In der neuen PS.Halle können die »Adler« fliegen

Offizielle Eröffnung mit der ersten Wechsel-Ausstellung über Adlerwerke | Juwel für Einbeck sichern

Ein weiteres Projekt, das die Besucher staunen lässt: »Schätze aus dem Depot« heißt die Ausstellungsreihe, mit der die PS.Halle am Sonntag offiziell eröffnet wurde.

Fahrzeuge aus der Produktion der Adlerwerke – sowohl Automobile als auch Motorräder und Fahrräder – sind in der ersten Ausstellung in der neuen PS.Halle zu sehen; ebenso wird an Adler-Schreibmaschinen erinnert. Aufbereitet ist die Schau, in der Schätze aus dem Depot der Kulturstiftung Kornhaus gezeigt werden, durch Informationstafeln zur Geschichte und mit Geschichten rund um das 1880 gegründete Unternehmen.

Einbeck. Nach der Begrüßung durch Lothar Meyer-Mertel, Geschäftsführer des PS.SPEICHERs, erinnerte der Vorstand der Kulturstiftung Kornhaus, Holger Eilers, daran, dass an derselben Stelle, aber nicht in derselben Halle im Juli 2014 der PS.SPEICHER eröffnet wurde. Die ehemalige Lagerhalle, eigentlich nur Wände und Dach, habe, wie eine Filmkulisse, einen so guten Eindruck gemacht, dass die Niedersächsischen Musiktage angeklopft hätten. Daraufhin habe man handeln müssen und innerhalb eines Jahres diese PS.Halle gebaut. Sie habe ihre Bewährungsprobe schon bestanden. Heute werde sie für ihren eigentlichen Zweck – als Ausstellungshalle – eröffnet, nutzbar aber auch für weitere Veranstaltungen. Eine Stadthalle in Konkurrenz zu anderen Einrichtungen sei sie aber nicht, stellte er klar. 13.000 Kubikmeter umbauter Raum, versenkbare Bühne, umfassende Medientechnik einschließlich hochwertiger Lautsprecheranlage und Lüftung seien in einer schwierige Bauzeit geschaffen worden. Überstunden und Sonderschichten hätten es möglich gemacht, den Plan einzuhalten. Die Halle füge sich nahtlos in das bestehende Ensemble ein. Bauen konnte man die Halle Dank des großzügigen Spenders Karl-Heinz Rehkopf – für die Kulturstiftung allein wären die Kosten zu hoch gewesen. Im Namen von Team, Stiftung und Nutzer dankte Holger Eilers dafür.

Die Flexibilität der Halle habe man bereits bei der musikalischen Großveranstaltung Anfang September gesehen, stellte Ausstellungsleiter Sascha Fillies fest. Die Ausstellung verzichte hier auf Multimedia- und Aktivstationen, sie habe aber dieselben hohen Maßstäbe an Information und Qualität wie die Dauerausstellung im PS-SPEICHER. »Schätze aus dem Depot« werde zeigen, was sonst nicht zu sehen sei; neue Themen und Fahrzeugtypen könne man darstellen.

Die erste Wechselausstellung beschäftigt sich mit dem Unternehmen Adler: Umfeld, Kontext, Menschen. Bei Adler arbeiteten die besten Automobilkonstrukteure ihrer Zeit, die Fahrzeuge waren früh langstreckentauglich. Neben Autos wurden auch Motorräder, Fahrräder und Büromaschinen produziert. »Adler ist unvergessen.«  Viele engagierte Leihgeber und Unterstützer hätten an der Ausstellung mitgewirkt, die erneut von ö_konzept gestaltet wurde.

