Mit Stimme und Charme: Gunther Emmerlich im Garten des Literaturhauses

Einbeck. Der Besuch in Einbeck sei, scherzte er, eine Dienstreise: Immerhin sei er Ehrenbraumeister von Freiberg in Sachsen. Geboren in Thüringen, fühle er sich als Wahl-Sachse: »Die Sachsen hört man überall«, lachte er. Wie sie sich bei den Zugaben zu verhalten hätten, erläuterte er den Besuchern gleich am Anfang: »Dann haben wir’s hinter uns.« Die Zugaben seien zu sehen wie Zensuren: Drei Zugaben mit Stehenden Ovationen, das sei die höchste Note, und die gestanden ihm die Einbecker auch gern zu, das sei schon verraten.

Einige Geschichten aus seinen Büchern - »Ich wollte mich mal ausreden lassen« von 2007 und »Zugabe« von 2010 sowie aus »Spätlese«, das zur Frankfurter Buchmesse erscheint -, dazu Anekdoten, etwa vom 100. Geburtstag von Jopi Heesters, außerdem Musik: Gunther Emmerlich gestaltete einen stimmigen Abend, der die Besucher immer wieder zum Lachen, aber auch zum Nachdenken brachte. Vom Altwerden berichtete er - und dass man so alt sei, wie man sich fühle, sei geistiger Selbstbetrug.

Immerhin: »Alt werden, jung bleiben, daran arbeite ich.« »Man müsste nochmal 20 sein« passte gut dazu. Das Lied von Noah passe zwar nicht zu den Geschichten, aber es sei eben ein schönes Lied - also fand sich das ebenso im Programm wie das Stück vom frommen Antonius, eingebettet in eine Geschichte von einem Freund, der in Beulbar ein »Am Vieh-Theater« führt.

Seine sächsischen Spracheigenheiten machten ebenso Spaß wie »Ol’ Man River« oder die Erinnerung an Tochter Karos Geburtstag: immer Silvester, häufig mit ungebetenenen, aber lieben Gästen: »Die Besucher, die die Kinder von der Geburtstagsfeier abholen, bleiben immer gleich bis zum nächsten Jahr.« An Erinnerungen an Ephraim Kischon ließ er die Zuhörer teilhaben, an einer Geschichte von einem sechs Nummern zu großen Smoking und Geständnissen dazu, was er als Kind mit dem Namen »Emmerlich« aushalten musste.

»Ich erziehungsbedürftig, sie erziehungsberechtigt«, das Verhältnis zu seiner älteren Schwestern, die sich um ihn gekümmert habe, sei und bleibe schwierig«, sagte er mit einem Augenzwinkern: Für sie bleibe er immer der kleine Bruder. Wie der Fiedler auf den Kiez gekommen ist in Person von Emmerlich, der den Milchmann Tevje auf St. Pauli gespielt hat, erheiterte die Besucher ebenso wie die Hymne für einen dicken Mann: »Bei mir biste scheen«.

Der Könner, verriet er, habe eben Hirn und Bauch. Zum Mitsingen lud er bei »When the saints ...« ein, bevor er sich unter viel Applaus den Zugaben widmete: »Die Regeln kennen Sie ...« amüsierte er sein Publikum, das nun noch über »Affentheater« lachen konnte: Menschen- und Affengene ähnelten sich zu 98,5 Prozent, bei Männern seien es sogar noch mehr: »Man ist dem Schimpansen ähnlicher als seiner Frau.«

Perfekt passte der Bass zu »I was born under ... the Sowjet star«, so der Sänger, Jahrgang 1944 und aufgewachsen in der DDR. Mit einem Mini-Chanson, das so »mini« war, dass man die Pointe schnell verpassen konnte, verabschiedete er sich, bevor er auf der Terrasse des Literaturhauses Bücher und CDs signierte und charmant Autogrammwünsche erfüllt.ek