Konzept für Beweidung des Altendorfer Berges

Foto: Städler
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Seit Beginn des Jahres 2016 ist die Beweidung des Altendorfer Berges in neue Hände gelegt worden. Reinhard Bode, der viele Jahre die Pflege der Halbtrockenrasenflächen mit seinen tierischen Helfern in seiner Obhut hatte, hat nun den Staffelstab an Familie Henne aus Kuventhal weiter gereicht. Tanja Henne ist gelernte Landschaftsgärtnerin, und ihr Mann Bernd arbeitet als Forstwirt seit April in Teilzeit.

Einbeck. In Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis Northeim wurde ein Konzept für die Beweidung erarbeitet, das sich sowohl für die seltene Orchideen-Flora wie auch für die bedeutsame Insekten-Fauna positiv auswirken soll. Es erfolgt keine systematische Beweidung – am Anfang A starten und am Ende X aufhören. Vielmehr wird auf die Blühzeiten der Orchideen im Frühjahr Rücksicht genommen und ebenso die Insekten-Flugzeit berücksichtigt.

Das Prinzip der Beweidung lautet, dass niemals alle Flächen zur gleichen Zeit kahl gefressen werden. Je trockener Teilflächen sind (steinige Kuppen und Hänge), um so später erfolgt eine Beweidung. Lößüberlagerte reichere Standorte werden zwei Mal im Jahr abgeweidet. Zwischen den beweideten Flächen bleiben zunächst rund 20 bis 30 Meter breite Blühstreifen stehen. Auf den trockeneren Flächen können die Orchideen in Ruhe ausblühen und Samen ausbilden. Hier reicht je nach Witterung auch ein Weidegang im Jahr. Während die stehengelassenen Streifen ideale Ausweichmöglichkeiten für Schmetterlinge, Hummel, Bienen und Käfer bilden, wo sie genügend Nektar und Pollen sammeln können, wachsen die abgeweideten Kleinflächen wieder nach und bilden eine zweite Blüte aus.

Man kann als Beobachter feststellen, dass auf frisch und komplett beweideten Flächen kaum Insekten anzutreffen sind. Spaziergänger können im Moment sehr gut erkennen, dass sich ein Flickenmuster auf den Grünflächen abbildet. Auf dem Altendorfer Berg (Naturschutz- und FFH-Gebiet) weiden jetzt etwa 200 Schafe und 50 Ziegen in zwei Gruppen. Mit einer Gruppe Rhönschafe und einer Gruppe Coburger Fuchsschafe werden zwei vom Aussterben bedrohte Rassen als »Rasenmäher« eingesetzt. In Kuventhal leben zusätzlich rund 120 Absatzlämmer. Die Thüringer Waldziegen sind in ihrem Bestand ebenfalls gefährdet. Die Kombination von Schafen und Ziegen sorgt dafür, dass neben der krautigen Vegetation auch die vorkommenden Dornen Sträucher wie Schwarz- und Weißdorn sowie Wildrosen kurz gehalten werden. Hier sind besonders die Ziegen gefragt. Regelmäßig kann man die beiden Schäfer auf dem Altendorfer Berg antreffen. Zäune müssen auf Dichtigkeit geprüft werden, die Tiere benötigen bei warmem Wetter genug Wasser und Salzlecksteine müssen ebenso vorhanden sein. Am Ende des Jahres werden die Flächen überprüft, ob alle Bereiche abgeweidet wurden und das Beweidungsziel erreicht wurde.

Ein sehr kleiner Vertreter (gerade mal gut zehn Millimeter große) aus dem Bereich der Schmetterlinge ist der Schwarze Zünsler (Pyrausta nigrata) der in NRW als gefährdet eingestuft ist. Man entdeckt ihn nur mit geübtem Auge.  Nicht jedes Jahr taucht der Postillon (Colias croceus) auf. Er ist ein Wanderfalter der in manchen Jahren über die Alpen aus dem Süden einwandert. Was wäre der Naturschutz ohne die tierischen Helfer – die Flächen würden schnell zuwachsen, und etliche Pflanzen und Ziere würden im Schatten verschwinden. Und was wäre der Naturschutz ohne Menschen, die sich der Schäferei verschrieben hätten?oh