Gewitter sorgt für Feuerwehr-Dauereinsatz

Rund 200 Einsatzstellen im Landkreis Northeim | Überflutungen, Bäume umgestürzt, Dächer abgedeckt

Region. Nur zehn, fünfzehn Minuten hat am Montagnachmittag Gewitter, begleitet von Sturmböen um 100 Stundenkilometer und Starkregen über weiten Teilen des Landkreises Northeim gewütet. Die Folge: rund 200 Einsatzstellen und damit ein Dauereinsatz von Feuerwehr und THW bis in den Abend.
Dachabdeckungen in Hohnstedt

Von Wahmbeck über Uslar weiter über den gesamten Landkreis ist das Unwetter von Südwesten her in die Region gezogen. Der erste Einsatz lief um 16.33 Uhr auf, auch um 22 Uhr waren die Feuerwehren vereinzelt noch im Einsatz. In allen Städten und Gemeinden waren die Feuerwehren teils gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk gefordert, weil Bäume auf Straßen und Gebäude gefallen sowie Keller vollgelaufen sind.

In Hohnstedt musste die Feuerwehr gleich an mehreren Einsatzstellen tätig werden. Ein Baum war auf ein Gebäude gestürzt, der Sturm hat in der Northeimer Ortschaft zahlreiche Dächer abgedeckt und beschädigt. Von einer Industriehalle fehlte nach dem Unwetter knapp ein Drittel der Dachziegel. Der Landkreis hat hier mit seiner Fachgruppe Rettungsrobotik unterstützt und ein Lagebild mittels Drohnen aus der Luft erstellt.

In der Northeimer Innenstadt hatten sich Menschen bei Einsetzen des Unwetters in Gebäuden in Sicherheit gebracht. Im Bereich eines Einkaufszentrums flog Dämmmaterial umher und stürzte auf Oberlichter, die jedoch standhielten. Verletzt wurde hier niemand.

In Jahrzehnten so noch nicht erlebt

Unter anderem bei Dassel und im Raum Düderode waren Bäume auf Stromleitungen gefallen. Am Bahnhof in Kreiensen stand eine größere Menschengruppe, darunter mehrere Kinder, auf dem Bahnsteig und war dem Unwetter, insbesondere kräftigem Hagel ausgesetzt, auch hier kam die Feuerwehr zum Einsatz. Auf der Landesstraße zwischen Eschershausen und Relliehausen waren im Wald mehrere Fahrzeuge durch umgestürzte Bäume eingeschlossen. Die Bundesstraße 248 musste zwischen Echte und Ildehausen aufgrund zahlreicher Schäden und teils meterlanger herabhängender Äste für Stunden voll gesperrt werden. Auf der Autobahn 7 stürzte zwischen Seesen und Echte in Fahrtrichtung Kassel ein Baum im Baustellenbereich auf die Fahrbahn.
Die Feuerwehren aus dem Stadtgebiet Bad Gandersheim waren neben zahlreichen weiteren Einsatzstellen auf dem Gelände der Landesgartenschau im Einsatz, um Wege freizupumpen und Abflüsse nach dem Starkregen zu befreien.

In zahlreichen Ortschaften wie Echte in der Gemeinde Kalefeld berichten Anwohner, dass ganze Gartenhäuser durch den extremen Wind zerstört worden sind. Ein derart plötzliches, kurzes aber zugleich heftiges Unwetter habe man auch in Jahrzehnten so noch nicht erlebt.

Warnapps empfohlen

Die Kreisfeuerwehr empfiehlt, auch für Extremwetterlagen Warnapps wie BIWAPP oder auch NINA zu installieren. »Wir haben die Gefahrenlage, ganz gleich ob aufgrund von Unwettern oder Brandereignissen, rund um die Uhr im Blick und können Warnungen so jederzeit von jedem Ort aus absetzen«, sagt Konstantin Mennecke, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und Bevölkerungswarnung. Zudem informiert die Kreisfeuerwehr als Einheit der Kreisverwaltung über länger andauernde Straßensperrungen infolge von Feuerwehreinsätzen.