Einen hoffnungsfrohen Blick in die Zukunft warf der Vorsitzende der Förderfreunde PS.SPEICHER, Dr. Andreas Büchting: Er sehe für das Jahr 2036 einen Förderverein mit über 3.000 Mitgliedern in einer Stadt Einbeck, die auf eine Erfolgsgeschichte blicke, inspiriert vom Unternehmergeist des dann 100-jährigen Karl-Heinz Rehkopf. Die PS.Halle sei der letzte Eckstein, der aus seiner Schatulle finanziert werde, und das sei tatsächlich mehr als genug. Mit Blick darauf müsse das Tortenstück, das die Förderfreunde am Gelingen hätten, größer werden. »Überzeugen Sie sich von diesem tollen Netzwerk«, warb er um aktive Unterstützung – gemäß dem abgewandelten Kennedy-Motto »Frage nicht, was der PS.SPEICHER für dich tun kann ... .« Wer jetzt Mitglied werde, könne Vorteile bereits nutzen, müsse aber erst ab 2017 Beiträge bezahlen.

Seine Ämter als Hallenwart und Baulöwe könne er mit der Übergabe der PS.Halle an die Kulturstiftung Kornhaus aufgeben, schmunzelte Karl-Heinz Rehkopf. »Ich hoffe, dass Sie Ihnen genau so gefällt wie mir – sie ist einfach gigantisch«, freute er sich. Seine Frau habe schon befürchtet, dass ihm die Knöpfe von der stolzgeschwellten Hemdbrust fliegen könnten - alles ein Erfolg der retrograden Baumethode.

Offen sprach Rehkopf die finanzielle Situation des Museumsbetriebs an: Fachleute hielten einen deutlich höheren Eintrittspreis für angemessen; allerdings gebe es kein Museum, das Gewinne abwerfe oder auch nur die Kosten abdecken könne. Die Motivation für ihn, das, was er in 45 Jahren gesammelt habe, zu verschenken, sei nicht, eine Unterkunft für seine Fahrzeuge zu bekommen oder bekannt zu werden wie der sprichwörtliche bunte Hund. Er wolle vielmehr von seinem überdurchschnittlichen beruflichen Erfolg etwas zurückgeben – nicht irgendwo, sondern in seiner Heimat Einbeck. Damit verbinde er die Hoffnung, dass Stadt und Region davon profitierten. Dafür erwarte er nicht Dank und Belobigung, aber er habe die Erwartung, dass er mehr Unterstützer begeistern könne – als Ehrenamtliche, Mitglied im Förderverein oder Sponsoren.

Alle Motorräder und viele Autos habe er der Stiftung bereits geschenkt. »Ich war ein wohlhabender Mann, jetzt bin ich ein Mann«, lächelte er. Wenn für den künftigen Museumsbetrieb Geld benötigt werde, könnte man Fahrzeuge verkaufen. Er wünsche sich nicht nur eine langen Zukunft für den PS.SPEICHER, sondern auch eine lange Unterstützung, um dieses Juwel für Einbeck nachhaltig zu sichern. Ein Weg sei es, über ein Testament das zu vererben, was die Erben nicht brauchten, und Zustifter zu werden, um Vorsorge für Betrieb und Erhalt zu treffen. Handeln, anpacken, mitmachen, nach den persönlichen Möglichkeiten, das erhoffe er sich als verantwortungsbewusste Stifter. Viel Engagement sehe er beispielsweise beim Einsatz für das PS.Depot Lkw + Bus, wo sich für jeden, der dabei sein wolle, etwas zu tun finde. Verwundert sei er über die derzeit mit 360 Personen noch überschaubare Zahl der Förderfreunde. Ob Fan, Freund oder Förderer: »Die Menge macht’s.« Bevor er nun die »Adler« fliegen lasse, wünsche er sich, dass er die Verantwortung künftig auf viele andere Schultern verteilen könne. Mit fast 80 Jahren und täglich zwölf bis 14 Stunden, in denen er sich mit dem PS.SPEICHER beschäftige, sei es Zeit, an den Ruhestand zu denken.

Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung durch Musik vom Posaunenquartett Trombone Unit Hannover. Ein Video mit Stimmen zur Eröffnung gibt es auf landkreis-northeim.de.ek