe Storchenturm ein paar hundert Meter weiter zeigt noch sichtbare Kriegsschäden durch Kanoneneinschläge. Witzig fanden die Kinder den Blick auf die »Toilette« des Türmers, der seinen Posten natürlich nicht verlassen durfte. Das ursprüngliche Aussehen der Stadtmauer hatte die Gruppe vom Bäckerwall aus vor Augen. Direkt an die Mauer sind die Häuser hier gebaut. Den Abschluss bildeten Orgelklänge in der Marktkirche St. Jacobi – und die Versicherung der Kinder, dass ihnen der Rundgang gut gefallen habe.oh