Im gesamten Stadtgebiet Einbeck musste die Feuerwehr rund 50 Einsätze abarbeiten, sagte Stadtbrandmeister Lars Lachstädter, vorwiegende handelte es sich um umgestürzte Bäume. In Salzderhelden stützte ein Baum auf ein parkendes Auto, auch in Hullersen, beim Klapperturm und Kohnsen sowie an der Biogasanlage (die »EM« berichtete) waren Äste wegzuräumen. Überflutet wurde auch wieder der Bereich am Weidenfeld in der Kernstadt. Rund 180 Feuerwehrmitglieder von mehrere Feuerwehren waren im Einsatz, und das schon zum zweiten Mal in kurzer Zeit, bedauert Lachstädter.

60 Feuerwehrkräfte im Bereich Dassel

Im Dasseler Bereich waren rund 60 Feuerwehrkräfte im Einsatz. Wie Stadtbrandmeister Maik Pfeiffer auf Anfrage mitteilte, ist ein Baum auf eine Stromleitung gefallen, die dann gerissen ist. Es kam zu einem Stromausfall in Lauenberg und Hoppensen. Das Sägewerk wird nun die nächsten Tage über ein Notstromaggregat versorgt, so Pfeiffer. Außerdem mussten Bäume auf der Straße zwischen Eilensen und Ellensen sowie auf der Erholungsheimstraße in Dassel weggeräumt werden. Überflutete Straßen gab es in Lüthorst und Sievershausen. In Wellersen sorgte das Gewitter für Astabbruch.
Der Landkreis Northeim hat folgende hilfreiche Tipps für Gewitterlagen: Wenn es draußen stürmt und blitzt, sollte man den Aufenthalt im Freien meiden. »Bleiben Sie zuhause – das ist definitiv die sicherste Variante. Halten Sie im Freien Abstand von Bäumen und Masten, suchen sie Schutz in festen Gebäuden.«

Nicht im Keller aufhalten

Wenn es draußen stark regnet, sollte man sich nicht etwa im Keller, sondern mindestens im Erdgeschoss aufhalten. Bei Starkregen können Keller, aber auch Tiefgaragen oder Unterführungen geflutet werden. Deshalb sollte man diese Bereiche unbedingt meiden – Starkregen kann im Extremfall Kellergeschosse in Sekunden fluten.

Bei Starkregen können Straßen überflutet und unpassierbar werden, zudem ist durch Spritzwasser die Sicht eingeschränkt. Man sollte mit dem Auto deshalb rechts ranfahren und halten, so vermeidet man, unter Bäumen zu parken, die umstürzen oder von denen sich große Äste lösen können.

Zuhause kann man vorsorgen, indem Fenster und Türen geschlossen werden. Bewegliche Gegenstände im Freien sollten gegen Umherfliegen gesichert werden. Empfindliche elektronische Geräte kann man vom Netz nehmen und so vor Überspannung schützen.

»Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen« ist ein alter Merksatz, der lebensgefährlich ist. Bäume und Wälder sind bei Unwetter unbedingt zu meiden, ebenso Türme oder Masten.
Lebensgefahr in Wäldern

Sollten Orkanböen die Region erfassen, können Bäume umstürzen, Ziegel von den Dächern fallen und auch Fassadenteile oder Ähnliches abreißen. Dies verdeutlicht, weshalb ein Aufenthalt im Freien in diesem Fall lebensgefährlich ist.

Brände und Unfälle kann man jederzeit über Notruf 112 melden – die Notrufleitungen sind bei derartigen Unwetterlagen aber für zunächst weniger relevante Meldungen, beispielsweise von umgestürzten Bäumen außerhalb von Gefahrenbereichen oder nur wenigen Zentimeter Wasser im Keller freizuhalten. Bei Sturm und auch in den Stunden danach dürfen Parks und Wälder nicht betreten werden. Hier besteht Lebensgefahr! Absperrungen der Kommunalen Bauhöfe und der Forst müssen beachtet werden.oh/sts

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