Bewusst handeln - auch im Internet

FIPS-Aktionswoche mit Theaterpädagogen | Schüler sensibilisieren

Einbeck. »Sei misstrauisch«, »Tu’s nicht« (Angabe von individuellen Daten), »Klick weg«, »Sag Nein« und »Sag Bescheid«, diese Internet- und Chat-Regeln sollte man immer befolgen, mahnte Theaterpädagoge Dirk Bayer. Dank der Unterstützung des Präventionsvereins war er wieder zu einer Aktionswoche in der Region.

Bayer spielte zusammen mit Kristina Greif in Schulen und Kindergärten immer wieder kleine Szenen zu Themen wie Mobbing und Cybermobbing, Handy-Filme im Internet, Chatten sowie Spiele mit Computer und Konsolen. Alltagstypische Situationen stellten die Theaterpädagogen dar, um dann mit den Schülern über Beweggründe und Verhaltensweisen der handelnden Personen ins Gespräch zu kommen und mögliche Lösungsansätze zu erarbeiten.

Unter anderem ging es um Tina (Kristina Graf), die neu in eine Schule kommt und vom Markus (Dirk Bayer) gemobbt wird. Er beschimpft sie, reißt Witze über sie. Ärgert er sie oder mobbt er sie, hinterfragte Bayer. Während es bei Ärger - zum Beispiel bei Geschwistern - im Anschluss zu Versöhnungen komme, liege hier Mobbing vor. Der Täter malträtiere ein Opfer, unterstützt von schweigenden Mittätern.

Während Markus »cool« sein will und auf Aufmerksamkeit aus ist, merkt er oft dabei nicht, wie er Tina ständig verletzt. Gewinner-Verlierer-Spiele könne man überall beobachten, so Bayer - unzählige Fernsehsendungen setzten auf dieses Prinzip - auch die bekannten Serien und Formate, die die Schüler sehen. Oft schauen sich Jungen und Mädchen Verhalten in Medien ab, erachten sie als »cool« und übernehmen sie.

Wie soll Berta reagieren, wenn Kai ihr einen »super krassen Film« auf ihr Handy weiterleiten will, wie soll sich Tina verhalten, als ein fremder Chat-Partner plötzlich anfängt, sie sexuell zu belästigen, oder wie kann sich das Mädchen gegen das ständige Mobbing von Markus wehren, die Schüler wurden immer wieder aufgefordert, Strategien auszuprobieren, um die jeweils bestmögliche Lösung zu finden.

Wichtig sei, dem Störer die Aufmerksamkeit zu entziehen, der möglicherweise gar nicht merke, was er dem Opfer antue. Mobbing ein Gruppenproblem darstelle, müsse die Klasse mit einbeziehen. Täter-Opfer-Spiele funktionieren mit dem Mechanismus auch im Bereich Cyber-Mobbing: »Das Prinzip ist gleich, nur das Medium ändert sich«, so Dirk Bayer.

Er sprach mit den Schülern über die Gefahren von Facebook, WhatsApp oder Instagram und stellten mit ihnen Sicherheitsregeln auf: Man soll misstrauisch sein, denn oftmals werde viel Unwahres veröffentlicht, keine privaten Daten preisgeben, wegklicken, wenn sich ein komisches Fenster öffne, Nein sagen zu einem persönlichen Treffen mit unbekannten Chatern und Bescheid geben, wenn man Hilfe benötige.

Es ging den Theaterpädagogen nicht um eine pauschale »Verteufelung« des Internets oder der neuen Medien und seiner Möglichkeiten, sondern um einen bewussten Umgang sowie mit der Sensibilisierung vor möglichen Gefahren. Im Zusammenhang mit den Stücken interessieren sich die Akteure für den Medienkonsum der Schüler: Viele haben einen eigenen Fernseher im Zimmer, fast alle ein internetfähiges Handy.

Etwa drei Stunden nutzen die Jungen und Mädchen Medien unterschiedlichster Art pro Tag. Ob Ballerspiele oder Horrorfilme - vieles werde konsumiert. Es befasse die Kinder noch lange danach. Viele trauen sich nach gruseligen Filmen nicht mehr in den dunklen Keller. Geraten wurde, sich Ausgleiche zu schaffen mit Musik, Sport und »realen Treffen«, um nicht zu isolieren und eine »Pause« vor dem ständigen Input zu haben.

Kontinuierlich über Stunden könne man nicht hoch konzentriert sein, deshalb gebe es unter anderem an den Schulen auch die Pausen, zum Durchschnaufen sowie Körper und Geist eine Ruhephase zu gönnen. Die Theaterpädagogen stellten sich immer wieder gut auf ihr unterschiedliches Publikum ein.

Egal, in welchem Alter sie waren, die Schüler arbeitete rege mit. »Krasses Zeug« wurde neben der Löns-Realschule, an der Goetheschule, in den Erzieherklassen der BBS Einbeck und an der Grundschule Drüber aufgeführt. In der Pestalozzischule, der Grundschule am Teichenweg, im Kindergarten Sievershausen und im elften Jahrgang der BBS Einbeck, wurde »Hau ab« und damit Szenen gegen sexuellen Missbrauch auf die Bühne gebracht.

Das interaktive Stück befasst sich sowohl mit dem »bösen Fremden« als auch mit familiären Grenzüberschreitungen und will den Kindern konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Abschließend forderten die Zirkuspädagogen die Fünftklässler der Realschule auf, ihre tägliche Mediennutzung zu ermitteln sowie mit Lehrern über konsumierte Filme und Serien samt der Täter-Opfer-Sequenzen zu sprechen.

Zielsetzung sei, die Kinder zu stärken, Tabus aufzubrechen, sie über Hilfsmöglichkeiten zu informieren und Lehrern, Anregungen zu bieten, mit den Schülern die richtigen Worte zu finden, um über die wichtigen Themen zu sprechen.mru